Im Prinzip gilt Server-Virtualisierung heute als allgemein anerkannte Disziplin. Aber eben nur im Prinzip. Obwohl es allgemein einleuchtet, dass mehrere (virtuelle) Server auf einer einzigen (physikalischen) Maschine zu einer besseren Auslastung und damit zu signifikanten Kosteneinsparungen führen, verhalten sich die Unternehmen in ihrer größten Mehrheit sehr zurückhaltend. Doch warum zeigen sie nach wie vor so wenig echte Begeisterung für die Virtualisierung ihrer Infrastruktur?
Die Analysten Dale Vile und Jon Collins von Freeform Dynamics, einer britischen Research-Gruppe, die eng mit der unabhängigen Web-Publikation The Register zusammenarbeitet, haben sich in ihrer Studie "Server Virtualization in Context“ näher mit der gegenwärtigen Situation befasst. In großen Unternehmen sind oft Hunderte oder Tausende von Anwendungen im Einsatz, und selbst kleinere bringen es noch auf 10 bis 50.
Dies ist nicht unbedingt überraschend, doch die Forscher von Freeform Dynamics fanden in ihren Umfragen heraus, dass die Zahl der in Betrieb befindlichen Server die der Applikationen meistens noch übersteigt. 85 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie mehr Server als Anwendungen aufgestellt haben. Das bedeutet, dass pro eingesetzter Business-Software mehrere Server im Einsatz sind.
In der Vergangenheit war es üblich, Anwendungen auf einem ausschließlich dafür zuständigen Server einzusetzen, egal ob man die volle Kapazität dieses Rechners überhaupt jemals brauchte. Immerhin konnte man mit dieser Methode sicherstellen, dass keine Applikation mit einer anderen in Konflikt geraten konnte, weil jede für sich genug Ressourcen hatte.
Schlechte Server-Auslastuung
Jede konnte so ungestört ihren Aufgaben nachgehen, und die Administratoren hatten ein vergleichsweise ruhiges Leben. Die Fachabteilungen konnten sich sicher sein, auf einer stabilen Infrastrukturbasis aufbauend mit ihrer Software arbeiten zu können – ungeachtet dessen, was es kostet.
Der Einsatz vieler verschiedener Server hat laut Freeform Dynamics jedoch negative Effekte auf Routineaktivitäten wie Patch-Management, Aufspielen neuer Applikationen sowie generell auf Monitoring und Management der Performance. Praktisch bedeutet das, dass mehr Aufwand für operationale und verwandte Aufgaben entsteht.
Letztlich geht das einher mit einer unzureichenden Server-Auslastung sowie Verschwendung von Raum- und Energiekapazitäten im Rechenzentrum. Weitere direkte Folgen sind erhöhte Kosten und Einschränkungen bei Planung und Wachstum der Infrastruktur. Jene Unternehmen, die ihre Server-Installationen unter Kontrolle haben, stehen laut Freeform Dynamics wesentlich besser da.
Insofern führt – so die Analysten – kein Weg an Server-Virtualisierung vorbei, wenn die Unternehmen ihre ausufernden x86-Server-Landschaften rationalisieren und kontrollieren wollen. Inzwischen liegen auch genug Erfahrungen vor, an denen sich Unternehmen orientieren können, wenn sie diesen Weg gehen wollen.
Allerdings, so Freeform Dynamics, müssten sich die Anwender genau informieren und sich nach Best-Practice-Beispielen umsehen.
Die Studie ist kostenlos erhältlich bei: http://www.freeformdynamics.com/fullarticle.asp?aid=789.