Jetzt hat Hanns-Gunter Weber wieder Zeit für die Mutter. Er ist Infrastruktur-Chef beim IT-Dienstleister RI-Solution, und deren Mutter ist der Agrar-, Bau- und Energiekonzern BayWa - mit 900 Vertriebsstandorten, die ständig per SAP Aufträge erfassen, Wareneingänge verbuchen und Bestellungen aufgeben.
Zweitgrößter SAP-Workload der Welt
Dafür hat Webers Firma sich jetzt in ihren zwei Rechenzentren im Münchner BayWa-Hochhaus eine komplett neue Hardware-Infrastruktur zugelegt. Das Ergebnis: Die SAP-Anwendungen 20, teils sogar 30 Prozent schneller antworten, und sie gleichzeitig 25.000 Euro im Jahr für Strom und Kühlung sparen kann.
"Die gesteigerte Effizienz können wir eins zu eins an unsere Mutter weitergeben", sagt Weber. Für ihn stellt sich jetzt die Frage: "Was kann ich mit den Daten machen, die in SAP drin sind?" Und das sind viele Daten. Das SAP-Retailsystem müsse einen Workload bewältigen, mit dem man weltweit unter den Top zwei stehe. Bis zu der Umstellung habe man auf eine Host-Architektur gesetzt, die aber immense Service- und Wartungskosten verschlungen habe.
Als einer der ersten Kunden des Hardware-Anbieters HP bedient sich die BayWa-Tochter RI Solution nun einer Converged Infrastructure. Das heißt, geschäftskritische Systeme (Mission Critical) und Industrie-Standard Server für weniger kritische Anwendungen sind gemeinsam so in eine Infrastruktur eingebunden, dass sich sämtliche Hardware-Ressourcen mit einem Werkzeug überwachen und steuern lassen.
"Die hochgradige Integration der Systeme erlaubt es uns, viele betriebswirtschaftliche Prozesse zu automatisieren", sagt Eugen Berchtold, Geschäftsführer von RI-Solution. "Aber die Integration setzt zugleich voraus, dass die Systeme permanent verfügbar sind. Ansonsten steht der gesamte Warenfluss der BayWa still."
Zwei Superdomes im Einsatz
Im Einsatz hat RI Solution unter anderem zwei Superdomes 2 für das SAP-Hochverfügbarkeits-Cluster. Auf den Superdomes laufen das Business Warehouse und das BayWa-SAP-Retail-ERP-System. Kein weiteres SAP-System dieser Größe laufe derzeit auf einem Superdome, sagt Weber. Daneben nutzt RI Solution 32 Integrity Blades von HP für SAP-Datenbank und -Zentralinstanzserver.
Das Ergebnis ist messbar: Von 160.000 stieg der SAPS (SAP Application Performance Standard) Wert auf mindestens 275.000 SAPS. Die Kosten für ein SAPS seien von 10 Euro auf 3,80 gesunken.
Bei der Umstellung setzte man auf eine Scale-out-Architektur - auch als Versicherung gegen Ausfälle. Liegt ein zentraler Host lahm, müsse der Service extrem schnell reagieren und sei dementsprechend teuer. Im dezentralen Scale-out-Modell ist das Risiko hingegen auf mehrere kleinere Systeme gestreut.
Präventiv gegen Serverausfälle
Um Störfälle schon im Vorfeld zu erkennen, habe man sich auf die HP Critical Services eingelassen. Das heißt, dass der Support sich regelmäßig Informationen über das System holt, um Fehlerquellen schon früh zu identifizieren. Der Hardware-Anbieter muss dafür gerade stehen, dass das System läuft und läuft und läuft - denn RI Solution hat ihm auch die Generalunternehmerschaft des Projekts übertragen. Der Anbieter ergreife auch selbst die Initiative, wenn etwa neue Patches aufgespielt werden müssen.
Was sich die BayWa dieses Projekt kosten ließ, darüber schweigt Weber - sagt allerdings, dass das IT-Budgets des Riesenkonzerns etwa 0,6 Prozent des Gesamtumsatzes betrage. Mit den nackten Zahlen für das Projekt habe man auch den Vorstand davon überzeugt, und weil es die Gesamtstrategie der BayWa unterstütze. Laut Weber gab es keine Widerstände. "Es wurde verstanden, was das wichtigste ist, akzeptiert und genehmigt."
BayWa begibt sich in große Abhängigkeit
Durch diese One-Vendor-Strategie allerdings hängt die BayWa am Tropf eines einzelnen Anbieters - doch man habe HP davor gewarnt, diese Monopolstellung auszunutzen. "Wenn die HP einmal sagt, jetzt ist der Moment des großen Reibachs gekommen, dann ist Schluss", sagt Weber. Auch die Hardware anderer Anbieter lasse sich in dem Rechenzentrum unterbringen.