Innovativ und Dynamisch sollte Tenovis nach der Separierung der Bosch Telekom von Bosch werden. Doch was Michael Meinersmann, bis Ende letzten Jahres CIO des Telekommunikationsdienstleisters und jetzt verantwortlich für Corporate Alliances, im Juni 2000 vorfand, war verschüttetes kreatives Potenzial, eine im Sicherheitsdenken erstarrte Firmenkultur und eine IT-Rumpfmannschaft; neunzig Prozent aller IT-Mitarbeiter waren bei Bosch geblieben. Vor diesem Hintergrund entschloss er sich zum kompletten Outsourcing der IT.
Zusammen mit dem IT-Dienstleister EDS entwickelte Meinersmann im Herbst einen neuen Vertragstyp; kein klassischer Vertrag, der festlegt, was zum Zeitpunkt der Unterschrift vielleicht schon veraltet ist. Denn nachträgliche Änderungen kosten Geld, Zeit und Nerven. "Ich suchte einen Vertrag, der ein hohes Maß an Dynamik und Flexibilität besitzt."
Mit EDS-Projektleiter Jürgen Fohs verfolgte der Tenovis-Mann die Idee, einen Rahmenvertrag abzuschließen, in dem Leistungen und Preise nur allgemein geregelt werden. Doch wer legt fest, was in zwei oder fünf Jahren Stand der Technik ist und was diese dann kosten darf? Ein Schiedsrichter musste her. Diesen Job macht nun Heinz Plaga von der Gartner Group - als Independent Advisor. Das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen legt jährlich auf Grundlage von IT-Benchmarks fest, was der Stand der Technik bei einzelnen Anwendungen und Lösungen ist und wo der durchschnittliche Marktpreis dafür liegt.
An diese Vorgaben hat sich EDS zu halten. Als ehemaliger CIO mit langer IT-Erfahrung, der selbst schon Outsourcing-Projekte durchgeführt hat, fungiert Plaga als neutraler Ratgeber, Vermittler und Gutachter. Dabei ist er im Steering-Team integriert, das aus dem Management von EDS und Tenovis besteht.
Der Rahmenvertrag
In dem auf acht Jahre angelegten Rahmenvertrag vom letzten August verpflichtet sich EDS, seine IT-Leistungen spätestens sechs Monate nach dem jährlichen Treffen mit Gartner wieder dem Stand der Technik anzupassen. Tenovis bezahlt dafür immer etwas weniger als den marktüblichen Preis. "So haben wir mindestens ein Jahr Verhandlungszeit gespart, weil wir uns nicht um Detailfragen kümmern mussten", resümiert Meinersmann.
Auch EDS profitiert von dem Dreiecksverhältnis: Die Zusammenarbeit mit Gartner schafft Vertrauen beim Kunden. "Dank des unabhängigen Advisors arbeiten alle als gleichwertige Partner", urteilt EDS-Vertreter Fohs. "Wir schlagen uns nicht auf eine Seite", versichert Plaga. Der neue Tenovis-CIO, Albert Schöppl, startet jedenfalls mit vierzig Prozent weniger IT-Kosten in den neuen Job.