450 Teilnehmer auf der 6. Shared Service Week

Shared Service Center vor neuen sportlichen Aufgaben

11.05.2006 von Horst Ellermann
Die Idee von Shared Service Centern (SSC) etabliert sich zunehmend auch in Europa. Nachdem der internationale Konferenzveranstalter IQPC bereits die zehnte Shared Service Week in den USA abgehalten hat, eröffnete Chairman Kevin Simmons von Atos Consulting die sechste europäische Shared Service Week in Amsterdam. Teilnehmer sind neben IT- und HR-Verantwortlichen vor allem Finanzexperten, die das Shared Service Konzept auf Facility Management, Procurement und die Supply Chain ausdehnen möchten.

Es gebe mittlerweile mehr Firmen, die ein Shared Service Center betreiben, als solche, die alle ihre Aufgaben dezentral lösen, konstatierte Simmons. Die Definition eines SSC bleibt dabei freilich schwammig. So konnte auch der erste Keynote Speaker Mike Power, COO vom Organisationskommitee der Olympiade in London, überzeugend vermitteln, dass die olympischen Spiele die "älteste Shared Service Organisation der Welt" sind. Man habe die Bedürfnisse von 10.500 Athleten, 7.000 Sponsoren, 2.000 Schiedsrichtern sowie zahlreicher Repräsentanten des internationalen olympischen Komittees (IOC) mit nur einem Supplier zu befriedigen. "Und alle wollen alles sofort", sagte Power, der darin eine der wesentlichen Parallen zu seiner Arbeit als ehemaliger Manager von Procter & Gamble sieht.

Desweiteren hat Power zehn weitere Parallelen ausfindig gemacht, die die Londoner Olympia-Veranstalter wie ein ganz normales SSC erscheinen lassen:

1. Am Anfang müssen die richtigen (Veranstaltungs-) Orte für die neue Organisation gefunden werden.

2. Verschiedene Produkte müssen zusammengefasst werden. Alle Schwimmer, Reiter und Fechter nehmen für sich in Anspruch, unvereinbare Geschäfte zu betreiben.

3. Es muss ein neues Team aufgebaut werden. Power hat in einem kleinen Kollegenkreis von zwölf Personen mit der Bewerbung um die olympischen Spiele angefangen. Wenn 2012 das Feuer entzündet wird, werden voraussichtlich 60.000, meist ehrenamtliche Helfer im Team sein.

4. Es müssen die Kunden identifiziert werden. Power hat sich in seinem Fall besonders auf die stimmberechtigten Mitglieder des IOC konzentriert, die in den ersten Abstimmungsrunden gegen London gestimmt haben.

5. Es müssen die Bedürfnisse der Verbraucher genau bestimmt werden. Damit meint Power die Athleten, die etwa in punkto Ernährung mal mehr und mal weniger Kohlenhydrate brauchen. Außerdem habe eine Befragung ergeben, dass nicht nur die Basketballer in 2,20-Meter-Betten schlafen.

6. Es muss ein Cost-Management etabliert werden: So wie jedes SSC kann auch London auf bestehende Einrichtungen wie Wembley und Wimbledon zurückgreifen.

7. Es müssen bessere Produkte entwickelt werden. Power sieht mit Sorge auf das Feuerwerk, das die Chinesen 2008 in Peking zünden werden: "Das wird in der Größe nicht zu toppen sein. Wir werden uns bis 2012 etwas Besseres einfallen lassen müssen."

8. Die Kunden müssen zufrieden sein, schon bevor das SSC startet. Power hat dies mit zahlreichen Events für IOC-Mitglieder erzielt.

9. Expectation-Management ist wichtig: Kunden sollen eine Erwartungshaltung entwickeln, die auf keine Fall enttäuscht werden darf.

10. Die Produkte brauchen Marketing: Die Olympia-Bewerber aus London haben das vor allem mit emotional schwerstbeladenen Videos der Sportler gelöst.

Mike Power durchläuft diese zehn Punkte nicht zum ersten Mal. Als ehemaliger Mitarbeiter von P&G hat er die Anfänge der dortigen "Global Business Service Unit" noch miterlebt. P&G hat in den vergangenen sechs Jahren 500 Millionen US-Dollar durch sein SSC gespart, wofür CIO Filippo Passerini in Amerika den IQPCs Excellence Award 2006 als Shared Service Thought Leader verliehen bekam.