Laut der Untersuchung decken fast alle Unternehmen wesentliche Elemente der Wertschöpfungskette ab. 93 Prozent der Befragten produzieren in Deutschland und auch im Ausland. Fast genauso viele haben die Produktion in andere Länder Europas verlegt und 59 Prozent auf den amerikanischen Kontinent.
Überraschend ist, dass 72 Prozent der Umfrageteilnehmer ihre Forschung und Entwicklung zumindest teilweise ins Ausland verlagert haben, so die Analyse. Neben Vertrieb, Produktion und Ausgangslogistik betrifft die weltweite Verteilung somit auch Wertschöpfungsstufen, die auf die Generierung immaterieller Vermögenswerte ausgerichtet sind. Folglich wird die Steuerung transnationaler Wertschöpfungsstufen immer wichtiger.
Verrechnungspreissystem
Der Studie zufolge stehen Firmen nach der globalen Verteilung der Wertschöpfungskette vor der Aufgabe, die einzelnen Stufen gemäß ihrer übergreifenden Unternehmensziele global zu steuern. Dabei zeigt sich besonders bei der internen Verrechnung von Leistungen von Unternehmensbereichen untereinander erhebliches Verbesserungspotenzial.
"Die drei wichtigsten Zielsetzungen der Verrechnungspreissysteme, interne Erfolgsvermittlung (60 Prozent), Unterstützung der Konzernstrategie (52 Prozent) und Optimierung der Unternehmensbesteuerung (47 Prozent) werden von den befragten Unternehmen bislang nur selten gemeinsam verfolgt", sagt Rolf Epstein, Partner bei Deloitte. Entsprechend meinen drei Viertel der Firmen, das sie die Ausgestaltung ihres Verrechnungspreissystems noch verbessern müssen.
Bei vier Fünftel der Befragten ist die Konzernabteilung voll oder überwiegend an der Entwicklung des Verrechnungspreissystems beteiligt. Bei etwa 75 Prozent ist der Finanzvorstand und bei mehr als der Hälfte der Firmen das Konzern-Controlling und das Konzernrechnungswesen involviert.
Neue Steuerung
Laut der Studie ist die kaufmännische Steuerung der globaler werdenden Wertschöpfung ein wesentlicher Faktor für den Erfolg von Investitionen im Ausland. Bisher waren die einzelnen Wertschöpfungsstufen zumeist unter einem Dach einer Gesellschaft im Mutterland vereint. Heute sind Marketing, Produktion oder Logistik in der Regel auf mehrere organisatorische Einheiten in Europa, Amerika und Asien verteilt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erschließung neuer Märkte und die Kostensenkung.
Aus diesem Grund werden die Konzernstrukturen immer komplexer und die Steuerung der Firma muss neu ausgerichtet werden, so die Analyse. Eine übergreifende Kontrolle der einzelnen auf der Welt verteilten Wertschöpfungsstufen stellt für die Befragten zurzeit die größte Herausforderung dar.
Das Ergebnis zeigt, dass die Steuerung von Wertschöpfungsstufen bisher nicht ausreichend klar verankert ist. Außer bei den Top-Performern. Sie steuern im Gegensatz zu anderen Firmen die Produktion beispielsweise häufiger global und den Vertrieb lokal. Außerdem haben sie genaue Zielvorgaben für einzelne Wertschöpfungsstufen.
Der Untersuchung zufolge haben sich viele Befragte noch nicht von den traditionellen Strukturen ihrer Unternehmensteuerung verabschiedet. Sie konzentrieren sich immer noch auf die Erfolgsbeurteilung einzelner Landesgesellschaften, obwohl diese durch die Ungleichheit in den übertragenen Aufgaben und Risiken in der Regel weder miteinander vergleichbar, noch für sich isoliert aussagefähig sind.
Mit der globalen Verteilung haben sich auch die internen Leistungsströme vervielfacht. Verrechnungspreissysteme spielen somit nicht nur bei der Bewertung konzerninterner Leistungsströme, sondern auch als Steuerungsinstrument eine zentrale Rolle. "Bei der Ausgestaltung von Verrechnungspreissystemen müssen neben steuerlichen und handelsrechtlichen Aspekten viel stärker auch die Ziele der unternehmenszielkonformen Verhaltenssteuerung Berücksichtigung finden", sagt Rolf Epstein.
Für die Studie "Teile eines Ganzen" befragte Deloitte zusammen mit dem Lehrstuhl für Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfung und Controlling der Handelshochschule Leipzig 240 Unternehmen in Deutschland. Die Umfragteilnehmer haben einen Mindestumsatz von 500 Millionen Euro.