Berliner Ex-Senator in neuer Rolle

Sarrazin jetzt IT-Vorstand der Bundesbank

26.05.2009 von Christiane Pütter
Thilo Sarrazin verantwortet ab sofort die Bereiche IT, Bargeld und Risiko-Controlling im Vorstand der Bundesbank. Der frühere Finanzsenator von Berlin hatte den neuen Arbeitgeber noch kürzlich als "kontemplative Veranstaltung" tituliert.
Erst kürzlich titulierte Thilo Sarrazin die Bundesbank als "kontemplative Veranstaltung", jetzt ist er deren IT-Vorstand.

Thilo Sarrazin redet gern Klartext. "Die Bundesbank ist ja eine eher kontemplative Veranstaltung", sagte er gegenüber dem Fernseh-Sender ntv. Und weiter: Die Bankenaufsicht habe Fehlentwicklungen in vielen Instituten nicht vorzeitig bemerkt. "Beamte sind damit auch voll überfordert", so Sarrazin.

Ob er die kontemplative Runde aufmischen wolle, sagte der 64-Jährige nicht. Jedenfalls hat der frühere Finanzsenator (SPD) von Berlin Anfang Mai die Rolle gewechselt. Er verantwortet nun im Vorstand der Bundesbank die Ressorts IT, Bargeld und Risiko-Controlling.

Die Bank baut den Vorstand um, weil zwei Mitglieder das Gremium mit Ablauf ihrer Amtszeit verlassen haben. Danach wurde der Vorstand von sieben auf sechs Mitglieder verkleinert. IT war zuvor bei Hans-Helmut Kotz (52), der jetzt die Ressorts Finanzstabilität, Märkte und Statistik übernimmt.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, ist das der Bereich, den Sarrazin eigentlich gern gehabt hätte. Das Ressort Finanzstabilität gilt als Filetstück der Bundesbank. Reuters betitelt Hans-Helmut Kotz als "inoffiziellen Außenminister" der deutschen Notenbank. Die Agentur spekuliert, Sarrazin habe es sich mit seiner harschen Kritik beim neuen Arbeitgeber verscherzt.

Thilo Sarrazin hat in Bonn Volkswirtschaft studiert und 1975 als Referent im Bundesfinanzministerium angefangen. Nach Stationen bei der Treuhandanstalt und der Deutschen Bahn war er von 2002 bis 2009 Finanzsenator in Berlin.

Sarrazin polarisiert

Der Ex-Politiker gilt als umstritten. So sagte er laut spiegel.de über Motivationsprobleme von Arbeitslosen: "Ehe jetzt einer im 20. Stock sitzt und den ganzen Tag fernsieht, bin ich schon fast erleichtert, wenn er ein bisschen schwarz arbeitet."