Eine erfolgreiche IT-Strategie scheitert meist daran, dass die IT-Kräfte in einem Unternehmen nicht gebündelt in eine Richtung arbeiten. Immer wieder kommt es dadurch zu zahlreichen Problemen und unerwarteten Risiken. Dabei ist der Misserfolg leicht abzuwenden, ist Raymond Tischendorf überzeugt. Der Director Advisor bei der Experton Group hat die wichtigsten Stolpersteine aufgelistet.
1. Richtiger Zeitpunkt
Schon vor dem Start der Entwicklung einer IT-Strategie gibt es in den Unternehmen oft Bedenken, von denen manche durchaus berechtigt sind, so Tischendorf: "Eine IT-Strategie braucht in der Regel einen konkreten Anlass, damit dem IT-Leiter nicht vorgeworfen wird, er habe in den vergangenen Jahren geschlafen." Bester Anlass bei der Planung einer Strategie sei deshalb die Übernahme einer neuen Verantwortung. Innerhalb des ersten halben Jahres kann ohne weiteres ein Strategieprojekt aufgesetzt werden.
Wenn bereits eine IT-Strategie besteht, sollte das Projekt besser Fortschreibung oder Überprüfung genannt werden, rät Tischendorf. Ansonsten könnten die damals Beteiligten nicht mehr motiviert sein, mitzuarbeiten. Auch wenn der IT-Leiter seine Funktion schon länger ausübt, sei das kein Grund auf eine neue Strategie zu verzichten. Einen Anlass können in diesem Fall größere Veränderungen in der Organisation wie zum Beispiel Fusionen oder eine andere Ausrichtung des Unternehmens sein.
2. Bestandsaufnahme
Tischendorf empfiehlt jedem, der die Aufgabe übernimmt, dringend eine Bestandsaufnahme. Zahlreiche Projekte hätten gezeigt, dass der IT-Leiter, wenn er selbst für die aktuelle Situation verantwortlich ist, die Ist-Situation gern verkürzt oder beschönigt darstellt. "Aber ohne Beschreibung des Ausgangspunktes kann keine IT-Strategie entwickelt werden“, so Tischendorf.
3.Transparenz
Transparenz durch die Darstellung der Ziele kann für einen IT-Leiter durchaus unangenehm sein. Normalerweise entscheidet er spontan, handelt opportunistisch und legt sich nur ungern langfristig fest. Dabei habe laut Tischendorf die Erfahrung gezeigt: Ist eine Strategie vollständig aufgesetzt, erweitert sich der Handlungsspielraum eher. Dazu kommt die breite Unterstützung des eigenen Teams und der Unternehmensleitung.
4. Kein Streit
Bei der sogenannten GAP-Analyse zur Identifizierung strategischer und operativer Lücken kommt es regelmäßig zur ersten größeren Pause beim Strategieprojekt. Tischendorf warnt davor bei der Bewertung der unbefriedigenden aktuellen Situation und der Darstellung des Handlungsbedarfs den Vorgesetzten oder das Team zu verärgern. Eine gewisse Rücksicht laute die Devise - also eine neutrale Bewertung ohne offene Schuldzuweisung.
5. Diskussion
Um Diskussionen über unliebsame Alternativen zu vermeiden, tendieren manche IT-Leiter dazu, nur die eigenen Handlungsoptionen zu nennen. Davon rät der IT-Berater dringend ab. Erst die Diskussion der Alternativen und die Verständigung für einen gemeinsamen Weg sichern die Unterstützung bei allen Beteiligten.
6. Entscheidungen treffen
Hat der IT-Leiter eine Diskussion über alternative Wege angestoßen, wird er oft allein gelassen, wenn es darum geht, eine Entscheidung zu treffen. Das kann dazu führen, dass die nächste größere Pause beim Projekt entsteht oder es im schlimmsten Fall sogar abbricht. Für Tischendorf steht fest, dass der IT-Leiter in einer solchen Situation allein eine Entscheidung treffen muss, schließlich muss er auch für die erfolgreiche Umsetzung sorgen. Um den IT-Leitern Mut zu machen, fügt der Berater hinzu: Unternehmen mit 60 Prozent Fehlentscheidungen sind durchaus erfolgreich, aber eine nicht getroffene Entscheidung ist zu 100 Prozent falsch.