Eine mangelhafte Abstimmung kann unter anderem zu längeren Durchlaufzeiten und mehr Fehlern führen. Folglich kommt es zu höheren Kosten.
Die Analyse hat weiterhin herausgefunden, dass in den Banken eine IT- und/oder Geschäftsstrategie entweder nicht explizit vorhanden oder nicht gegenseitig bekannt ist. Dabei zeigt sich, dass durch eine bessere Kommunikation zwischen den Abteilungen Änderungsanfragen schneller umgesetzt werden könnten.
Nur 38,1 Prozent der Befragten meinen, dass zwischen der IT-Einheit und der Fachabteilung ein großes gegenseitiges Vertrauen und Respekt besteht. Mehr als die Hälfte der befragten Banken sieht die IT- und Fachabteilungen nicht als gleichberechtigte Partner bei Änderungswünschen für die Kernapplikationen an. In der Regel werden Änderungsanfragen von den Fachabteilungen formuliert und von der IT abgearbeitet. Daher wird die IT von den Umfrageteilnehmern mehr als ausführendes Werkzeug gesehen.
Laut der Studie meinen lediglich 30,1 Prozent, dass der Change-Prozess ausreichend spezifiziert und formalisiert ist. Im Zusammenhang mit der langsamen Reaktionsgeschwindigkeit der IT-Einheit und der nicht bestehenden Partnerschaft bei der Änderung der Kernapplikationen, ergibt sich hier ein Bild, das auf eine unzureichende Formalisierung und Intransparenz bei Change-Prozessen hinweist. Zu einem einmal geforderten Änderungswunsch scheint es keine oder nur unzureichende Informationen zur Priorisierung der Anforderung oder dem aktuellen Bearbeitungsstand zu geben. Dadurch verstärkt sich der Eindruck, dass nichts geschieht und es kommt zu einer latenten Unzufriedenheit.
Ein Drittel der Umfrageteilnehmer sagt, dass ein Change-Request überwiegend in der IT-Abteilung abgewickelt wird. Das deutet daraufhin, dass eine regelmäßige Abstimmung bei Änderungen eher eine Ausnahme bildet. So ist sich auch fast die Hälfte unsicher, ob Change-Requests nützlich umgesetzt werden.
Keine Meetings, keine Informationen
Inwieweit eine Anforderung im Sinne der Fachabteilung sachgerecht umgesetzt wird, hängt teilweise davon ab, in welchem Umfang die IT-Abteilung die bankfachliche Anforderung interpretieren kann. Doch das scheitert meist an dem fehlenden Austausch. Bei fast zwei Drittel der Befragten gibt es keine regelmäßigen Meetings mit IT- und Fachabteilungen.
Noch weniger formelle Zusammenkünfte als zur Steuerung von Change-Prozessen gibt es zum Thema Prozessverbesserungen. Hier wird trotz eines massiven IT-Einsatzes meist auf die Hinzuziehung der IT-Abteilung verzichtet.
Lediglich ein Drittel der Befragten ist der Ansicht, dass die IT gut im Vorstand repräsentiert ist. Fast genauso viele verneinen das oder stehen der Frage indifferent gegenüber.
IT-Ressourcen als Produktionsanlage
Fast die Hälfte aller Banken betreibt die aktuell eingesetzte Kernapplikation bereits seit mindestens 1999. Dabei zeigt das Ergebnis, dass das Einführungsjahr der Applikation negativ mit der Größe der Institute korreliert. Das bedeutet: Je größer das Haus, desto älter die Kernapplikation. 50,8 Prozent schätzen die genutzte Software als modern ein.
Laut der Untersuchung schöpft nur fast die Hälfte der Befragten den Funktionsumfang ihrer Software aus. Unklar ist, ob das so gewollt ist oder durch dominante andere Technologien substituiert wird.
Die Analyse hat herausgefunden, dass es zahlreiche Banken gibt die eine Vollautomatisierung in allen Teilprozessen anstreben. Hinsichtlich der Kundenbetreuung ist der Wunsch noch stärker als im Workout. Die Kreditentscheidung zeigt dabei das schlechteste Ergebnis, eine zu starke Automatisierung wird in diesem Bereich kritisch gesehen. Dabei lässt sich für den Teilprozess "Bearbeitung/Servicing" der höchste Anteil schon zufriedener Banken identifizieren.
Neben der Kernapplikation kommen in den Teilprozessen oder in den Querschnittsfunktionen häufig weitere IT-Systeme zum Einsatz. Der Studie zufolge erfahren Workflow-Management-Systeme und die elektronische Kreditakte einen deutlichen Zuspruch.
Während alle drei Systemtypen jeweils von etwa einem Fünftel der befragten Institute eingesetzt werden, ist die Einführung von Workflow-Management-Systemen von 45,3 Prozent der Finanzinstitute geplant. Ein Drittel dieser Planungen soll bis 2007 umgesetzt sein. Auch die Einführung der elektronischen Kreditakte ist von 32,8 Prozent geplant. Management-Infomationssysteme stehen dagegen bei fast einem Drittel der befragten Banken nicht auf der Agenda.
Für die Studie "Kritische Erfolgsfaktoren in Finanzprozessen" befragte E-Finance Lab 1.020 der größten deutschen Kreditinstitute. 136 Fragebögen wurden zur Auswertung an die Forschungsgruppe der Frankfurter Goethe-Universität und der Technischen Universität Darmstadt zurückgesandt.