Einer der größten Porsche-Händler Thailands verkauft seine Autos in einer Shopping-Mall, im ersten Stock. Motor anmachen geht natürlich nicht - wegen der Abgase. Fahren geht sowieso nicht. Kunden dürfen mal Probesitzen, mehr Erlebnis ist nicht drin. Ein Blick aus dem Fenster macht klar, dass der Fahrspaß auch draußen nie einsetzen wird. 911er sind in Bangkok genauso schnell wie Elefanten mit Fußkette.
In anderen Städten fließt der Verkehr nicht viel schneller. Durch Berlin schieben sich Autofahrer im Schnitt mit 24 Stundenkilometern, durch London mit 19. Ein bisschen Virtual Reality hilft da im Salesroom für Sportwagen. Porsche hat die Schnittstelle zum Kunden als eine von drei Stellen identifiziert, an denen kräftig digitalisiert werden soll, siehe Seite 10. Wahrscheinlich hilft Digitaltechnik dort auch am besten, um das Produkt Auto emotional aufzuladen - und somit attraktiver zu machen.
Die zwei anderen Digitalisierungsaufgaben bei Porsche heißen Prozesse verbessern und das Fahrzeug schlauer machen - beides nur bedingt sexy. Prozesse kann CIO Sven Lorenz, das hat er in 15 Jahren bei Porsche bewiesen. Das Fahrzeug schlauer machen, das können er und die Entwickler der 718er, 911er, Macans oder Cayennes auch - wie übrigens alle im Volkswagen-Konzern. Pilotiert durch den Stau schieben, ist jedoch keine Unique Selling Proposition, mit der Porsche punkten könnte.
Emotional muss die Digitalisierung aber sein, sonst begeistert sie keinen - das hat mittlerweile auch die CeBIT erkannt. Die Fokussierung auf Business-IT war inhaltlich zwar richtig, führt aber zu der trostlosen Situation, dass es auf der Messe nichts mehr zum Sehen und Erkunden gibt. Artificial Intelligence ist in diesem Jahr das große Thema in Hannover. Das ist inhaltlich absolut interessant - wahrscheinlich sogar das Spannendste, was die IT in den letzten 30 Jahren hervorgebracht hat. Anfassbar ist dabei aber leider nichts. Gut, dass wenigstens die Drohnen wieder eine Halle bekommen haben. Und dass "Geminoide" einem noch die Hand schütteln.