Agile Methodenwerden in der Software-Entwicklung immer häufiger eingesetzt. Jedes dritte Unternehmen arbeitet laut einer Untersuchung des Marktforschers Forrester nach diesen Prinzipien. Am häufigsten verwendete Methode der agilen Entwicklung istScrum. Eine von zehn der von Forrester befragten Firmen setzt Scrum ein.
Ob eine Firma groß oder klein ist, macht bei der Entscheidung für oder gegen agile Methoden kaum einen Unterschied. Sowohl in Betrieben mit weniger als 1.000 Mitarbeitern als auch in größeren arbeitet fast jeder dritte Entwickler nach solchen Grundsätzen. Größer ist jeweils nur der Anteil derer, die überhaupt nicht methodisch vorgehen. Iterative Herangehensweisen oder das althergebrachte Wasserfall-Modell sind weniger geschätzt als agile Programmierung.
Als Grund dafür, warum gerade Scrum so gut angesehen ist, nennt die Forrester-Studie vor allem die Einfachheit dieses Ansatzes. Scrum beschreibt die Art, wie Projektmitarbeiter arbeiten. Ausgeführt werden in den Scrum-Richtlinien Schlüsselrollen und Beziehungen. Statt der Arbeitsweise stünden Ergebnisse im Mittelpunkt.
Scrum sei zudem einfach praktisch. Mit der Methode sei es ohne weiteres möglich, Teams zusammenzustellen, Aufgaben zu verteilen, einen Überblick über den jeweils aktuellen Stand zu bekommen und den Verlauf von Projekten zu korrigieren.
Mit Methoden wie Scrum hoffen Firmen, den Erfolg von Projekten zu verbessern. Sie erkennen, dass es ihnen mit anderen Vorgehensweisen häufig nur schwer gelingt, die Anforderungen an ein Projekt zu erfüllen und effektiv Software-Tests durchzuführen. Gerade von den kurzfristigen Rückkopplungs-Mechanismen von Scrum erhoffen sie sich in diesen Punkten Verbesserungen. So gibt es in sieben von zehn Firmen, die Forrester befragte, tägliche Scrum-Meetings. Bei 62 Prozent gibt es Scrum Masters, die die Projektarbeit organisieren.
Methoden-Mix bei agiler Entwicklung üblich
Auch wenn die Forrester-Studie Scrum als beliebtesteagile Methode identifiziert, so zeigt sie gleichzeitig aber auch, dass die meisten Entwickler sich nicht prinzipiell nur einer Methode verschreiben. Stattdessen mischen sie Elemente ganz verschiedener agiler Ansätze und picken sich davon jeweils heraus, was sie brauchen. Diese von Forrester als "heterodox" bezeichnete Einstellung behalten sie auch dann bei, wenn sie schon viel Erfahrung mit agiler Entwicklung haben. Oft finden sich parallel noch nicht-agile Elemente wieder.
Was man als Methoden-Wirrwarrinterpretieren könnte, werten die Marktforscher von Forrester positiv. Agile Programmierung in Reinkultur sei in vielen Firmen nicht umsetzbar, beispielsweie aufgrund rechtlicher Beschränkungen. In der gesetzlich streng regulierten Finanzbranche etwa seien oft zusätzliche Tests und Dokumentationen vonnöten, wie sie ein rein agiler Ansatz nicht vorsehe.
Schnelle Entscheidungen nötig
Damit agile Entwicklung funktioniert, sind schnelle Entscheidungen unerlässlich. Das verändert nach Beobachtung von Forrester Team-Strukturen. Die Verantwortlichkeiten müssen in agilen Teams klar definiert sein. Häufig beziehen die Entwickler deshalb den "Product Owner" ein, den Auftraggeber eines Projekts. Er ist der Ansprechpartner, trifft Richtungsentscheidungen und legt fest, welche Arbeiten vorrangig erledigt werden sollen.
Bedenken, dass bei agilen Entwicklungennur kurzfristige Ziele im Fokus stehen und die Programmierer grundsätzliche Vorgaben der IT-Architektur aus den Augen verlieren, sind nach Erfahrung der Forrester-Berater nur zum Teil berechtigt. Häufig erschöpften sich grundsätzliche Auseinandersetzungen mit der Architektur ohnehin darin, dass lange Power-Point-Präsentationen vorgelegt würden.
Auch anderen Einwänden gegen agile Methoden widersprechen die Ergebnisse der Forrester-Studie: So müssen entscheidungsstarke Mannschaften nicht zwangsläufig kleiner sein als klassische Programmier-Teams. Gut die Hälfte der Teams in den von Forrester befragten Firmen bestehen aus mehr als 50 Köpfen, ein Drittel sogar aus mehr als hundert.
Outsourcing auch bei agiler Entwicklung möglich
Die Programmierer müssen auch nicht zwangsläufig an einem Ort sitzen. Nur in 17 Prozent der Fälle ist das so. Auch schließt agile Software-Entwicklung Outsourcing nicht aus. In mehr als jedem zweiten Unternehmen, das nach agilen Methoden arbeitet, wollen die Verantwortlichen Teile der Entwicklung auslagern.
Die Ergebnisse der Befragung hat Forrester unter dem Titel "Agile Development: Mainstream Adoption Has Changed Agility" veröffentlicht. Befragt wurden rund 1.300 Entscheider aus der Anwendungsentwicklung.