"2006 ist ein wichtiges Jahr für SAP", betonte SAP-Chef Henning Kagermann in seiner Keynote zum Auftakt der dreitägigen Veranstaltung. Nach Abschluss der Ramp-up-Phase ist das neue mySAP ERP 2005 nun allgemein verfügbar. SAP wartet mit einer Lösung auf, die über mehr als 300 Produkterweiterungen verfügt und als erste komplett serviceorientierte ERP-Lösung präsentiert wird.
"Mit der neuen Version von mySAP ERP hat SAP einen weiteren, deutlichen Schritt in Richtung anpassungsfähiger, serviceorientierter Software-Anwendungen gemacht", kommentierte Henry Morris, Group Vice President bei IDC. Die Kunden können auf derzeit 300 von insgesamt 500 Enterprise Services zugreifen. Branchenspezifische Funktionen hat SAP außerdem direkt in die Kernanwendung eingebettet, sie lassen sich je nach Bedarf kombinieren.
Das alles mag sich kompliziert anhören, vielleicht wurden gerade deswegen die Manager nicht müde, ihre Zuhörer von der neuen Einfachheit von SAP zu überzeugen: Technische Upgrades beispielsweise sollen künftig wesentlich leichter sein. Den Wechsel von R/3 auf MySAP schafften sogar große Unternehmen binnen 45, maximal 60 Tagen, hieß es. Auch die Verknüpfung von Anwendungen verschiedender Hersteller werde dem CIO künftig weniger Kopfschmerzen bereiten.
Vor allem für die Endanwender hat sich SAP ins Zeug gelegt. Dahinter dürfte nicht nur die Absicht stecken, die viel gescholtene Benutzerzunfreundlichkeit abzulegen. Schließlich hat man sich dreißig Jahre wenig darum geschert, wie kompliziert die Arbeit mit SAP ist. Mit den jetzt aufpolierten Anwendungen öffnet sich SAP nun für eine neue Anwenderschicht (und zielt damit auf weitere Lizenzeinnahmen bei bestehenden Kunden). Der sogenannte "Information Worker" in den Unternehmen, der bislang - wenn überhaupt - nur wenig mit ERP-Systemen in Berührung kam, soll nun in die Nutzung mit einbezogen werden.
Berühmtestes Beispiel ist das Microsoft-SAP-Baby "Duet", das ab Juni ausgeliefert wird. Damit können Office-Nutzer problemlos zwischen der Microsoft-Anwendung und SAP wechseln ohne auf die gewohnte Nutzerberfläche verzichten zu müssen. Auf "mehrere tausend" schätzte Kagermann die Zahl der Unternehmen, die bereits jetzt die entsprechenden Versionen (Office 2003 Professional Edition und MaySAP ERP 2004) nutzen, um Duet einsetzen zu können.
Duet wird zur Handelsware
Übrigens: CIOs die erwägen, das Produkt zu kaufen, tun gut daran, mit den SAP-Verkäufern zu handeln. Zwar kursiert das Gerücht, eine Duet-Lizenz koste rund 100 Euro pro Nutzer, doch dieser Preis wurde in Paris von keiner Seite bestätigt. Henning Kagermann bekräftigte statt dessen, dass man keinen konkreten Betrag nennen werde. Vielmehr wird es in den nächsten Monaten einen "Preisbildungsprozess" geben. Manche Analysten gehen sogar davon aus, dass Duet kostenlos abgegeben werden könnte.
Neben Duet, das bereits im vergangenen Jahr unter dem Projektnamen "Mendocino" für Aufmerksamkeit sorgte, wartete SAP in diesem Jahr mit einem neuen Projekt namens "Muse" auf. (Selbst President Shai Agassi konnte es sich nicht verkneifen, die Namensfindung von SAP-Projekten als "manchmal seltsam" zu bezeichnen). Auch hier zollen die Walldorfer in erster Linie dem Endanwender Tribut.
Muse ist eine neu entwickelte Nutzeroberfläche, die SAPs Entwickler bei Firmen wie Apple oder auch Amazon abgeschaut haben. Intuitiv wird der Nutzer durch die Anwendung geführt, er kann die Masken nach seinen Bedürfnissen gestalten, Felder hinzufügen oder löschen und für sämtliche Punkte Erläuterungen abrufen. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Anbietern wie Adobe trägt hier Früchte. In SAP erstellte Rechnungen lassen sich nun in einer Voransicht als PDF zu betrachten.
SAP plant, die neue Benutzeroberfläche ab Ende dieses Jahres über so genannte Enhancement Packages für die neueste Version von mySAP ERP sukzessive allen Kunden von mySAP Business Suite-Anwendungen zur Verfügung zu stellen.