Als Nikolaus Reuter im Jahr 2008 sein Personaldienstleistungsunternehmen Etengo mit dem Vorsatz gründete, nicht mehr als ein Zehntel des Freiberuflerhonorars als Marge zu verlangen, sorgte das für Unruhe in der Branche. Die Vermittlungsgebühr galt als gut gehütetes Geheimnis und ist auch heute noch ein Reizthema, wie die Kommentare freiberuflicher IT-Experten in Internet-Foren zeigen. Acht Jahre später wollen sich jetzt zwei junge Münchner ebenfalls mit einem besonders transparenten Modell am Markt behaupten.
Thomas Holstein und Tomasz Dybal haben ihr Handwerk bei einem Personaldienstleister gelernt. Sie wissen also, was Freiberuflern und denen, die befristete IT-Jobs ausschreiben, wichtig ist. Ihr Hauptargument, das bei Auftraggebern wie bei den Selbständigen gut ankommt, ist die einheitliche Marge von sieben Euro pro Stunde und Freiberufler. Personalentscheidern erleichtert ein solches Modell die Arbeit, lassen sich doch die Kosten viel exakter kalkulieren.
Zweiter Firmensitz eröfffnet
Die beiden Gründer ziehen nach den ersten anderthalb Jahren als Personaldienstleister eine positive Bilanz. Seit der Gründung im vergangenen Sommer haben sie rund 70 Freiberufler in Projekten untergebracht und damit den Umsatz mehr als vervierfacht. Neben München haben sie soeben auch in Karlsruhe einen Firmensitz eröffnet.
Den Schritt in die Selbständigkeit wagte das Duo bereits 2012. Die damalige Idee: "Social Headhunting". Der Recruiting-Prozess wurde in die Crowd ausgelagert, basierend auf einer Empfehlungsprämie - ähnlich einer Mitarbeiterempfehlung - konnten Menschen ihre geeigneten Kontakte empfehlen und dafür eine Belohnung kassieren. Dieses Konzept war für die Vermittlung von Festanstellungen konzipiert. Der Markt hielt nichts davon, das Geschäft kam nicht ins Rollen, so dass man sich 2015 entschloss, ins Geschäft mit der Freiberuflervermittlung umzusteigen.
Flexible Vertragsgestaltung
Holstein und Dybal wissen, was ihre Auftraggeber schätzen und womit sie gegen die Etablierten am Markt bestehen können. Neben der schon genannten Transparenz haben sich die beiden Münchner Geschwindigkeit und flexible Vertragsgestaltung auf die Fahne geschrieben. Sie stellen Auftraggebern in der Regel schon innerhalb eines Tages erste Kandidaten vor. Einige erfahrene Mitarbeiter im Hintergrund bewerten dabei die Profile der Freiberufler und gleichen sie mit den Anforderungen der Auftraggeber ab.
Holstein und Dybal sprechen von flexibler Vertragsgestaltung. So arbeiten sie einerseits als klassische Personaldienstleister, die Freiberufler unter Vertrag nehmen und an Unternehmen "vermieten". Zum anderen treten sie als Vermittler auf und sorgen gelegentlich dafür, dass Auftraggeber ganze Teams von IT-Dienstleistern anheuern können, weil diese gerade nicht ausgelastet sind. Auf diese Weise hat Friendsjob ein Netz aus rund 100 Unternehmen aufgebaut, die festangestellte Mitarbeiter für Kundenprojekte zur Verfügung stellen können.