Der Bedarf an Hardware-Ressourcen ist für die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) mit der Migration auf die Cloud-Plattform erheblich gesunken. Gemessen in SAPS (SAP Application Performance Standard) spart die Landesbank durch die flexible Zuweisung von Ressourcen im Cloud-System – im Gegensatz zu den vorher auf Höchstlast ausgelegten Systemen - 75 Prozent an Rechnerkapazität ein.
Ressourcen-Einsparung um 75 Prozent
Gleichzeitig verkürzen sich durch die dynamische SAP-Infrastruktur die Backup-Zeiten drastisch, ebenso wie der zeitliche, organisatorische und technische Aufwand für die Bereitstellung von Testsystemen. Dauerte es früher mehrere Tage, ein Test- oder Entwicklungssystem bereit zu stellen, lässt sich das heute in wenigen Stunden bewerkstelligen.
Mit knapp 6.000 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von rund 166 Milliarden Euro (Geschäftsjahr 2010) zählt der Helaba-Konzern zu den großen deutschen Landesbanken. Für die SAP-Infrastruktur zeichnet am zentralen Standort Frankfurt am Main die Abteilung Anwendungsentwicklung des Corporate Centers verantwortlich. Sie leistet auch den Second-Level-Support für die SAP-Landschaft und ist Schnittstelle zwischen den Anwendern der Helaba und dem Betrieb der SAP-Infrastruktur in den Rechenzentren der FI-TS.
Microsoft Windows reichte nicht mehr aus
Die Landesbank setzte seit langem Microsoft Windows als einheitliche Betriebsplattform für ihre SAP-Landschaft ein. Als jedoch vor einigen Jahren das ressourcenintensive Analyse-Tool „Balance-Analyzer“ von SAP eingeführt wurde, erwies sich die Rechenleistung der Windows-Server als Engpass. "Wir mussten mit diesem Modul damals aus Performance-Gründen auf eine IBM-System unter AIX ausweichen", blickt Stefan Reusch, Abteilungsleiter Anwendungsentwicklung bei der Landesbank Hessen-Thüringen, zurück. "Da dies zwangsweise zu einer Zersplitterung unserer SAP-Systemlandschaft führte, wollten wir schon seit längerem zurück zu einer einheitlichen SAP-Plattform."
Gemeinsam mit FI-TS suchte das Geldinstitut nach Lösungen. Vor diesem Hintergrund bot der IT-Servicepartner der Landesbank als Alternative zu einer dedizierten Infrastruktur ihren neuen Service „FI-TS cloud.app.sap“ an. Die Entwicklung von FI-TS cloud.app.sap begann bereits 2007 und ist speziell auf die Anforderungen von Finanzdienstleistern ausgerichtet. Der Cloud-Service basiert auf kostengünstiger x86-Standard-Hardware, Linux als Betriebssystem und einer komplett auf 10 GB Ethernet ausgebauten Netzwerk-Infrastruktur. Mitte 2009 nahm die SAP-Cloud von FI-TS, zuerst mit drei kleineren Geldinstituten, den Regelbetrieb auf.
32 virtuelle Systeme sparen 75 Prozent SAPS
"Als Landesbank gehören wir sicherlich nicht zu der Art von Kunden, die sofort auf neue Technologien aufspringen", sagt Abteilungsleiter Reusch. "Doch die SAP-Cloud von FI-TS hatte ihre Feuertaufe bereits bestanden. Wir haben die Chance ergriffen, auf eine flexible SAP-Infrastruktur umzustellen, zumal das Risiko für uns jederzeit überschaubar und vor allem beherrschbar war." Zu den großen Vorteilen des SAP-Betriebs in einer Cloud gehören unter anderem eine bedarfsgesteuerte, flexible Verteilung von Rechenleistung auf die jeweiligen Teilsysteme.
Damit lässt sich die Zahl der vorzuhaltenden SAPS im Vergleich zu einer dedizierten Installation deutlich reduzieren und so die Gesamtkosten der SAP-Infrastruktur senken. Im Vergleich zum Cloud-System sah die ursprüngliche Planung einer dedizierten SAP-Infrastruktur für die Helaba beispielsweise die Bereitstellung von 32 separaten Systemen mit insgesamt 540.000 SAPS vor. Durch die Verlagerung von SAP in die Cloud sind für die 32 virtuellen Systeme lediglich 130.000 SAPS notwendig – eine SAPS-Ersparnis von gut 75 Prozent.
Anfang 2010 begann der sukzessive Umzug der SAP-Anwendungen im Offenbacher Rechenzentrum auf die SAP-Cloud am Standort Nürnberg. Entsprechend den Empfehlungen von SAP wurde die Migration jedes Teilsystems zunächst zweimal getestet, bevor das jeweilige Produktivsystem während eines Wochenendes in die Cloud wanderte. Den Anfang machten dabei die kritischen Systeme. „Diese Phase war absolut essentiell“, erklärt Mario Brugnera, Teamleiter des Competence-Center SAP bei FI-TS, „denn wir mussten gleich beim zu Projektstart unter Beweis stellen, dass die neue Plattform alle Anforderungen an Sicherheit und Skalierbarkeit erfüllt.“
1 Universal-SLA statt 50 Einzel-SLAs
Gleichzeitig zum Projektstart setzten sich die Experten von FI-TS und der Landesbank zusammen, um ein zentrales übergreifendes SLA für die SAP-Cloud zu erarbeiten. "Um auch auf der kaufmännischen Seite von der höheren Flexibilität der Cloud-Lösung profitieren zu können und die Bearbeitungszeiten von Betriebsaufträgen zu beschleunigen, haben wir die rund 50 Einzel-SLAs in ein allgemeingültiges Cloud-SLA überführt", sagt Achim Peters, verantwortlicher Projektleiter für die SAP-Cloud bei der Helaba. "Letztlich ermöglicht uns das neue Universal-SLA, die Komplexität einer Cloud zu managen, ohne die uns wichtigen Punkte der alten SLAs aufzugeben."
Alle SAP-Systeme der Helaba wurden innerhalb von sechs Monaten in die Cloud überführt, wobei das letzte System im Februar 2011 den Betrieb aufnahm. Neben der Einsparung bei der benötigten Rechenleistung verfügt die Landesbank jetzt wieder über eine homogene SAP-Systemlandschaft. Sie kann die bei FI-TS gebuchten SAPS jetzt einfach und flexibel auf diejenigen Systeme verteilen, die sie gerade benötigen. Ein weiterer Vorteil der FI-TS cloud.app.sap ist zudem die schnelle und kostengünstige Bereitstellung von Test- und Entwicklungssystemen. „Wir stellen hier eine spezielle Technologie zur Verfügung, die auf den Abbildern von Produktionsdaten basieren. Sie ermöglicht eine realitätsnahe Fehlersuche und senkt den Bedarf an Speicherplatz enorm“, erklärt Brugnera.
Snap-Technologie verringert Backup von Stunden auf Sekunden
Die echten Produktivdaten bleiben dabei während sämtlicher Tests unangetastet. Lediglich die Änderungen an den Testdaten werden in der Cloud gespeichert. Auf diese Weise benötigt beispielsweise ein Testsystem, das auf einem Produktivsystems mit 3,5 TByte Daten basiert, lediglich 200 GByte zusätzlichen Speicherplatz, während ein dediziertes Testsystem 3,5 TByte Speicherplatz belegen würde. Zudem konnten die Backup-Zeiten für die Helaba-Daten mit der Snap-Technologie, die auf Snapshots der Änderungsdaten beruhen, von 16 Stunden auf wenige Sekunden reduziert werden.
Bei der Sicherheit gab es keine Kompromisse: Das FI-TS Rechenzentrum, in dem die SAP-Cloud liegt, ist nach TSI Level 3 zertifiziert. Die Zuverlässigkeit und Sicherheit und des Cloud-Systems hat sich der IT-Dienstleister auch vom Software-Anbieter bestätigen lassen: Im Januar 2011 zertifizierte SAP FI-TS als SAP-Cloud-Provider sowie als SAP-Hosting-Provider. „Mit der Bereitstellung von SAP via Cloud für die Helaba betreibt FI-TS eine der größten SAP-Clouds in Europa“, sagt Brugnera, „das belegt eindeutig, dass sich selbst im streng regulierten Bankenumfeld mit besonders hohen Sicherheitsanforderungen die Vorteile einer Cloud-Architektur erfolgreich umsetzen lassen.“
Self-Service-Portal für Cloud-Dienste wird ausgebaut
Handlungsbedarf sieht er vor allem auf Seiten seiner potenziellen Kunden. Während FI-TS jetzt dabei ist, das Self-Service-Portal für Cloud-Dienste sukzessive um neue Funktionen und Mechanismen zu erweitern, sind es die Kunden aus der Finanzbranche, die nicht – oder noch nicht – in der Lage sind, Gebrauch davon zu machen: „Fast überall sind die kaufmännischen Prozesse noch komplett auf traditionelle IT-Infrastrukturen ausgelegt – um von den Vorteilen moderner Cloud-Services zu profitieren, müssten die Beschaffungs- und Abrechnungsmechanismen fast überall umgestellt werden.“