Ärzte und Pflegepersonal sind viel unterwegs im Krankenhaus. Ein stationärer Arbeitsplatz mit PC ist deshalb nur teilweise sinnvoll. Was schon länger notwendig gewesen wäre, ist jetzt technisch machbar: eine mobil ausgestattete Patientenversorgung an wechselnden Orten, aber mit konstant erreichbarem elektronischen Datenbestand.
Das SAP-Systemhaus PlanOrg Informatik aus Jena hat ein Projekt bei den Arcus-Kliniken in Pforzheim umgesetzt, das beides zusammenbringt – klassische medizinische Bedürfnisse und heutige Möglichkeiten, die die IT zur Verfügung stellt.
In Pforzheim arbeitet man ab sofort mit der mobilen elektronischen Patientenakte "mobile.EMR" (Electronic Medical Record). Laut PlanOrg ist es mit dieser Applikation möglich, sich während der Behandlung im Arztzimmer oder während der Visite "alle relevanten administrativen, medizinischen und pflegerischen Patientendaten aus dem Krankenhausinformationssystem (KIS) Orbis von Agfa Healthcare zu verschaffen".
Dazu müssen die Klinikärzte natürlich mit mobilen Endgeräten ausgestattet sein, was das IT-Budget zusätzlich belastet. In der ersten Projektphase werden zunächst 20 Klinikärzte mit Smartphones oder Tablets ausgerüstet.
Neben dem Behandlungsstand des Patienten erhält das medizinische Personal Einblick in weitere Daten, zum Beispiel in Termine und OP-Belegungen, die für ihr Zeitmanagement wichtig sind. Die Applikation von PlanOrg basiert auf dem KIS-unabhängigen Framework, das SAP unter dem Namen "SAP EMR Unwired" zusammengestellt hat.
SAP Sybase und Agfa Healthcare Orbis arbeiten zusammen
"Mobile.EMR" stellt Patientendaten wie Laborinformationen, Befunde, Diagnosen, Behandlungen oder Vitalfunktionen zur Verfügung. Laut PlanOrg "sind sie auf einen Blick, einschließlich bestehender Risiken und Allergien, erfassbar". Das Gleiche gelte für den Zugriff auf Daten der bildgebenden Diagnostik, zum Beispiel für digitale Röntgen-, CT- oder MRT-Bilder.
Neben der unmittelbaren Verbesserung der medizinischen Versorgung ergeben sich ökonomische Vorteile. Die Kliniken sparen durch die direkte IT-Anbindung Zeit und Kosten beim Durchlauf der Patienten. In einer zweiten Projektphase soll es auch möglich sein, mit den mobilen Geräten und der App neue Patienteninformationen direkt in das KIS aufzunehmen.
Die mobile App "SAP EMR Unwired", auf der "mobile.EMR" von PlanOrg aufsetzt, ist eine KIS-unabhängige Lösung der SAP. Sie kann als Beispiel verstanden werden für die Anstrengungen von SAP, über die klassischen ERP-Anwendungen hinauszugehen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dabei helfen sicherlich die mobilen Funktionen, die SAP mit der Sybase-Übernahme in das gesamte angestammte Portfolio überträgt.
Mobile Device Management (MDM) im Krankenhaus
Zusätzlich zur mobilen Patientenakte führt PlanOrg die Mobile-Device-Management-Lösung (MDM) SAP Afaria an den ARCUS Kliniken ein. Mit Afaria ist ein zentrales Management aller mobilen Endgeräte möglich. Dies erstreckt sich auch auf die Software-Verteilung und die Verwaltung der Zugriffsrechte.
"PlanOrg mobile.EMR" nutzt die im Standard vorhandenen Funktionen des SAP-Frameworks, um Orbis-Daten darzustellen. Außerdem wurden spezielle Leistungsmerkmale von Orbis durch neue Funktionen in der mobilen Lösung verfügbar gemacht. Die offene Lösungsarchitektur sei der "Garant für die Darstellung relevanter Informationen aus Orbis-, PACS- und DMS-Systemen sowie medizinischen Subsystemen". Sie erlaube es darüber hinaus, kundenspezifische Anforderungen abzubilden, stellt PlanOrg-Geschäftsführer Andreas Orth klar.
iOS oder Android machen es möglich
Der Einsatz der App sei plattformunabhängig und ermögliche den Zugriff sowohl über iOS-basierte als auch über Android-Geräte. Eine Lösung für das Betriebssystem Windows 8 soll 2013 angeboten werden.
Im Klinikalltag herrschen proprietäre KIS-Anwendungen von unterschiedlichen Herstellern vor. PlanOrg verspricht, dass die neue mobile Lösung "unabhängig vom eingesetzten KIS" laufen soll.