Mitarbeiterbefragung

SAP-Mitarbeiter hinterfragen Vorstandsstrategie

21.11.2013
Die jährliche Mitarbeiterbefragung bei SAP ist ein heikles Thema, seit der damalige Chef Léo Apotheker 2010 über den Unmut seiner Belegschaft stolperte. Heute ist die Zufriedenheit weitaus höher. Allerdings hinterfragen einige die Strategie des Vorstands.

Der Managementwechsel und die Neuausrichtung des Unternehmens treiben die Mitarbeiter von SAP um. Das ist das Ergebnis der aktuellen Mitarbeiterbefragung des Walldorfer Software-Anbieters. "Wir sind mitten in einer Transformationsphase", sagte Finanzvorstand und Arbeitsdirektor Werner Brandt am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Der Wandel in der IT-Branche mache sich bemerkbar. "Gleichzeitig durchlaufen wir einen Managementwechsel", sagte Brandt. "Beide Faktoren sorgen sicherlich auch für Unsicherheiten in der Belegschaft."

SAP bemüht sich derzeit massiv, mit neuen Technologien unter anderem ins Geschäft mit Mietsoftware vorzudringen. Gleichzeitig sorgen Wechsel im Management für Unruhe. SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe wird Bill McDermott im kommenden Jahr das Ruder überlassen. Er will in den Aufsichtsrat wechseln. Werner Brandt selbst gibt seinen Posten Mitte 2014 an seinen Nachfolger Luka Mucic ab.

Eigentlich ist die Mitarbeiterzufriedenheit bei SAP traditionell sehr hoch. Der sogenannte Employee-Engagement-Index lag auch in diesem Jahr bei 77 Prozent - das ist genau so viel wie bei der vergangenen Vollumfrage 2011. Gegenüber der Stichprobe im vergangenen Jahr, bei der nur die Hälfte der rund 66 000 SAP-Mitarbeiter befragt wurde, ist der Wert aber um zwei Prozentpunkte zurückgegangen. Dabei will SAP das Engagement bis 2015 auf 82 Prozent steigern.

"Insgesamt sind die Umfragewerte gemischt ausgefallen, aber neun von zehn Mitarbeitern sind stolz darauf, bei SAP zu arbeiten", sagte Brandt. 83 Prozent sagen, sie sind von den Unternehmenszielen überzeugt. Damit ist dieser Wert gegenüber den zurückliegenden Umfragen um vier Prozentpunkte gesunken. Der Wert in der Dimension Strategie und Ausrichtung ist gegenüber dem Vorjahr noch deutlicher zurückgegangen - um neun Prozentpunkte auf 65 Prozent. "Für Deutschland liegt der Wert noch niedriger, nämlich bei 57 Prozent", sagte Brandt. Verbessert hat sich dagegen die Work-Life-Balance und das Verhältnis zu Führungskräften.

"Wir haben aber auch klar mitgeteilt bekommen, dass wir die Wachstumsstrategie für SAP noch besser kommunizieren müssen", sagte Brandt. "Wir nehmen die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung sehr ernst und werden die Kritikpunkte vor allem durch die Weiterentwicklung unserer Strategie adressieren." Bis Anfang 2014 werde der Vorstand seine Strategie überarbeiten und der Belegschaft vorstellen. Wesentliche Punkte der Mitarbeiterbefragung sollen dabei berücksichtigt werden. "Es geht vor allem um eine deutliche Vereinfachung der SAP in allen Bereichen", sagte Brandt.

Die Stimmung der Mitarbeiter hat bei SAP eine besondere Bedeutung. Der Softwarekonzern ist auf die Kreativität seiner Entwickler und das Engagement seiner Berater angewiesen. "Das Mitarbeiter-Engagement ist neben dem Kundenerfolg, dem nachhaltigen Wachstum und der Profitabilität der SAP eines unserer vier strategischen Unternehmensziele", erklärte Brandt. 2010 musste der damalige SAP-Chef Léo Apotheker seinen Hut nehmen, weil er sowohl den Rückhalt der Mitarbeiter, als auch den der Kunden verloren hatte. Damals war die Zufriedenheit allerdings deutlich niedriger als heute. (dpa/rs)