Benutzeroberflächen und Bezahlmodelle

SAP bemüht sich verstärkt um den Mittelstand

22.04.2014
Es klingt, als wiederhole sich die Geschichte: SAP will seine Position im Mittelstand ausbauen. Vor Jahren nahm der Softwarekonzern sich schon einmal kleine und mittelgroße Firmen vor. Die Idee, mit ihrer Hilfe ins Cloud-Geschäft einzusteigen, scheiterte.

Mit einfachen Benutzeroberflächen und Bezahlmodellen bemüht sich der Softwareanbieter SAP verstärkt um kleine und mittelständische Firmen. "Die Nutzererfahrung muss wie bei Endverbrauchern sein – angenehm, einfach und leicht zu verdauen", sagt Kevin Gilroy, Chef des weltweiten Mittelstandsgeschäfts bei SAP. Zu der neuen Charme-Offensive für den Mittelstand gehört auch das Angebot an die kleinen Firmen, Software wie bei einem Ratenkredit jetzt zu kaufen und über 24 Monate abzustottern.

Gut 80 Prozent der Kunden von SAP sind kleine und mittelgroße Unternehmen – das seien mehr als 200-000 Firmen. Den Umsatzanteil nennt SAP nicht. Der Konzern beabsichtige aber, seine Position in dem Segment auszubauen, sagte ein Sprecher. Das wird nach Einschätzung des Marktforschers IDC immer wichtiger. Die IT-Umsätze mit kleinen und mittelgroßen Firmen mit bis zu 1.000 Mitarbeitern werden nach dessen Prognose im Jahr 2017 etwas stärker steigen als die mit Großunternehmen.

Erinnerungen an 2010

Der Vorstoß im Mittelstandsgeschäft ruft Erinnerungen wach: 2010 hatte SAP versucht, mit Hilfe der Mittelstandssoftware ByDesign in den Markt für Mietsoftware einzusteigen. Doch der Start verlief schleppend, die erhofften Umsätze blieben aus. Kundenzahlen veröffentlicht SAP inzwischen nicht mehr, zuletzt bewegten sie sich bei mageren 1.000 Unternehmen.

Im vergangenen Sommer hatte der Softwarehersteller angekündigt, das Mittelstandsprogramm abzuspecken und Entwickler abzuziehen. "Business ByDesign hat seinen Platz", sagte Gilroy. Zu den Kunden, die ByDesign nutzen, gehören immerhin prominente Kunden wie die Unternehmensberatung Roland Berger.

SAP setzt nun auf weitere Cloud-Angebote für den Mittelstand. Kannibalisierungseffekte, mit denen SAP im Cloud-Geschäft gerechnet habe, hätten sich nicht eingestellt, sagte Gilroy. Stattdessen würden Mietangebote häufig als Zusatzangebote für weniger heikle Programme wie Reisekostenabrechnungen genutzt.

Zwar ist die Skepsis kleinerer Firmen Umfragen zufolge vor allem in Deutschland nach wie vor hoch. "Wie bei allen Technologien gibt es aber eine Kurve bei der Annahme durch den Kunden", sagte Gilroy. "Wir sehen eine beschleunigte Akzeptanz in Nordamerika", sagte der SAP-Manager. Nach den Worten von SAP-Co-Chef Bill McDermott macht SAP dort gut die Hälfte der weltweiten Umsätze mit Abo-Modellen. (dpa/tö)