Wie wirkt es sich aus, wenn die Schwierigkeitslevels eines Online-Games verändert werden? Springen Spieler ab? Kommen neue hinzu? Wie werden neue Features bei den Gamern aufgenommen? Und was passiert, wenn man die Performance eines bestimmten Spiels erhöht Mit solchen Fragen beschäftigt sich die Berliner Firma Aeria Games.
Die ProSiebenSat1-Tochter ist ein sogenannter Online Games Publisher. Das heißt, sie lizensiert bestehende Spiele - etwa aus dem asiatischen Markt -, passt ihre Inhalte an hiesige Anforderungen an und vermarktet sie. Damit ist das Unternehmen ein typischer Vertreter der neuen Online-Anbietergeneration, deren Geschäftsmodelle rein auf Daten basieren. "In-Game-Daten sind unsere wichtigsten Assets", bringt es Stefanie Neubeck, Business Intelligence Analyst bei Aeria Games, auf den Punkt.
Umso wichtiger ist es, alle relevanten Daten, die bei der Nutzung der Spiele erfasst werden, schnell und gezielt auszuwerten. Je mehr Informationen daraus extrahiert werden - etwa Präferenzen und Gewohnheiten, die Nutzung spezieller Features oder Lernkurven der Spieler -, desto besser kann Aeria Games die Spiele auf die User zuschneiden.
Self-Service-BI-Software eingeführt
Seit Herbst 2014 setzt der Online-Anbieter die Self-Service-BI-Software von Tableau ein, um seine Daten zu vereinheitlichen, auszuwerten und aufzubereiten. Anfangs war das Tool nur im Bereich Business Intelligence im Einsatz, um allgemeine Reports zu erstellen und zu visualisieren, die dann an andere Abteilungen weitergeleitet werden. Mit durchschlagendem Erfolg: "Unsere Mitarbeiter sind begeistert, wie mit Hilfe der Dashboards komplexe Information auf einen Blick erfassbar sind und wie einfach die Filter zu benutzen sind", berichtet Neubeck.
Aufgrund der positiven Resonanz hat Aeria Games damit begonnen, den Einsatz der Software nach und nach auch um andere Bereiche zu erweitern.
Datenanalyse per Drag&Drop
Die Mitarbeiter erfassen In-Game-Daten und tracken KPIs wie Spiele-Levels oder Sättigungsgrenzen. "Man kann sich aktiv durch dynamische Reports klicken, individuelle Ansichten einstellen, Daten immer wieder neu per Drag&Drop zusammenführen und sie sich in verschiedenen Sprachen anzeigen lassen", beschreibt BI-Expertin Neubeck die Vorzüge der Software."
Das biete den Producern die Möglichkeit, Daten selbstständig zu erkunden, eigene Analysen zu fahren und mit In-Game-Daten zu "spielen": "Der Produktmanager beispielsweise kann aus KPIs Datenvergleiche und Korrelationen erstellen; individuelle Cases verschaffen ihm Einblick in das Spieleverhalten der Nutzer und in die Gesamt-Performance der Spiele", fährt Neubeck fort. "Aus solchen Informationen leitet er Annahmen - etwa zur Optimierung der User Experience - ab, die er dann gemeinsam mit der BI-Abteilung überprüft."
Beispiel Customer Support
Jetzt lassen sich auch Fragen klären, die sich früher nicht beantworten ließen, weil die Messbarkeit fehlte. Beispiel Customer Support: Wichtigstes Einsatzgebiet der Software ist hier die Auswertung von Tickets - etwa bei technischen Problemen oder inhaltlichen Fragen der Spieler. Mit der Software können die Support-Mitarbeiter jetzt genaue Status-Reports erstellen: Wie viele Tickets bekommen wir am Tag für ein bestimmtes Spiel? Wie lange dauert es im Schnitt, bis ein Ticket bearbeitet wird? Was sind die häufigsten Beschwerden?
Der gesamte Vorgang von der Ticketerstellung bis zur Ticketbearbeitung lässt sich heute nachverfolgen. "Ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der User Experience, einem der wichtigsten Erfolgskriterien im Online-Geschäft", so Neubeck.
Marketing-Abteilung mag Visualisierung
Auch die Marketing-Abteilung profitiert von den zahlreichen Möglichkeiten und der einfachen Bedienung der Software. Vor allem die Visualisierungsfunktionen erleichtern den Marketing-Verantwortlichen die Arbeit, wie das Beispiel Werbeplatzierung zeigt: So lässt sich exakt nachverfolgen, auf welche Banner die Spieler zu welchen Uhrzeiten und wie lange geklickt haben. Diese Angaben lassen sich per Mausklick in anschauliche Grafiken verwandeln, so dass alle relevanten Informationen auf einen Blick zu erkennen sind.
Einfacher, schneller und weniger fehleranfällig als Excel
Solche Daten wurden bei Aeria Games zwar schon immer erfasst und ausgewertet. Allerdings nutzten die Fachabteilungen dazu vorwiegend Excel-Vorlagen - eine aufwändige Prozedur, die vor allem angesichts der wachsenden Datenmengen an ihre Grenzen stieß. "Es fielen viele manuelle Tätigkeiten an, dadurch dauerten Aktionen ewig, die jetzt voll automatisiert ablaufen", erläutert Neubeck.
Auch die Fehlerrate sei deutlich gesunken: "In Excel arbeitet man ja direkt in der Datenquelle, dadurch kommt es immer wieder vor, dass sich Zahlenreihen beim Hinzufügen oder Löschen von Zeilen oder Spalten verschieben. Dieses Problem haben wir jetzt nicht mehr. Unsere Mitarbeiter lesen die Daten aus und bearbeiten sie in der Edit-Version. Die Datenquelle bleibt unangetastet."
Nur noch ein Tool für alle Datenquellen
Ein weiterer Vorteil ist die Vereinheitlichung der Daten und ihrer Quellen. Dieser Aspekt zahlte sich vor allem aus, als Aeria Games vor gut einem Jahr von ProSiebenSat1 übernommen wurde und alle Daten standardisiert werden mussten. "Mit Hilfe von Tableau konnten wir alle Datenquellen in kurzer Zeit vereinheitlichen. Das heißt, die Endnutzer haben jetzt nur noch ein einziges Tool, um an ihre Daten zu gelangen", so die BI-Spezialistin.
Wichtigste Datenquelle sei Amazon Redshift, auf dem das Data Warehouse basiert. Aber auch andere Datenbanken - etwa MySQL - sind im Einsatz. "Dank der automatischen Standardisierung müssen wir in der BI-Abteilung keine Datenabgleiche mehr vornehmen - eine enorme Zeitersparnis. Wir haben jetzt ein Tool, dem wir vertrauen und das alle Mitarbeiter schnell verstehen."
Schnelle Einführung, geringer Schulungsaufwand
Auch die Einführung der Software verlief geräuschlos: "Die Implementierung war in weniger als einem Monat komplett aufgesetzt - inklusive aller damit verbundenen strukturellen Veränderungen", berichtet Neubeck. Der Schulungsaufwand des Self-Service-Tools sei ebenfalls überschaubar: "Wir haben ein paar Demo-Videos produziert, das war alles."
Die meisten Mitarbeiter hätten wie sie keinerlei Vorkenntnisse mitgebracht: "Wir wurden einfach ins kalte Wasser geworfen. Aber dank der intuitiven Bedienung konnten wir uns schnell zurechtfinden. Und wenn doch noch Fragen aufkommen, unterstützt uns Tableau mit Tutorials und der Online-Community."
Mitarbeiter sollen in Eigenregie statistische Analysen fahren
Für die BI-Verantwortliche Neubeck ist es daher folgerichtig, das Aeria Games in Zukunft mehr Mitarbeiter in die Nutzung einbinden will: "Wir haben mit dem Tool unser Standard-Reporting ausgebaut. Die Mitarbeiter, die auf die Daten angewiesen sind, können heute selbstständig damit arbeiten."
Künftig sollen noch mehr Kollegen dazu zu ermutigt werden, Datenstrukturen zu verstehen, in Eigenregie statistische Analysen zu fahren, um daraus Trends zu entdecken und Prognosen aufzustellen: "Ziel ist es, uns vom BI-Team weitestgehend zu entlasten, so wir uns anderen Aufgaben widmen können."
Aeria Games | Business Intelligence |
Branche | Medien |
Zeitrahmen | 3 Monate |
Mitarbeiter | BI-Team (2 Leute) |
Aufwand | 2 Lizenzen für Tableau Desktop, ca. 50 Lizenzen für Tableau Server |
Produkte | Tableau Server, Tableau Desktop |
Dienstleister | keiner |
Einsatzort | Deutschland |
Internet |