Die Total Cost of Ownership (TCO) gelten als wichtiges Argument für Anwender wie IT-Anbieter. Doch oft gibt es verschiedene TCO-Werte für dasselbe Objekt, etwa einen Arbeitsplatz-PC. Der Grund: Soft- und Hardwareanbieter sowie IT-Dienstleister arbeiten mit eigenen TCO-Modellen. Anwendern bleibt der Zugang zu TCO-Studien verwehrt, weil Anbieter ihre Berechnungsmodelle in der Regel nicht kostenfrei preisgeben.
Das Problem hat Wirtschaftsinformatik-Professsor Axel Schwickert von der Uni Gießen in seinem Arbeitspapier "Total Cost of Ownership - Stand und Entwicklungstendenzen 2003" aufgegriffen. Er vergleicht die TCO-Modelle von Gartner, Metagroup und Forrester, die vielen ande-ren Berechnungen als Basis dienen. "Letztlich ist es egal, welches Modell CIOs wählen. Hauptsache, sie wenden immer nur eins auf dasselbe Objekt an", so Schwickert.
TCO öffnet die Black Box der Kosten
Die TCO beziffern die Summe aller Kosten, die in einem Unternehmen innerhalb eines bestimmten Zeitraums (ein Jahr oder gesamter Lebenszyklus) für ein System entstehen. Schwickert: "TCO-Werte öffnen die Black Box der Kosten, die durch Client-Server-Systeme entstanden sind."
Um mehr Transparenz zu schaffen, hatte die Redaktion "CIO" im September auf ihrer Website einen kostenlosen TCO-Rechner (www.cio.de/tco-rechner) für Clients bereitgestellt. Die bislang über 330 registrierten Teilnehmer können dort ihre Client-TCO gegen Branchen und Unternehmen verschiedener Größe benchmarken und erfahren alles über das Rechenmodell. Einen weiteren TCO-Rechner zur Server-Konsolidierung startet "CIO" in Kürze.
Eine zusätzliche Interpretationshilfe erhalten sie jetzt durch Schwickerts Arbeitspapier. So laute eine Fehleinschätzung: Die TCO verschiedener Alternativen ließen sich mit der Kostenvergleichsrechnung auf betriebswirtschaftlicher Seite vergleichen. Das stimme nur eingeschränkt, weil die üblichen einperiodischen Verfahren der Kostenvergleichsrechnung zur statischen Investitionsrechnung gehören. Die TCO-Berechnung basiert indes auf einer mehrperiodischen Sicht. Schwickerts Einwand: "TCO beschränken sich auf die reine IT-Innensicht und beziehen nicht den Nutzen von IT ein."
RoI liefert Nutzenbetrachtung
Norbert Kriebel, Analyst bei Forrester Research, gibt allerdings zu bedenken: "Die TCO waren Ende der 80er-Jahre das beste Modell." Erst mit RoI-Berechnungen (Return on Investment) zog die Nutzenbetrachtung in die IT ein. Doch auch eine RoI-Rechnung setzt TCO-Werte voraus. Kriebel: "Die TCO bleiben weiterhin das Fundament bei IT-Kostenbetrachtungen, aber geschäftliche Entscheidungen über IT-Projekte müssen mehr als nur IT-Kosten einbeziehen." Deshalb entwickelt Forrester das Rechenmodell Total Economic Impact, das IT sowie geschäftliche Ziele und den Wert daraus messbar macht.
Für Professor Schwickert beschränken sich allerdings auch RoI-Modelle nur auf die IT-Innensicht: Der Blick auf betriebswirtschaftliche Prozesse fehlt. So hatte er zusammen mit IT-Anbietern versucht, "Total Cost of IT-Services" zu entwickeln. Der Versuch scheiterte, weil sich herausstellte, dass Firmen kaum in Geschäftsprozessen arbeiten, sondern immer noch funktional.
Oft glaubten Firmen, in Prozessen zu arbeiten, wenn sie sich in Sparten oder Produktgruppen aufteilen. "Der Ansatz ist gut, aber die Fachabteilungen in den Sparten und Gruppen arbeiten meist weiter funktional." Für Schwickert müssen Firmen und IT-Abteilungen ihre Sichtweise ändern. "Nicht die PC-Kosten sind wichtig, sondern IT-Kosten und -Nutzen für marktgerichtete Prozesse: Für eine Business-Impact-Analyse bleiben die TCO ein wichtiger Baustein.