Es sei müßig, sich an Spekulationen zu beteiligen, ob das Produkt wirklich schon so weit ist, wie SAP die Welt glauben machen will, oder ob es noch das ein oder andere Problem gibt, wie Gerüchte aus Walldorf behaupten. Dennoch prophezeit PAC: "Man kann davon ausgehen, dass SAP die Entwicklung des Produkts abschließen wird. Und SAP Business ByDesign wird den ERP-Markt stark verändern." SAP sei dabei, eine vollständige und vor allem mit allen wichtigen Anwendungen aus dem Bereich Business Applications vollintegrierte Lösung auf den Markt zu bringen, und zwar ausschließlich im On-Demand-Modus.
Dass die Lösung komplett Service-orientiert ist und auf SAP NetWeaver basiert, überrascht die Fachwelt nicht. Interessanter ist da schon die totale Abkehr von der Modul-Orientierung. Es gibt beispielsweise kein eigenständiges CRM-Modul mehr. Stattdessen wird CRM-Funktionalität für alle relevanten Prozesse zur Verfügung gestellt. So gesehen ist SAP Business ByDesign ein Set aus Composite Applications, das in der SAP Business Suite erst Schritt für Schritt von SAP, Partnern und Kunden entwickelt wird.
Diese Lösung ist bisher einzigartig auf dem Markt, so PAC. Eine komplett Prozess- und Service-orientierte Lösung im Software-as-a-Service-Modus (SaaS) war so noch nicht erhältlich. "Was die Vollständigkeit der Lösung angeht, muss man selbstverständlich das Feedback des Marktes abwarten, sobald die Lösung allgemein verfügbar ist", sagt PAC. Der Teufel sitze ja häufig im Detail. Sollten hier jedoch noch Defizite auftauchen, könne SAP nachlegen.
Kundenbedürfnisse berücksichtigen
Die Analysten interessieren sich vor allem für das Thema "On Demand". Es sei sicherlich innovativ, die neue Lösung ausschließlich auf diesem Weg auf den Markt zu bringen. Sie fragen sich aber: Ist es auch das, was die Kunden wollen? Die Experten-Antwort: "Objektiv betrachtet, ja!" Denn Investitionen in ERP-Infrastruktur, aufwändige Einführungsprojekte sowie Wartungsarbeiten würden in der On-Demand-Welt der Vergangenheit angehören.
Guter Preis für "Heavy User"
Auch die monatliche Miete von 133 Euro werde preisbewusste Kunden ansprechen, sofern die Nutzer größtenteils "Heavy User" sind. Für spezialisierte Anwender, die nur ab und zu die CRM-Funktionalität nutzen, beispielsweise im Vertrieb, sei dieser Preis etwas zu hoch. SAP hat hier bereits angekündigt, für voraussichtlich weniger als 50 Euro einen Zugriff für solche Nutzer anzubieten. Allerdings unterliegt auch dieser gewissen Einschränkungen, was die maximale Anzahl von Usern betrifft.
Neben dem interessanten Preismodell versucht SAP, die Kosten durch Verringerung des externen Beratungs- und Schulungsaufwands zu drücken. Viel Wert wurde bei der Lösung auf innovative Hilfe- und Lernfunktionen gelegt - sowie auf einfaches Customising über Maus-Klicks und Drag-and-Drop-Funktionen.
Trotzdem führt das Thema "On Demand" in Deutschland immer noch ein Schattendasein. Bisher konnte sich hier noch kein Anbieter richtig positionieren. PAC sieht hier verschiedene Gründe. Deutsche Kunden suchten nach einer Software, die zu 100 Prozent ihren Anforderungen entspricht, was angesichts der naturgemäß eher begrenzten Anpassungsfähigkeit von On-Demand-Lösungen schwierig sei. Vergessen werde dabei häufig, dass die augenblicklichen Anforderungen an eine Software nicht viel mehr sind als eine Momentaufnahme, da sie sich schnell ändern können. Früher oder später passe sich das Unternehmen automatisch bis zu einem gewissen Grad an die Software an.
Es stellt sich also die Frage: Gelingt es SAP, aus "On Demand" in Deutschland einen Massenmarkt zu machen? PAC: "Die Chancen stehen sicherlich nicht schlecht, da die Lösung - und damit auch die Kundendaten - in Walldorf gehostet werden und nicht wie viele andere Angebote in den USA."
Eines stellt die Expertise klar: SAP Business ByDesign sei sicherlich nicht geeignet für Unternehmen, die tiefe vertikale Funktionalität benötigen. Hier verlaufe auch eine klare Abgrenzung zu SAP Business All-in-One, die vertikalisiert vorkonfigurierte Mittelstandslösung von SAP. Trotz gegenteiliger Beteuerungen von Seiten des SAP-Vorstands sei allerdings die Abgrenzung zu SAP Business One noch nicht ganz eindeutig.
SAP macht sich selbst Konkurrenz
Die Analysten sind der Meinung, dass das neue Angebot preislich in vielen Fällen mindestens so interessant ist wie SAP Business One. Zudem sei die Funktionalität der von SAP Business One eindeutig überlegen. Selbst wenn ein kleines Unternehmen nicht alle Funktionen von SAP Business ByDesign benötige, sondern mit SAP Business One eigentlich gut bedient wäre, stelle sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, die etwas größere Lösung zu wählen, falls der TCO nicht höher liege. So könne man eventuellem Wachstum vorgreifen.
SAP selbst bezeichnet den potenziellen Kannibalisierungseffekt zwischen den beiden Lösungen als äußerst gering. PAC: "Warum aber wird SAP Business ByDesign erst ab 25 Nutzern angeboten? Soll damit SAP Business One geschützt werden, das von den meisten Kunden mit weniger als 25 Anwendern betrieben wird?"
Gemischter Ansatz beim Vertrieb
Wie wird SAP die Lösung vertreiben? Hier setzt das Unternehmen auf einen gemischten Ansatz. SAP wird sowohl eigene Vertriebsleute einsetzen als auch über einen Channel gehen. Die Analysten sehen hier allerdings noch ein paar Unwägbarkeiten: "Wie erfolgreich kann der direkte Vertriebsansatz von SAP sein angesichts der Tatsache, dass die SAP-Sales-Force bisher fast ausschließlich im Großkundensegment tätig war?" Es fehle nicht nur die Erfahrung im Mittelstandsvertrieb, es mangele auch an der berühmten Augenhöhe mit den mittelständischen Kunden. Es bleibe abzuwarten, ob SAP das eigene Ziel erreichen kann, für SAP Business ByDesign als "Market Maker" für die Vertriebspartner aufzutreten.
Was den Channel betrifft, so zeichnen sich für die Berater folgende Probleme ab: Erst einmal müsse dieser aufgebaut werden. Der bestehende Channel für SAP Business All-in-One komme hierfür nur eingeschränkt in Frage, da er von seiner hohen Branchenkompetenz lebt und außerdem in den ungleich aufwändigeren All-in-One-Projekten mehr Potential sieht. Vertriebspartner von SAP Business One seien eher eine Option. Allerdings wolle SAP sicherlich nicht, dass allzu viele Partner sich von SAP Business One abwenden.
Auch die Kompensation des Channels sei noch nicht ganz klar. Sie werde wohl auf den Mietumsätzen basieren, was bedeute, dass ein Vertriebspartner für einen gewonnenen Kunden nicht sofort belohnt wird, wie es zum Beispiel im Lizenzgeschäft der Fall ist. Das sei für größere Partner kein Problem. Aber gerade kleine Unternehmen könnten bei dieser verzögerten Zahlung Liquiditätsprobleme bekommen.