Eine aktuelle Befragung von IDC bei deutschen Unternehmen hat zwar ergeben, dass 2012 nicht sehr viel mehr Firmen bereits Cloud-Dienste in Anspruch nehmen, als noch 2009; der Anteil wuchs von sieben auf noch immer bescheidene 17 Prozent. Weitere 24 Prozent immerhin arbeiten derzeit an der Einführung von Cloud-Technologien - dieser Anteil belief sich im Jahr 2009 noch auf genau 0 Prozent.
Signifikant ist aber ein anderer Wert: Erklärten 2009 noch satte 72 Prozent der Unternehmen, dass sie weder Interesse noch Pläne hätten, Cloud-Technologien einzuführen, schrumpfte in der aktuellen Umfrage dieser Wert auf nur noch 17 Prozent. "Die Vorbehalte gegen die Cloud", kommentiert Matthias Kraus von IDC dieses Ergebnis, "haben abgenommen".
Cloud Computing nimmt in Deutschland deutlich an Fahrt auf, so der IDC-Analyst im Gespräch mit Enter. Ein weiteres Indiz: Die Zahl der Cloud-Skeptiker wird kleiner. Mittlerweile ist nur noch ein Viertel der befragten Unternehmen aus Deutschland der Ansicht, dass Cloud Computing die kommenden Jahre vor allem als Schlagwort überleben und andererseits nur langsam den Weg in die Betriebe finden wird. Das sind sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Drei Viertel, und damit ein Plus von fünf Prozent, zeigen sich überzeugt, dass sich die Cloud in den nächsten zwei bis fünf Jahren etablieren und damit die Art des Bezuges von IT-Leistungen "revolutionieren" wird.
Nach den Gründen befragt, nennt IDC-Analyst Kraus vor allem die gewachsene Reife der Angebote: "Es geht nicht mehr um die Diskussion über ein Buzzword, sondern darum, wie man Cloud Computing in bestehende Infrastrukturen integrieren kann, um eine flexiblere und kostengünstigere IT zu schaffen."
Sicherheit spricht für die Cloud
Eins der interessantesten Ergebnisse der IDC-Umfrage ist die Frage der Sicherheit - traditionell bisher das stärkste Argument gegen die Cloud. "Die Sicherheitsbedenken sind nach wie vor die größte Hürde für die Nutzung von Cloud Computing", fasst Matthias Kraus die Umfrageergebnisse zusammen. Gleichzeitig ergibt die IDC-Umfrage, dass der Wunsch nach mehr Sicherheit auch einer der wichtigsten Gründe für die Einführung von Cloud-Diensten ist.
Kein Widerspruch, meint Matthias Kraus: "Ein professioneller Cloud-Anbieter verfügt über entsprechende Erfahrung, Einrichtungen und Know-how und kann deshalb Daten sicherer speichern, als manches Unternehmen". Daher sänke der Anteil der Betriebe, die Sicherheitsbedenken gegen die (Public) Cloud äußerten. Zudem seien aufgrund der Angebotsreife solche Bedenken "eher emotionaler als rationaler Natur", wie es in der Auswertung der Umfrage heißt.
Prima Zeiten also für die Unternehmens-IT, die sich in Zukunft weniger um die Technik kümmern muss und daher mehr Zeit für die Strategie hat: Sie kann so die Fachbereiche besser dabei unterstützen, ihre Prozesse flexibel an die Bedingungen der Märkte anzupassen.
Rationale Gründe jedenfalls gegen die eine oder andere Form der Cloud - Public, Private, Hybrid - gibt es nicht mehr. Jede dieser Darreichungsformen steht zur Verfügung, um die Unternehmens-IT an die sich ständig ändernden Bedingungen anzupassen.
"Die Frage, für welche Form von Cloud Computing sich ein Unternehmen entscheiden sollte, lässt sich nicht pauschal beantworten", meint Matthias Kraus. Die Antwort hänge davon ab, wie die Ausgangssituation sei, welche Ziele die Unternehmens-IT verfolge und welche Ressourcen für die Umsetzung zur Verfügung stünden. Da sich diese Parameter naturgemäß von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden, geht IDC für die Zukunft von einer Daseinsberechtigung aller Cloud-Spielarten aus. Mehr noch: "Es wird innerhalb der Unternehmen auch Mischformen geben, weil für einzelne Fachbereiche oder Prozesse Komponenten aus der Public Cloud besser geeignet sind, andere auf Services aus der Private Cloud setzen und dritte mit hybriden Diensten am besten fahren", fasst Matthias Kraus seine Zukunftsprognosen zusammen.
Mischmodelle werden den Cloud-Markt dominieren
Dabei mag es auch handfeste Gründe für die eine oder andere Form der Cloud geben. So könnten etwa Compliance-Vorschriften die Unternehmen zwingen, auf eine Datenhaltung in der Public Cloud zu verzichten, weil der Speicherort nicht sicher auch das Erfüllungsland der rechtlichen Verpflichtungen der Firma ist.
Auch die trotz des höheren Zuspruchs zur öffentlichen Cloud noch immer bestehenden diffusen Sicherheitsbedenken lassen sich in der Private Cloud zerstreuen. Schließlich sei, wie Matthias Kraus meint, die Private Cloud auch ein guter Einstieg in das Ziel, die Fixkosten der IT auf mittlere Sicht nachhaltig zu senken.
Mit zunehmender Angebotsreife aber, da ist sich der IDC-Analyst sicher, werden die Unternehmen stärker auf einen Mix von Public- und Private Cloud-Services setzen. Letztlich wird es dann egal sein, ob ein Service aus einer privaten oder eine öffentlichen Umgebung kommt: "Am Ende geht es alleine um einen funktionierenden IT-Service. Den Anwender interessiert es nicht, welche Cloud dahinter steht, er braucht Unterstützung für seine Arbeit."
Den IT-Anwendern, so lautet eine weitere wichtige Erkenntnis aus der IDC-Umfrage, kommt dabei eine große Bedeutung zu. Sie gehören oft zu den ersten Nutzern von Cloud-Angeboten für private E-Mails, für soziales Netzwerken oder für das Speichern von Daten.
Oft weiß die Unternehmens-IT davon gar nichts, und wenn, kann sie es in der Regel nicht verhindern, dass die Mitarbeiter - welch Paradoxon! - privat in der Public Cloud surfen. Dem Anwender ist auch das egal: Sie möchten flexibel arbeiten sowie mobil auf Anwendungen und Daten zugreifen. "Mit traditioneller IT können die steigenden Anforderungen an Flexibilität und Mobilität der Mitarbeiter auf Dauer nicht erfüllt werden", stellt Matthias Kraus klar.
Consumerization und Cloud Computing gehören zusammen
Mit der Cloud schon, aber die stellt die IT-Abteilungen in den Unternehmen vor die Aufgabe, vorhandene Anwendungs- und Datenumgebungen für den schnellen und mobilen Zugriff zu öffnen. Insofern, und damit schafft IDC die Verbindung zwischen zwei der drei großen Trendthemen, gebe es einen engen Zusammenhang zwischen der Consumerization der IT und dem Cloud Computing. Und da die sozialen Netzwerke wie Facebook, Google+ und Twitter einen großen Teil der privat genutzten IT ausmachen, steckt in diesem Paradigma auch noch der dritte große Trend der IT, das Social Networking.
Wer angesichts dieser tief reichenden Implikationen und anstehenden Veränderungen aber nun vor Ehrfurcht erstarrt, liegt falsch. Besser ist es, so der IDC-Analyst, Cloud-Services in Teilbereichen einfach auszuprobieren. So wie die Mitarbeiter, die längst Daten im Internet speichern, in sozialen Netzen mit Kunden und Kollegen kommunizieren oder, etwa über Office 365, Daten erfassen oder bearbeiten. Um nicht nur die Mitarbeiter zu befriedigen, sondern auch die Firmenleitung, bieten sich Pilotprojekte in solchen Bereichen an, in denen schnelle Kostensenkungen und vorzeigbare Effizienzsteigerungen möglich sind, etwa in der Kundenkommunikation oder der Datenanalyse.
Künftig werden die IT-Abteilung in den Unternehmen bei allen strategischen und Investitionsentscheidungen die Wahl haben: zwischen traditionellen Distributionen von Anwendungen und Services und dem Bezug von Leistungen aus der Cloud. Aus Gründen der Kosteneffizienz und Flexibilität von Services und Prozessen werden sie sich dabei immer häufiger für die Cloud entscheiden. Das ist der eigentliche Paradigmenwechsel der kommenden Jahre.
Die Microsoft Cloud im Überblick
Public Cloud
Die Public Cloud-Plattform von Microsoft für das schnelle Erstellen, Bereitstellen und Verwalten von Anwendungen heißt Windows Azure: Die Plattform wird in den Microsoft-Rechenzentren betrieben und als Service bereitgestellt. Kosten für den Betrieb und die Weiterentwicklung der Plattform fallen für die Kunden nicht an, die sich damit voll auf die Anwendung und ihren geschäftlichen Mehrwert konzentrieren können. Neben der Plattform bietet Microsoft zudem viefältige Online Dienste wie Office 365, Dynamics CRM Online undWindows Intune an.
Weitere Informationen:
www.microsoft.de/cloud
Private Cloud
Der Aufbau einer Private Cloud-Infrastruktur bietet Unternehmen kurzfristig die Möglichkeit, ihre IT effektiver und flexibler zu gestalten. Basierend auf Windows Server 2008 R2, dem System Center und dem System Center Virtual Machine Manager können Unternehmen sich eine effiziente Private Cloud-Infrastruktur aufbauen.
Weitere Informationen:
www.microsoft.de/cloud