Offenbar fehlen IT-Experten manchmal die Worte. Um BPP zu beschreiben, wurde deshalb das Kunstwort Applistructure geschaffen. Das Wort liest sich zwar nicht besonders schön, fasst aber im Wesentlichen die wichtigsten Charakteristika von BPP zusammen: Die Verschmelzung von Anwendung und Infrastruktur.
Prinzipiell stellt BPP eine Weiterentwicklung des Business Process Managements (BPM) dar. BPM bietet auf Basis einer technisch integrierenden IT-Lösung, bei SAP ist es beispielsweise Netweaver, die Möglichkeit Prozesse zu modellieren und weiterzuentwickeln. Wichtiger Bestandteil ist dabei eine serviceorientierte Architektur (SOA), die eine einfache Modulation der abgebildeten Prozesse erlaubt. BPP stellt nun aber nicht nur die technische Basis für die Abbildung von Prozessen in der IT, sondern enthält auch vordefinierte, ablauffähige Prozesskomponenten.
Derzeit existiert BPP noch nicht als fertiges Produkt. Allerdings verfolgt SAP konsequent eine Roadmap, um Netweaver in wenigen Jahren zu einer BPP zu erweitern. Unter anderem müssen beispielsweise die Prozesskomponenten definiert, programmiert und auf die Praxistauglichkeit überprüft werden. Mit einer Marktreife von SAPs BPP rechnet Berlecon innerhalb weniger Jahre.
BPP wird wichtiger
Die Analysten sind sich sicher, das das Konzept der BPP zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Zum einen, weil Unternehmen immer schneller neue Anforderungen des Marktes in interne Prozesse umsetzen müssen. Das verlangt nach einer flexiblen IT. Zum anderen sind die Walldorfer längst nicht die einzigen, die ein solches Konzept verfolgen. Zum Teil nähern sich die Anbieter der Idee aus der technischen Richtung, zum Teil haben sie ihren Schwerpunkt auf Unternehmensanwendungen. Auch Anbieter mit einem Schwerpunkt auf BPM wollen ihre Lösungen entsprechend erweitern.
Unternehmen sollten die Entwicklung im BPP-Bereich in den nächsten Jahren genau im Auge behalten, rät Joachim Quantz, Senior Analyst bei Berlecon. Nur so könnten sie Chancen und Risiken richtig bewerten. Außerdem müssen Unternehmen abschätzen, ob und wie schnell sie die technischen Voraussetzungen für eine BPP schaffen möchten.
SAP-zentrierte Firmen tun sich leichter
Dazu gehört nicht nur die Einführung einer SOA. Unternehmen, deren IT-Landschaft bereits konsequent auf SAP gebürstet ist, dürften sich bei der Einführung einer BPP-Lösung der Walldorfer leichter tun als jene, die stark mit Eigenentwicklungen oder Anwendungen anderer Anbieter arbeiten. Für letztere ist die Vorbereitung auf SAPs BPP – zumindest im Moment – noch mit erheblichem Anpassungsbedarf verbunden.
Um den vollen Nutzen auszuschöpfen, sind außerdem Firmen im Vorteil, bei denen Prozesse nicht nur eine große Rolle spielen, sondern auch flexibel und schnell angepasst werden müssen.
Von der zunehmenden Aufweichung der Grenzen zwischen Anwendungen und technischer Integration werden nach Berlecon-Einschätzung letztendlich alle Anwender profitieren. Weil die Konzepte aller Anbieter letztlich darauf abzielen, Altsysteme relativ einfach einbinden zu können, dürfte ein Plattformwechsel in Zukunft leichter fallen. Das Risiko aufs falsche Pferd zu setzen und in der Folge Investitionen komplett abschreiben zu müssen sinkt.
Berlecon analysiert in der Studie "Von Netweaver zur BPP" die SAP-Strategie für die nächsten Jahre und vergleicht sie mit den Ansätzen der anderen Anbieter. Außerdem werden Empfehlungen für Anwender formuliert.