Nachhaltigkeit in der IT

Schwieriger Dreisprung

08.07.2002
Kostenreduzierung oder ökologisches Bewusstsein? Beides lässt sich verbinden, wie Praxisbeispiele zeigen. Doch das ist nur der erste Schritt: IT-Unternehmen wollen das Thema Nachhaltigkeit in ihren Geschäftsalltag integrieren.

Mehr als zwölf Millionen Euro jährlich könnten die deutschen Behörden sparen, wenn sie für PCs, Laptops und ähnliche Endgeräte neue Netzteile kaufen würden. Der defizitäre Mobilfunknetzbetreiber T-Mobile hat die Chance, seine Verluste jedes Jahr um 40 Millionen Euro zu reduzieren, auch noch nicht genutzt. Dabei müsste hier lediglich die Klimatechnik der Funk-Basisstationen verändert werden.

Genau damit soll nun endlich begonnen werden. Bis Anfang 2003 will T-Mobile die Klimaanlagen durch solargetriebene Ventilatoren ersetzen und so "schätzungsweise bis zu 400 Gigawattstunden pro Jahr einsparen", kündigt Klaus Rick an. Theoretisch könne dadurch ein Kraftwerk abgeschaltet werden, so der Umweltschutzbeauftragte der Telekom-Tochter weiter.

Und auch die öffentliche Hand arbeitet jetzt daran, die Betriebskosten der IT zu senken. Bis 2007 sollen alle herkömmlichen durch energieeffiziente Steckernetzteile ausgetauscht werden, plant das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt im Auftrag des Bundesforschungsministeriums. Schließlich ist die Leerlaufleistung der Öko-Netzteile um 90 Prozent niedriger. "Allein dadurch sparen wir 125 Gigawattstunden pro Jahr", schätzt Projektleiter Mario Dompke.

Was wie das Aufspüren von Sparpotenzialen innerhalb der IT klingt, ist nichts weniger als die Frage nach der "Nachhaltigkeit in der IT": Wie können IT-Unternehmen versuchen, gleichermaßen "wirtschaftlich erfolgreich, ökologisch verträglich und sozial gerecht" zu agieren, so die Umschreibung des erforderlichen Dreisprungs durch Bundeskanzler Gerhard Schröder anlässlich der Nachhaltigkeitsdebatte Mitte Mai im Bundestag.

Geringe Resonanz im Wirtschaftsalltag

Impulsgeber ist die Projektgruppe NIK (Nachhaltigkeit in der Informations- und Kommunikationstechnik), die im Auftrag des Bundesforschungsministeriums tätig wurde. "In diesem Dialogprozess ergab sich eine klare Tendenz für die Bereiche Life Cycle, Design for Environment sowie Marketing und Konsum", erklärt Projektleiter Dompke. Schließlich entstanden Roadmaps, die über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren Ziele für die Unternehmen aufzeigen. Beteiligt sind unter anderem Alcatel SEL, IBM, Lucent Technologies, SAP, Siemens und T-Mobile.

Welche geringe Rolle Nachhaltigkeit im Wirtschaftsalltag spielt, zeigt eine NIK-Umfrage. Danach werden Umweltschutzanforderungen bei Beschaffungen erst von knapp 23 Prozent der 1300 Befragten berücksichtigt, soziale Kriterien gar nur von 9 Prozent.

Marita Vogel [marita.vogel@cio.de]