Nach dem Rekordjahr 2011 sieht sich das SAP-Management, das in diesem Jahr den 40. Firmengeburtstag feiert, gut aufgestellt für die kommenden Jahrzehnte. Co-CEO Jim Hagemann Snabe zog zur CeBIT eine positive Bilanz seiner bis dato gut zwei Jahre dauernden Amtszeit. Es sei gelungen, SAP neu zu erfinden. Mit der Neuaufstellung der Softwareentwicklung könnten Innovationen heute deutlich schneller in Produkte umgesetzt werden als früher. Außerdem sei der Konzern insgesamt näher am Kunden. Im vergangenen Jahr wären rund 1500 Kunden in die Entwicklungsprozesse involviert gewesen, berichtete der dänische SAP-Chef. Hubertus Külps, Leiter der Unternehmenskommunikation bei SAP, zieht daraus den Schluss: "Vielleicht sind wir auch cooler geworden."
Damit dieser Wunsch in Erfüllung geht, wird es SAP in Zukunft vor allem darum gehen, seine Softwarepalette um zusätzliche Kategorien zu erweitern. Das gab Snabe unmissverständlich als künftige Marschrichtung vor. Mit den Initiativen rund um mobile und die Sybase-Übernahme, die Entwicklung der In-memory-Appliance Hana sowie zusätzlichen Cloud-Angeboten aus Walldorf habe sich dieser Trend bereits in den vergangenen Jahren abgezeichnet. Das soll so weitergehen: Der SAP-Chef kündigte an, dass es alle 18 Monate neue Kategorien im SAP-Portfolio geben soll. Diese könnten aus eigenen Entwicklungen, aber auch aus Akquisitionen resultieren. An dieser Stelle wollte sich Snabe nicht festlegen.
SAP für alle Daten, alle Unternehmen, alle Menschen
Vorrangiges Ziel dabei ist, die Reichweite zu erhöhen. SAP-Software eignet sich für alle Daten, alle Unternehmen und alle Menschen, sagte der SAP-Chef und setzte sich und seinem Unternehmen damit ehrgeizige Ziele. In Sachen Daten-Management forciert der deutsche Softwareanbieter die Entwicklung seiner In-memory-Appliance Hana. Damit verspricht der Konzern den Kunden schnelle Auswertungen auch großer Datenmengen. Das funktioniere zudem direkt mit transaktionalen Daten aus den operativen Anwendungssystemen. "Wir sehen Potenzial, mit Hana klassische Data-Warehouse- und Datenbank-basierte Architekturen abzulösen", sagte Snabe. Für die Kunden bedeute das nicht nur schnellere Analysen sondern auch geringere Kosten, da Teile der bisher benötigten Infrastruktur obsolet würden.
Um die Kundenreichweite zu erhöhen, setzt das SAP-Management in erster Linie auf neue Cloud-Lösungen. Zur CeBIT präsentierte der Konzern Cloud-Erweiterungen wie "Sourcing OnDemand", "Sales OnDemand" und "Travel OnDemand" für seine Enterprise-Lösungen. Darüber hinaus packt SAP künftig auch "Business One", sein ERP-Paket für Kleinunternehmen, in die Cloud. Für Business ByDesign (ByD) stellte SAP das erste 2012er Update vor. Das Cloud-ERP für Mittelständler erhält damit laut Anbieter eine erweiterte Unterstützung für iPad und iPhone, zusätzliche Funktionen für professionelle Dienstleister sowie für Vertrieb und Produktion, und mehr Funktionen, um die Cloud-Lösung in Tochtergesellschaften besser an ein zentrales SAP-System anbinden zu können. Snabe sieht sich mit ByD im Plan. Vorwürfe, SAP könne den Markt nur langsam entwickeln, weist Snabe zurück. Mittlerweile sei ByD in elf Ländern verfügbar. Über 1000 Kunden arbeiteten bereits mit dem Cloud-System.
Für "Mr. Cloud" geht es um den Massenmarkt
SAP sei es im ersten Schritt darauf angekommen, eine belastbare sichere Cloud-Infrastruktur aufzubauen, die sich vor allem kosteneffizient betreiben lasse, erläuterte Snabe SAPs Cloud-Strategie. Im nächsten Schritt werde es darum gehen, Skaleneffekte zu erzielen. Dabei setzen die Walldorfer in erster Linie auf ihren jüngsten Zukauf SuccessFactors.
Der Anbieter von Cloud-Lösungen für das Human Capital Management (HCM) und Talent Management bedient eigenen Angaben zufolge 15 Millionen User in 185 Ländern. Das soll offenbar ein Hebel sein, um weitere Cloud-Lösungen aus Walldorf im Markt zu puschen. Dafür sorgen soll Lars Dalgaard, Ex-CEO von SuccessFactors, der künftig als "Mr. Cloud" die Geschäfte von SAP in der IT-Wolke verantworten soll. (Computerwoche)