Sybase ist ein direkter Konkurrent des US-Softwareriesen Oracle. Die Übernahme des auf mobile Datendienste spezialisierten Unternehmens kostet SAP 5,8 Milliarden US-Dollar (4,6 Mrd Euro). Ziel sei es, «den Kunden Geschäftsdaten jederzeit auf jedem Gerät zur Verfügung zu stellen», sagte SAP-Vorstandschef Jim Hagemann Snabe am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.
Sybase verfügt über die nötigen Plattformen für die gängigen Smartphones von Apple oder dem Blackberry-Hersteller Research In Motion (RIM). Durch die Übernahme könne SAP seine Software schneller auch für mobile Endgeräte anbieten. Dadurch werde der Kreis der potenziellen Kunden deutlich vergrößert, teilte SAP mit. «Mit dieser Übernahme öffnen wir unsere Unternehmensanwendung mehreren hundert Millionen mobilen Nutzern», sagte Snabes gleichberechtigter Vorstandskollege Bill McDermott. Mit seinem Mobilgeschäft will Sybase in diesem Jahr 400 Millionen Dollar umsetzen.
Außerdem verfüge Sybase über ein umfangreiches Datenbankgeschäft, mit dem die Kalifornier im laufenden Jahr 800 Millionen Dollar Umsatz machen wollen. Damit stößt SAP in das Revier des großen Konkurrenten Oracle vor. Oracle selbst hatte sich als klassischer Datenbank- Hersteller in der Vergangenheit auf das Feld der Business-Software begeben und so SAP im ureigensten Geschäftsfeld Konkurrenz gemacht.
Finanziert werden soll das Geschäft mit vorhandenen liquiden Mitteln und einem 2,7 Milliarden Euro schweren Darlehen. Sollten SAP alle Sybase-Aktien angeboten werden, hätte das Geschäft ein Volumen von 5,8 Milliarden Dollar.
Sybase stimmt Übernahme durch SAP zu
Der Verwaltungsrat von Sybase hat dem Übernahmebegehren den Angaben zufolge geschlossen zugestimmt. Nach dem Abschluss des Kaufs, der für das dritte Quartal 2010 erwartet wird, soll das US-Unternehmen unmittelbar einen Beitrag zum Gewinn der Walldorfer leisten. Der Sybase-Chef soll zudem in den SAP-Vorstand einziehen.
Snabe hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, schnell die Weichen für einen Konzernumbau zu stellen. Die im Frühjahr gestartete Neuorganisation der Entwicklungsabteilung soll bis zum Sommer abgeschlossen sein. Die Umstrukturierung betrifft weltweit etwa 12 000 Menschen und ist laut Snabe der mit Abstand größte Umbau in der Geschichte der Walldorfer.
Der Däne Snabe und der Amerikaner McDermott waren erst vor wenigen Wochen von SAP-Aufsichtsratschef und Mitgründer Hasso Plattner als gleichberechtigte Vorstandschefs eingesetzt worden. Vorgänger Léo Apotheker musste seinen Hut nehmen, weil er das Vertrauen von Kunden und Mitarbeitern verloren hatte. (dpa)