Anwender von Business-Intelligence-Lösungen werden anspruchsvoller. Das legen die Ergebnisse des neunten "BI Survey" aus dem Würzburger Business Application Research Center (Barc) nahe. Demnach treten in BI-Projekten zwar immer weniger Probleme auf. Gleichzeitig scheinen die messbaren Vorteile des BI-Einsatzes aus Sicht der IT-Entscheider in den Unternehmen geringer zu werden.
Wie sich Business-Intelligence-Lösungen aufs Geschäft auswirken, stellt das Barc wie in den Vorgängerstudien des "BI Survey 9" mit dem sogenannten Business Benefits Index (BBI) dar. In ihn lassen die Studienautoren möglichst viele Faktoren des BI-Einsatzes einfließen - weiche Kriterien wie besseres Berichtswesen ebenso wie in harten Zahlen messbaren Nutzen, etwa geringere Kosten oder eine verringerte Zahl von Mitarbeitern für die Informationsbeschaffung.
Reifeprozess in der BI
Aus den Antworten der 1853 weltweit befragten Anwenderfirmen verschiedener Größen und unterschiedlicher Branchen ergab sich ein BBI, der niedriger ist als je zuvor bei der BI-Umfrage des BARC. 2004 hatte er seine Spitze mit dem Wert 4,31, dieses Jahr liegt er bei 3,89.
Für Barc-Analystin Melanie Mack lässt sich daraus allerdings nicht der Schluss ziehen, dass Business Intelligence Firmen immer weniger Nutzen bringt. "Dass der Wert sinkt, hängt auch damit zusammen, dass die Produkte und damit auch der Markt reifer geworden sind." Ein weiterer Grund könnte aus Macks Sicht auch eine steigende Erwartungshaltung der Anwender sein.
Erwartungen an Business Intelligence steigen
Mack verweist auf eine weitere Zahl aus der Studie: Mittlerweile gibt jeder dritte Befragte an, dass seine BI-Projekte problemlos verlaufen - Tendenz steigend. Diese "insgesamt positive" Entwicklung müsse man im Zusammenhang mit dem sinkenden Index sehen.
Durchweg die geringsten Vorteile gemessen am BBI bringen laut der Studie SAP-Installationen. SAP BW/BEx Suite, SAP BO WebI (Web Intelligence) und SAP BO DeskI (Desktop Intelligence) wiesen die geringsten Index-Werte auf. Bei den Multiprodukt-Suiten waren SAP BO-Sites die, bei denen "Business Benefits" am wenigsten wahrscheinlich waren. Anbieter MicroStrategy verbuchte hier dagegen die höchsten Bewertungen.
Dass Firmen entgegen dem ersten Anschein beim Blick auf den sinkenden Index gute Erfahrungen mit Business Intelligence machen, zeigt ein weiteres Ergebnis der Studie. 28 Prozent der Befragten sagten, sie hätten alle in ihren BI-Projekten alle angestrebten Ziele erreicht oder sogar übertroffen. 70 Prozent gaben an, sie hätten die Ziele zumindest weitgehend erreicht. Keines ihrer Ziele haben sechs Prozent der Befragten erreicht.
SAP schneidet schlecht ab
Wie in den BI-Studien der Vorjahre zeigte sich, dass die Werte für die Produkte der großen Anbieter deutlich ungünstiger ausfallen als für die der kleinen - mit einer Ausnahme: IBM Cognos TM1 schnitt außerordentlich gut ab. Von den TM1-Anwendern sagte mehr als jeder fünfte, sein BI-Projekt habe die gesetzten Ziele übertroffen. Von denen, die mit SAP BW / BEx Suite oder SAP WebI arbeiten, sagten das nur drei Prozent.
Noch in anderer Hinsicht fährt SAP in der Studie eher negative Beurteilungen ein: bei der Frage nach den Auswahlkriterien für eine BI-Lösung. Die Firmen, die SAP BW /BEx Suite auswählen, haben dafür vor allem interne Gründe wie die Integration mit anderen SAP-Produkten oder das Bundling. Sie entscheiden weniger nach den Eigenschaften der Lösung.
Die BI-Lösungen aus dem Hause SAP schneiden bei den BI-Surveys des Barc schon seit Jahren vergleichsweise schlecht ab. Das setzt sich auch in diesem Jahr fort. Allerdings weist Analystin Melanie Mack darauf hin, dass einzelne Kennzahlen positiv bewertet wurden. Für die Studie wurden SAP BW, SAP BO Desktop Intelligence und Web Intelligence getrennt voneinander ausgewertet.
Als wichtigste Kriterien für die Auswahl einer BI-Lösung identifizierte die Studie Funktionen und Benutzerfreundlichkeit. Die Kunden der verschiedenen Anbieter gewichten ihre Auswahlkriterien allerdings unterschiedlich. Auf Benutzerfreundlichkeit beispielsweise legen die Kunden von Qliktech mehr Wert als alle anderen Befragten.
Performance-Probleme plagen BI-Anwender
Auffällig ist: Wenn sie sich für eine BI-Lösung entscheiden, sind für Unternehmen andere Kriterien wichtig als später im Betrieb. Ein Beispiel: Die Kosten spielen bei der Kaufentscheidung eine geringe Rolle, später im Betrieb dagegen schon. Dasselbe gilt für die Abfrage-Performance. Nur 19 Prozent zählen sie zu den relevanten Eigenschaften. Später im Betrieb allerdings ist eine langsame Reaktion auf Abfragen eines der größten Übel.
Je größer ein Unternehmen ist, desto mehr verschiedene BI-Lösungen nimmt es in der Regel in die engere Wahl für den Einsatz. Die Produkte vieler Anbieter werden daher vor allem von großen Firmen bewertet, etwa die von Oracle Hyperion, SAP BW, Oracle, MicroStrategy und SAS.
Was Open-Source-Anbieter auf den Markt bringen, ziehen dagegen vor allem kleinere Firmen als mögliche Lösung in Betracht. Mit Jedox und Pentaho schafften es erstmals zwei Open-Source-Anbieter in die BI-Umfrage (BI-Lösungen werden darin aufgeführt, wenn mindestens 40 Teilnehmer sie nennen). Beide schaffen es zwar seltener auf die Shortlist als die Produkte vieler kommerzieller Anbieter. Wenn sie dort aufgeführt werden, erhalten Jedox und Pentaho allerdings besonders oft den Zuschlag.
Business Intelligence nicht für die Massen
Anwender geben laut Mack oft Prognosen ab, dass Business Intelligence via Browser sehr schnell die Regel werden wird. Der Survey hat allerdings gezeigt, dass dies nur langsam geschieht. Viele Nutzer greifen auf ihre BI-Applikationen immer noch über lokal installierte Windows-Applikationen zu. Web-BI nutzen inzwischen 46 Prozent der Anwender.
Die durchschnittlichen Web-Deployment-Raten liegen in den USA deutlich höher als in Deutschland und Österreich. "Das ist möglicherweise mentalitätsbedingt", sagt Melanie Mack. Anwender beispielsweise in den USA hätten dabei weniger Sicherheitsbedenken als Deutsche.
Zuletzt lässt sich aus dem BI Survey 9 noch eine Erkenntnis ziehen, die den Anbietern nicht gefallen dürfte: Ihre Vorstellung von "BI for the masses" ist nicht Wirklichkeit geworden. Nur elf Prozent der Befragten gaben an, dass bei ihnen mehr als die Hälfte der Angestellten mit den Business-Intelligence-Lösungen arbeitet. Vor allem die Finanzabteilungen arbeiten mit BI, gefolgt vom Top-Management, Verkauf und IT.