DSAG-Kongress 2016

SAP-Anwender suchen nach Lösungen für den digitalen Wandel

23.09.2016 von Martin Bayer
Der Spagat zwischen gewachsenen, heterogenen und zunehmend komplexeren Systemlandschaften sowie der für die anstehende Business Transformation notwendigen Agilität und Flexibilität droht sich zur größten Herausforderung für die SAP-Anwender zu entwickeln. Die fordern deshalb mehr Unterstützung von ihrem Softwarelieferanten und scheinen zumindest teilweise auch Gehör zu finden.

"Die Digitalisierung ist in den Unternehmen angekommen", konstatierte Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) zum Auftakt der diesjährigen Jahrestagung, die vom 20. bis 22. September in Nürnberg stattfand. Der DSAG-Chef berief sich in seiner Keynote auf eine Umfrage vom Frühjahr dieses Jahres, wonach 82 Prozent der rund 350 befragten Unternehmen der Business Transformation eine hohe beziehungsweise sehr hohe Bedeutung zumessen.

DSAG Investitionsumfrage 2016
Schwerpunkte bei SAP-Investitionen
Rollout, Konsolidierung, Harmonisierung - das sind wie schon in den vergangenen Jahren die Schwerpunkte der SAP-Investitionen seitens der Anwender. Während das Interesse an HANA und S/4HANA langsam wächst, sind SAPs Cloud-Angebote noch lange nicht im Markt angekommen.
Digitale Transformation
Investitionen in die Digitalisierung der Geschäftsmodelle und Prozesse werden wichtiger, sagen vier von fünf befragten SAP-Anwenderunternehmen.
Wer entscheidet über SAP-Investitionen?
Der Einfluss der Fachbereiche wird größer. In mehr als der Hälfte aller Unternehmen entscheiden IT- und Fachbereichs-Verantwortliche gemeinsam, wohin SAP-Investitionen fließen. Wo das nicht der Fall ist, hat meist noch die IT das Sagen - bis auf die Schweiz. Hier schwindet die Macht der IT-Abteilung.

Einfach dürfte das allerdings nicht werden. Der damit verbundene Wandel wird aus Sicht der Anwendervertreter die Art und Weise, wie Unternehmen funktionieren und arbeiten, massiv umkrempeln. Die Welt der Geschäftsprozesse ändert sich, prognostizierten die DSAG-Vertreter. Branchen würden Business Eco-Systeme bilden und sogar teilweise miteinander verschmelzen. Daten selbst entwickelten sich mehr und mehr zu einem Geschäftsmodell. Auch in den Unternehmen selbst stünden der Anwendervertretung zufolge weitreichende Veränderungen an. Software durchdringe demnach immer tiefer die Geschäftsprozesse und beziehe Konsumenten wie Kunden stärker in die Abläufe mit ein.

Das hat weitreichende Konsequenzen: Die damit einhergehende digitale Transformation von Prozessen und Geschäftsmodellen wird für alle Unternehmen große Herausforderungen mit sich bringen, lautete die Vorhersage der DSAG-Vertreter. Beispielsweise werde sich die Komplexität der Prozesse in den Unternehmen massiv erhöhen, sagte Lenck unter Verweis auf die eigene DSAG-Umfrage.

Business Transformation ohne Reibungsverluste

Ein Mittel, die anstehenden Herausforderungen zu meistern, ist aus Sicht der DSAG IT. Daraus resultiert offenbar auch der Anspruch der Anwender an ihren PartnerSAP, gemeinsam daran zu arbeiten, die Business Transformation möglichst ohne Reibungsverluste zu gewährleisten. Allerdings wandelt sich offensichtlich auch das Verhältnis zwischen IT-Lieferanten und den Anwenderunternehmen. Jedenfalls fragten sich die DSAG-Vertreter: Welche Rolle wird SAP in diesem Szenario besetzen? Was bedeutet die Position als Softwarehersteller von integrierten Geschäftsprozessen, Business Networks und hybriden Geschäftsplattformen? Welche Bedeutung haben andere Player auf dem Softwaremarkt?

War SAP in der Vergangenheit schlichtweg in vielen Unternehmen gesetzt, wird das Standing des Softwarekonzerns von den Kunden heute zumindest hinterfragt. Zwar bezeichneten vier von fünf befragten SAP-Anwendern das Softwarehaus aus dem Badischen als wichtigen beziehungsweise sehr wichtigen Partner für die eigene Business Transformation. Für fast jeden fünften SAP-Kunden ist das jedoch nicht der Fall, rechnete DSAG-Vorstand Lenck explizit in seiner Keynote vor. Außerdem würden sich knapp zwei Drittel der SAP-Anwender auch mit anderen Softwareanbietern wie Microsoft, Salesforce und IBM beschäftigen.

SAP-Anwender fordern stabile Kernsysteme

Gegenüber ihrem Softwarelieferanten formulierten die SAP-Kunden klare Anforderungen. Neue digitale Prozesse brauchen stabile Kernsysteme, die sich erweitern, modifizieren oder ergänzen lassen. Lenck setzt an dieser Stelle auf die klassische Business Suite. Das sei eine stabile Plattform, in die Anwender in den zurückliegenden Jahren viel Geld und Arbeit gesteckt sowie mit großem Aufwand jede Menge Knowhow aufgebaut hätten. Das wollten die Anwender in erster Linie bewahren. SAP hat zwar bereits eine Wartung dieser Plattform bis 2025 zugesichert. Doch das reicht den Anwendern nicht. "Wir brauchen eine Vision auch über 2025 hinaus", stellte Lenck klar.

DSAG-Vorstand Marco Lenck verlangt von SAP für die bewährte Business Suite eine Perspektive über das bis dato zugesicherte Jahr 2025 hinaus.
Foto: DSAG

Mit Blick auf die jährlich fälligen Wartungszahlungen forderte die DSAG eine adäquate Weiterentwicklung der Bestandslösungen, die nicht zu Gunsten von Neuprodukten wie S/4HANA ausfallen dürfe. Auch die Qualität der gelieferten Systeme müsse sichergestellt sein. "Wir brauchen mehr Prozessqualität in Form von fehlerfrei gelieferten Lösungen, das hilft Unternehmen bei ihrer Digitalisierungsstrategie", erklärte Lenck und ergänzte: "In Zukunft müssen Softwarelösungen einfach zu betreiben sein, sonst werden Unternehmen bei ihren Digitalisierungsvorhaben zu sehr aufgehalten." Beispielsweise seien Ausfallzeiten im Zusammenhang mit Upgrades künftig nicht mehr akzeptabel. Außerdem erwarteten die Anwender eigenen Angaben zufolge mehr Funktionalität und eine bessere Integration der Lösungen. Zudem mahnten die Kunden aussagekräftige Roadmaps an, um die nächsten Jahre planen zu können.

SAP dient sich als Transformationspartner an

Aus Sicht von SAP-Vorstand Bernd Leukert war mit S/4HANA ein Sprung auf eine neue Softwaregeneration notwendig, um die Anforderungen der Kunden hinsichtlich der digitalen Transformationen erfüllen zu können.
Foto: DSAG

SAP signalisierte, zumindest ein offenes Ohr gegenüber den Anwenderforderungen zu haben. Der für Technologie und Innovation zuständige SAP-Vorstand Bernd Leukert verglich die Business Transformation mit einem stürmischen Weg und versprach auf dem DSAG-Kongress, SAP wolle sich als Partner dafür anbieten. Als größte Herausforderung für die Anwender sieht der SAP-Manager den Spagat zwischen den über Jahre hinweg gewachsenen, heterogenen und immer komplexer gewordenen Systemlandschaften auf der einen sowie der notwendigen Agilität und Flexibilität auf der anderen Seite. Die Lösung sei ein stabiler Kern mit einer agilen Umgebung.

Leukert brachte an dieser Stelle S/4HANA als Nachfolger der Business Suite und neue Software-Generation ins Spiel. Damit ließen sich IT-Infrastrukturen vereinheitlichen und vor allem vereinfachen, stellte er den Anwendern in Aussicht. S/4HANA könne Fundament und Schaltzentrale für die digitale Transformation sein. Dafür sei jedoch ein Sprung in der eigenen Softwareentwicklung notwendig gewesen, räumte der SAP-Vorstand ein. "Wir mussten etwas neu machen", sagte Leukert. "Es reichte nicht, nur neu zu denken." SAP-Angaben zufolge gebe es bereits rund 3700 Kunden für das Anfang vergangenen Jahres vorgestellte S/4HANA. Etwa 1300 davon seien mit der Lösung bereits live oder würden mitten in den Vorbereitungen dazu stecken. Leukert verwies zudem darauf, dass 40 Prozent der S/4HANA-Kunden Neukunden sei. Eine derart hohe Rate habe man für Produkte in der Vor-HANA-Ära selten erlebt.

Es gebe allerdings an der einen oder anderen Stelle Nachbesserungsbedarf, räumte Leukert auf dem DSAG-Kongress durchaus selbstkritisch ein. Er verwies unter anderem auf Redundanzen im eigenen Produktportfolio. Diese seien durch Zukäufe, aber auch durch eigene organische Softwareentwicklungen entstanden. Der SAP-Vorstand versprach, an dieser Stelle für mehr Klarheit zu sorgen, und kündigte an, dass der Softwarekonzern in Zukunft regelmäßig detailliertere Informationen über seine Produkt- und Entwicklungs-Roadmap - on-Premise wie für dieCloud - veröffentlichen werde.

Darüber hinaus will der Softwarekonzern Anwendern konkrete Empfehlungen geben, wenn diese unsicher seien, in welche Produkte sie investieren sollen. Mutmaßungen, SAP könnte in diesem Zusammenhang Produktlinien aufs Abstellgleis schieben und Lösungen abkündigen, wies Leukert zurück. SAP werde sämtlichen Wartungsverpflichtungen nachkommen, versicherte der Manager.

Anwender fühlen sich nicht abgeholt

DSAG-Chef Lenck begrüßte die Ankündigung Leukerts. Anwender bräuchten regelmäßige und vor allem verbindliche Aussagen hinsichtlich der Entwicklungs-Roadmap ihres Softwarelieferanten. Man müsse schlichtweg wissen, wann welche Funktionalitäten zur Verfügung stünden. Das sei in der Vergangenheit nur teilweise klar gewesen. Gerade hinsichtlich neuer Partnerschaften und Produktankündigungen hat es zudem in der jüngeren Vergangenheit durchaus einige Irritationen gegeben, beispielsweise im Zuge der Apple-Kooperation in Sachen User Interface und dem gerade angekündigten BW/4HANA. SAP habe die Anwender dabei häufig rechtzeitig abgeholt, sagte Lenck, "aber nicht immer".

Klarheit hinsichtlich der Roadmap dürfte in Zukunft noch wichtiger werden, da die Softwarelandschaften allen Anzeichen zufolge unübersichtlicher werden dürften. SAP-Vorstand Leukert rechnet eigenen Angaben zufolge mit wesentlich modulareren Softwarearchitekturen. In diesem Zusammenhang werden zukünftig Plattformen, auf denen einzelne Softwareservices entwickelt, betrieben und miteinander integriert werden, an Bedeutung gewinnen.

SAP setzt an dieser Stelle auf die eigene HANA Cloud Platform (HCP), die auch in der eigenen SAP-Entwicklung künftig eine zentralere Rollen spielen soll. Darüber hinaus könnten auch die Kunden selbst sowie Partner auf der HCP eigene Softwaremodule entwickeln. Leukert betonte mit Hinweis auf einen OpenStack- und OpenFoundry-basierenden Layer in der HCP die Offenheit der SAP-Plattform, und konnte sich dabei einen Seitenhieb auf die Konkurrenz nicht verkneifen. "Wer sich für Salesforce entscheidet, läuft in einen Vendor-Lockin."

SAP-Anwender sehen Cloud immer noch skeptisch

Insgesamt stehen die SAP-Anwender denCloud-Lösungen aus Walldorf allerdings immer noch skeptisch gegenüber. Die Cloud könne zwar dabei helfen, Innovationen schneller auszurollen, konzedierte DSAG-Mann Lenck. Allerdings gingen Anwender damit auch gewisse Risiken hinsichtlich der Betriebssicherheit ein, da Cloud-Nutzer den Betrieb ihrer Lösungen nicht mehr selbst in der Hand hätten. "Es ist nicht alles Gold, was da in der Cloud glänzt", mahnte Lenck zur Vorsicht.

Neben Aspekten rund um die Sicherheit geht es den Anwendern in der Cloud vor allem um die passenden Lizenz- und Bezahlkonditionen. Die bisherigen Modelle der Cloud-Subscription seitens derSAP passten nicht zu den Geschäftsrealitäten, monierten die Anwendervertreter. Gerade im Umfeld des Internet of Things (IoT) sowie Industrie 4.0 gehe es auch darum, Dinge einmal auszuprobieren und - falls sie nicht funktionierten - auch wieder beiseite zu legen. Habe man sich aber zuvor auf einen längeren Zeitraum festlegen müssen, könne so ein Cloud-Ausflug schnell in einem finanziellen Desaster enden.

Die Geschichte von SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.

Um dem zu entgehen, brauche es echte Pay-per-Use-Modelle, die mit dem Geschäft des Anwenders "atmen" könnten und auch bei hoher Skalierung nicht sofort jeden Kostenrahmen sprengten, lautete die Forderung der DSAG. Neben einer Pay-per-Use-Option sowie einem Cloud Pricing, das den Anforderungen der Kunden entgegen kommt, forderte Andreas Oczko, Vorstand Operations/Service & Support bei der DSAG, ein Business-taugliches, vertikales Lizenzmodell mit einer einzigen Lizenz für On-Premise, Cloud- und Hybrid-Modelle.

SAP lenkt ein und denkt über Pay-per-Use-Modelle nach

SAP scheint zumindest nicht taub gegenüber den Forderungen der Kunden. Vorstand Leukert betonte zwar, der Konzern werde die bisherigen Lizenz- und Subscription-Modelle beibehalten und nicht über Bord werfen. Zusätzlich werde der Konzern allerdings an neuen Pay-per-Use-Metriken arbeiten. "Ein Anfang ist gemacht, der Gedankenaustausch ist gut, intensiv, aber zeitkritisch", bilanzierte Oczko, mahnte aber im gleichen Atemzug: "Auch wenn DSAG und SAP prinzipiell in die gleiche Richtung denken, konnte noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden werden."