Für viele SAP-Anwenderunternehmen in Deutschland und Österreich herrscht nun Gewissheit: Der von SAP gemäß den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) eingesetzte Mechanismus zur Preiserhöhungs beim Standard Support trifft langjährige und treue Kunden hart. Die Rückrechnung der Preissteigerung erfolgte gemäß dem Index des Statistischen Bundesamts bis zum Zeitpunkt des jeweiligen Vertragsabschlusses, höchstens jedoch bis zum Jahr 2000.
Durch diese individuellen Preiserhöhungen werden sie deutlich schlechter gestellt als Kunden, die ihre Verträge zu einem späteren Zeitpunkt umgestellt haben. "Über die angekündigte Preiserhöhung sollen Kunden bewegt werden, sich für SAP Enterprise Support zu entscheiden, auch wenn sie für die darin enthaltenen Leistungen über den Standard Support hinaus keinen Bedarf haben", beschreibt Werner Schwarz, Experte für die Support-Thematik im CIO-Beirat der DSAG und CIO bei der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, die aktuelle Situation.
Wer seinen Vertrag im Jahr 2005 abgeschlossen hat, muss im nächsten Jahr für den Standard Support fast ebenso viel zahlen wie die Kollegen für den Enterprise Support in der ersten Stufe - also 18,36 Prozent. Noch schlimmer kommt es allerdings für Kunden, die vor 2005 unterzeichnet haben. Hier steigt der Prozentsatz kontinuierlich und reicht bis zu einer Höhe von knapp 20,7 Prozent für Vertragsabschlüsse aus dem Jahr 2000, der letzten Periode, die bei der Rückrechnung betrachtet wird.
Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) wird sich weiterhin gemeinsam mit dem jüngst gegründeten CIO-Beirat für eine deutliche Unterscheidung der SAP-Support-Modelle in Preis und Leistungsumfang einsetzen. Denn die Kritik der Mitgliedsunternehmen will einfach nicht abreißen. Bei SAPs neuem Modell, dem Enterprise Support, entfällt in Deutschland und Österreich die Preissteigerung aufgrund der Entwicklung des vom Statistischen Bundesamt ausgegebenen Index. Unklarheit herrscht jedoch nach wie vor über die Preiserhöhung des SAP Enterprise Support in der Schweiz.
Deshalb fordern Vorstand und CIO-Beirat der DSAG weiterhin eine klare inhaltliche und preisliche Unterscheidung der beiden Support-Modelle. "Außerdem legen wir nach wie vor großen Wert auf den Nachweis des Mehrwerts von SAP Enterprise Support und arbeiten hier aktiv mit SAP und anderen Anwendergruppen im Rahmen des SAP Usergroup Executive Networks (SUGEN) zusammen", erklärt Andreas Oczko, stellvertretender DSAG-Vorstandsvorsitzender und Ressortvorstand Operations/Service & Support.
SAP-Kunden haben nur 14 Tage Bedenkzeit
Nachdem SAP ihre Kunden über die Preisanpassungen informiert hat, herrscht vielerorts Unsicherheit hinsichtlich des zu nutzenden Support-Modells. Ist doch unter Umständen der Standard Support jetzt teurer als der Enterprise Support. "Da SAP-Kunden im Rahmen ihres Sonderkündigungsrechts nur 14 Tage Zeit für die Rückmeldung haben, sollten sie umgehend das Gespräch mit SAP suchen und gegebenenfalls herrschende Unklarheiten beseitigen", rät Andreas Oczko.
Selbst CIOs, die dieses Mal noch mit einem blauen Auge davon kamen, sind nicht unbedingt zufrieden. Sie befürchten weiterhin Druck in Richtung des von SAP zum Standard ausgerufenen Pflegemodells Enterprise Support. Der Zusatzaufwand den SAP nun für die Deutschen und Österreicher betreiben muss, weil diese einen Sonderweg gehen, weckt das Misstrauen, dass SAP die Qualität des Standard Support herunterfahren wird. Schon allein aus Risikoerwägungen würden viele Unternehmen dann nicht mehr um Enterprise Support herumkommen werden.
Enttäuschung herrscht auch darüber, dass SAP nicht auf den Vorschlag der Anwendervereinigung eingegangen ist. "In Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und um zu einer vertrauensvollen Geschäftsbeziehung zurückzukehren, wäre eine generelle Aussetzung der Preiserhöhung der richtige Weg gewesen. Das hätte ein positives Signal zum richtigen Zeitpunkt in die richtige Richtung an alle SAP-Kunden gesetzt", so die Meinung der Anwendervertreter.
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