Einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom zufolge ist 2013 Cloud Computing mit 59 Prozent das Top-Thema bei den Unternehmen. Auf Platz zwei folgt mit 48 Prozent Mobile Anwendungen, und Big Data belegt mit 37 Prozent den dritten Platz.
Allerdings prognostizieren die Markforscher IDC und Gartner nur ein leichtes Marktwachstum im Serverumfeld. Treibende Technologien sind dabei ebenfalls Cloud Computing und Big Data.
Die knappen Budgets in den IT-Abteilungen und die steigenden Kosten für Energie zwingt die IT-Verantwortlichen, ihre Serverinfrastruktur zu konsolidieren. Darüber hinaus müssen Aspekte wie Cloud-Services, Big Data und Virtualisierung berücksichtigt werden. Doch in erster Linie ist das Ziel, veraltete Systeme durch moderne, leistungsfähige Server zu ersetzen. Diese sollen energieeffizient arbeiten, eine hohe skalierbare Performance aufweisen und eine hohe Verfügbarkeit besitzen.
Der Wandel im Bereich Serverhardware wird hauptsächlich durch den Einsatz von Virtualisierungs- und Cloud-Technologien begünstigt. Dieser Trend erfordert aber, dass die Anforderungen an das Management und den Service einer solchen IT-Infrastruktur in die Planung beziehungsweise Kostenstruktur der Rundumerneuerung einbezogen werden.
Wie sich der Serverbereich im Jahr 2013 mit Blick auf die genannten Themen entwickelt, erläutern folgende Experten:
Peter Dümig, Field Product Manager Enterprise Solutions MLP; Dell
Sascha Denz, Business Development Rack- und Towerserver SCC Server & Virtualization Solution, Fujitsu
Volker Kuhm, IBM STG Sales - Leading Technical Sales Professional / Client Technical Architect, IBM Deutschland GmbH
Rolf Kersten, Direktor Hardware Produkt Management Europe North, Oracle Deutschland
Umfangreiche Performance-Daten und technische Informationen zu aktuellen AMD und Intel-Serversystemen bietet der Artikel CPU-Test - AMD Opteron 6366 HE, und Intel kündigt neue Xeon E3, Xeon E5 und Xeon E7 an. Wichtige Tipps, worauf Sie beim Kauf eines Servers achten müssen, erhalten Sie in unseren Beiträgen Kaufberatung: der richtige Blade-Server, Kaufberatung: der richtige Rack-Server und Kaufberatung: der richtige Tower-Server.
Server-Landschaft im Umbruch
Wir haben die Serverexperten gefragt: Wie sehen Sie die Entwicklung der Marktanteile von Tower-, Rack- und Blade-Servern und von virtuellen Servern?
Peter Dümig, Dell: "Ich erwarte eine weitere Verschiebung von Tower-Servern hin zu Rack- und Blade-Servern beziehungsweise virtuellen Servern. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen werden viele kleine Tower-Server mittelfristig durch virtuelle Instanzen lokal oder in der Cloud ersetzt, und diese laufen typischerweise nicht auf Tower-Servern. Zum anderen hat die große Mehrheit der Unternehmen einen 19-Zoll-Schrank, in den dann auch die Server eingebaut werden."
Sascha Denz, Fujitsu: "Im vor uns liegenden Jahr wird sich den Trend der Vorjahre fortsetzen: Der Virtualisierungs- und Konsolidierungsgrad nimmt weiter zu und damit der Bedarf an höherwertigeren und leistungsfähigeren Systemen. Entsprechend wird sich das auf die Gesamtstückzahlen auswirken, die weiter zurückgehen werden. Dabei geben Rack- und Blade-Server kleine Marktanteile an den neuen Formfaktor Multi-Node ab. Bei den Tower-Servern sehen wir einen leichten Rückgang, da im Zuge der Konsolidierung bei Unternehmen mit Niederlassungen die Kapazitäten abgebaut und in ein zentrales Rechenzentrum verlagert werden."
Volker Kuhm, IBM: "Der Anteil virtueller Server wird im Zuge der Entwicklung zu großen konsolidierten Einheiten eher zunehmen. Im physischen Bereich werden weiter Rack- und Blade-Server in weiterentwickelten Formformaten - beispielsweise in Kompaktbauweise - gefragt sein. Darüber hinaus wird es einen steigenden Bedarf an integrierten Systemen geben, die die Komplexität weiter reduzieren helfen. "
Rolf Kersten, Oracle: "Durch den Trend zu Konsolidierung, Virtualisierung und Cloud Computing erwarten wir auch weiterhin die Migration weg von dezentralen Tower-Servern hin zu zentral verwalteten Grids von Rack- und Blade-Servern. Virtualisierte Server sind zunehmend die Default-Umgebung, in die neue Applikationen ausgerollt werden, vor allem im Unix-, aber auch im Linux-Bereich."
Entwicklungspotenzial von Virtualisierung und Cloud Computing
Cloud Computing war im vergangenen Jahr 2012 das beherrschende Thema im Serverbereich. Dabei werden IT-Dienste in eine Cloud verlagert, sodass eigene IT-Infrastruktur im Unternehmen überflüssig ist. In diesem Zusammenhang wollten wir von den Experten wissen: Wie werden sich Virtualisierung und Cloud Computing 2013 im Vergleich zu den Vorjahren entwickeln?
Peter Dümig, Dell: "Beide Themen werden auch in diesem Jahr eine Rolle spielen, wobei eine genaue Prognose für das Cloud Computing aber gerade in Deutschland schwerfällt. Das Thema Virtualisierung ist jedoch definitiv noch auf dem Radar jedes IT-Verantwortlichen. Wir erleben zurzeit, dass fast jedes Unternehmen versucht, seinen Virtualisierungsgrad weiter zu erhöhen."
Sascha Denz, Fujitsu: "Der Virtualisierungsgrad von Servern wird sich noch einmal deutlich erhöhen, und auch die Virtualisierung von Clients, Storage und Netzwerken setzt sich durch. Die IT-Abteilungen der Unternehmen werden dadurch zu Private-Cloud-Anbietern für ihre Fachbereiche. Dies versetzt sie in die Lage, auch flexibel Public/Trusted-Cloud-Angebote zu nutzen, zum Beispiel um Spitzenlasten abzudecken oder DR-Szenarien aufzusetzen. Aber auch Software aus der Cloud gewinnt an Bedeutung. Immer mehr Softwareanbieter machen ihre Produkte SaaS-ready, um ihren Kunden nutzungsbasierte Lizenzmodelle anbieten zu können."
Volker Kuhm, IBM: "Virtualisierungsplattformen werden in ihrem Leistungsumfang immer umfangreicher. Damit steigen die Möglichkeiten zur optimalen Auslastung von Infrastrukturen. Cloud-Fähigkeit ist dabei eine erweiterte Selbstverständlichkeit - auch für den internen Betrieb von Virtualisierungsinfrastrukturen und nicht nur für Public Clouds. IT-Sicherheitsaspekte gewinnen in virtualisierten Strukturen enorm an Bedeutung, fast noch wichtiger sind diese für den Betrieb und die Nutzung von Public Clouds."
Rolf Kersten, Oracle: "Anforderungen des Cloud Computings wie "Selbstbedienung", "Ressourcenbereitstellung nach Bedarf" und "Ressourcenabrechnung nach Nutzung" sind nur mit zentral vorgehaltenen und verwalteten Server-Clustern zu erfüllen. Ob diese Server-Cluster aus einer Vielzahl kleiner Serversysteme, wenigen großen oder einer Mischung aus beiden aufgebaut sind, hängt von den Applikationsanforderungen ab. Hauptsache, alle Systeme lassen sich einheitlich betreiben und verwalten. Oracle zum Beispiel offeriert verschiedene Versionen seiner für Datenbanken und Middleware optimierten Maschinen in unterschiedlichen Größen. Die Grenze zum Cloud Computing ist dabei fließend: So können diese Maschinen natürlich beim Kunden im eigenen Rechenzentrum betrieben werden oder von Oracle in der Cloud oder in einer Mischung aus beidem."
Wichtige Aspekte der Serverkonsolidierung
Angenommen, ein mittelständisches Unternehmen will 2013 seine Serverinfrastruktur (Serverraum) konsolidieren. Welche wichtigen Aspekte muss es dabei berücksichtigen?
Peter Dümig, Dell: "Viel Optimierungspotenzial gibt es im Tagesgeschäft, beispielsweise beim Management der Server, beim Monitoring oder Patching. Berücksichtigen sollte man auch den Service. Da die IT schon heute für die Unternehmen lebenswichtig ist und ihre Bedeutung sogar noch zunehmen wird, ist schnelle Hilfe im Problemfall entscheidend. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Effizienz der Systeme hinsichtlich Stromaufnahme und Kühlung."
Sascha Denz, Fujitsu: "Neben der bereits angesprochenen Skalierbarkeit und Verwaltbarkeit spielt vor allem die Sicherheit im Mittelstandssegment eine große Rolle. Das heißt, dass im Zuge der Konsolidierung nach wie vor dem Risiko eines Einzel- oder Gesamtausfalls hinreichend begegnet werden muss. So sind eine entsprechende Anzahl von Server-Hosts unumgänglich und die Aufteilung auf mehrere Brandabschnitte mehr als empfehlenswert. Dabei sind mehrere Spielarten für den zweiten Brandabschnitt denkbar, falls sich dieser baulich nicht in den vorhandenen Räumlichkeiten umsetzen lässt. Dafür bieten wir gemeinsam mit unseren Partnern Lösungen auf Basis von speziellen Serverschränken bis hin zu Übersee-Containern an. Sollte auch das nicht möglich sein, bietet das Fujitsu-Cloud-Portfolio entsprechende IT-Infrastrukturressourcen, um ein Notfallrechenzentrum zu realisieren.
Konsolidierung ist aber nicht nur die Zusammenführung von Serverressourcen. Erhöhte Bandbreitenanforderungen schaffen immer mehr Komplexität im Netzwerkbereich, sodass sich bei der Planung ein Blick auf neue Technologien wie konvergente Netzwerke über 10 Gigabit Ethernet und Netzwerkadressvirtualisierung bei der Umsetzung und im Betrieb auszahlen werden."
Volker Kuhm, IBM: "Die TCO sind wichtig, aber auch Aspekte der Verfügbarkeit und Sicherheit. Vor allem Serverplattformen, die Mittelständlern beim Senken der Admin-Kosten helfen können, dürften dabei infrage kommen. Ein seit Jahren klassisches Beispiel ist die AS/400 - in heutiger Form der Power Systeme genauso wie die aktuelle Familie der PureSystems."
Rolf Kersten, Oracle: "Zusätzlich zu dem bereits ausgeführten Hinweis in Bezug auf Applikationen, darf im Jahr 2013 auch radikal gedacht werden. Braucht jede Applikation eine eigene ServeiInfrastruktur? oder kann sie nicht ganz oder teilweise in der Cloud laufen? Solange sowohl Applikationen als auch die unterlagerte Infrastruktur transparent sowohl in der Cloud als auch für den Betrieb im eigenen RZ verfügbar sind, sind solche Modelle möglich. Interessant dabei ist, dass zum Beispiel heute schon zwei Drittel aller neuen Installationen unserer brandneuen Oracle-Fusion-Applications-Lösungen von Kunden als Software-as-a-Service in unserer Cloud betrieben werden."
Fehler beim Serverkauf 2013 vermeiden
Beim Erwerb eines Servers müssen wichtige Auswahlkriterien beachtet werden. Neben der Hardware spielt auch der Einsatzzweck eine wichtige Rolle. Von unseren Experten wollten wir wissen: Worauf müssen IT-Verantwortliche achten, wenn sie 2013 Serversysteme (Hardware) anschaffen wollen?
Peter Dümig, Dell: "Sie sollten den Fokus ganz eindeutig auf die Themen Bedienbarkeit und Support legen. Sofern man bei der Beschaffung nicht komplett danebengreift, ist die Leistung von Servern heutzutage mehr als ausreichend."
Sascha Denz, Fujitsu: "Mehr denn je spielen die Skalierbarkeit und die Verwaltbarkeit von Serversystemen die wichtigste Rolle. Durch die anhaltende und fortschreitende Konsolidierung, Virtualisierung und Implementierung von Private Clouds müssen Server eine steigende Anzahl von virtuellen Maschinen aufnehmen, ausreichende Bandbreite zur Anbindung an Storage-Systeme und das Unternehmensnetz bieten und gleichzeitig die wachsende Komplexität mit einfacher Verwaltung kompensieren. Server sollten daher genügend Erweiterungsmöglichkeiten für Speicher, I/O und gegebenenfalls auch CPU und Festplatten bieten, um auch künftige Anforderungen erfüllen zu können. Gleichzeitig muss die Management Suite für die Server in der Lage sein, sich in übergreifende Managementsysteme integrieren zu können, sodass Verwaltung und Monitoring der IT-Landschaft sich nicht auf viele Insellösungen verteilen, sondern übergreifend funktionieren."
Volker Kuhm, IBM: "Es gelten die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit: TCO vor TCA - also Betriebskosten mit einbeziehen. Das heißt: energieeffiziente Systeme, die sich virtualisieren lassen und als konsolidierte Systeme ein hohes Maß an Auslastung ermöglichen und effizient im Betrieb sind. Systeme und die darauf laufenden Instanzen müssen sicher, skalierbar, verfügbar, investitionssicher sowie einfach und effizient im Betrieb sein."
Rolf Kersten, Oracle: "Oracle erwartet, dass Kunden zunehmend nicht mehr nur Server kaufen, sondern auf Applikationen hin optimierte Systeme. Diese Systeme sind aus einem Cluster von Servern, Interconnect und Storage aufgebaut. Sie stellen standardmäßig den Applikationen virtualisierte Ablaufumgebungen zur Verfügung und werden zentral und einheitlich verwaltet. Nur so lassen sich die drei Hauptanforderungen Performance, Sicherheit und Flexibilität erfüllen."
Serverbereich im Umbruch - Trends 2013
Auch 2013 wird es im Serverbereich viele Veränderungen geben. Unsere Serverexperten haben darüber Auskunft gegeben, auf welche allgemeinen Servertrends sich IT-Verantwortliche im Jahr 2013 einstellen müssen.
Peter Dümig, Dell: " Wir erwarten für 2013 keine komplett neuen Trends. Zu sehen ist eine Entwicklung hin zu mehr Shared-Infrastructure-Lösungen und weiterhin ein starkes Wachstum in Sachen 10-Gigabit/s-Netzwerk."
Sascha Denz, Fujitsu: "Private Cloud sowie Converged Networks/FCoE werden 2013 eine große Rolle spielen. Zudem rücken die umfassende Virtualisierung von Servern, Desktops, Storage und Netzwerken sowie die Konsolidierung durch eine weitere Zentralisierung der Dienste ins Rechenzentrum in den Vordergrund."
Volker Kuhm, IBM: "Steigende Energiepreise und hohe Wirtschaftlichkeitsanforderungen zwingen IT-Verantwortliche, intelligentere IT-Infrastrukturen zu schaffen, die investitionssicher sind. Damit gewinnen Systeme, die skalierbar und integrierbar sind, aber gleichzeitig die Administrationskosten senken helfen, immer mehr an Bedeutung."
Rolf Kersten, Oracle: "Zunehmend auf Applikationen hin optimierte Systeme. Diese Systeme sind aus einem Cluster von Server, Interconnect und Storage aufgebaut, stellen standardmäßig den Applikationen virtualisierte Ablaufumgebungen zur Verfügung und werden zentral und einheitlich verwaltet. So können sie als Basis für Private-Cloud-Betriebsmodelle dienen."