Die Uhr tickt: Nur noch 18 Monate bleiben Banken, um ihre IT-Systeme und Infrastrukturen fit für die nächste SEPA-Runde zu machen. Das Kürzel steht für Single Euro Payment Area und umschreibt die Vision eines Euro-Gebietes, in dem alle Zahlungsvorgänge sozusagen "inländisch" werden und mindestens so effizient und sicher ablaufen wie mit den besten nationalen Zahlungs-Systemen heute. Hintergrund von SEPA sind nicht nur gesetzliche Vorschriften, sondern auch der Trend zu einer bargeldlosen Gesellschaft.
Tatsächlich ist diese Single Euro Payment Area nach Einschätzung des Marktforschers IDC aber noch weit entfernt. Dabei muss zwischen den einzelnen Stufen unterschieden werden: Anfang dieses Jahres trat eine "Light-Version" in Kraft, in der ein Card Framework festgelegt ist. Die 18-Monatsfrist bezieht sich auf zwei neue Vorgaben, die Ende 2009 umgesetzt werden: Die Payment-Services-Direktive PSD und SEPA Direct Debits (SDD). Während SEPA nur Euro-Zahlungen betrifft, wird PSD für alle Zahlungen in der Europäischen Union gelten.
Was diese Regularien angeht, so haben viele Banken bisher "so wenig wie möglich so spät wie möglich" unternommen, wie Rachel Hunt feststellt, Analystin bei der IDC-Tochter Financial Insights.
Das sollten die Banken ändern, so Rachel Hunt weiter. Sie will SEPA nicht als Vorschreiben immer neuer Regeln verstanden wissen, sondern als Chance für die Geldinstitute, ihre IT auf Vordermann zu bringen und dadurch Kosten senken zu können.
Das scheint dringend nötig. Glaubt man der Analystin, verfügen Banken derzeit typischerweise über eine kostspielige, schwer zu pflegende und nicht skalierbare Architektur. Dabei sind verschiedenste Datenformate von ISO 20022 über proprietäre Formate bis zu EDI und Word im Einsatz. Banken arbeiten mit strukturierten, offenen Nachrichtenstandards wie auch mit unstrukturierten Formaten.
SEPA in die Geschäftsstrategie integrieren
Rachel Hunt rechnet denn auch mit einer langen Übergangsphase bei der Umsetzung von SEPA. Sie appelliert an Banken, Compliance als Bestandteil ihrer Geschäftsstrategie besser zu integrieren. Die Analystin hält SEPA und PSD für die "bisher größten Herausforderungen mit Blick auf moderne Infrastrukturen".
Sie rät zum Beispiel:
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Transaktionsdaten aus verschiedenen Systemen in einer einzigen, logischen Ansicht zusammenzufassen,
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Schnittstellen durch ein gemeinsames Messaging-System zu vereinfachen und
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sich nicht nur auf proprietäre Technologie zu verlassen, sondern die Nutzung offener, auf Standards basierender Technologie wie etwa Java 2 Enterprise Edition (J2EE) zu forcieren.
Nach Meinung der Analystin kommen Banken mit einem autorisierten Nachrichtenmodell auf Basis von UNIFI ISO 20022 effektiv und kostengünstig durch die Übergangsphase.
Compliance weltweit im Blick haben
Dabei dürfe SEPA nicht isoliert betrachtet werden, so Rachel Hunt. Denn neben europäischen Regelwerken müssen Banken regionale Anforderungen in den USA und Asien angehen.
Rachel Hunt führt ihre Überlegungen im White Paper "Den Wert von Zahlungsinfrastrukturen nutzen: Einsatz von SEPA" aus, den die IDC-Tochter Financial Insights im Auftrag der Anbieter Informatica und Atos Origin erstellt hat.