Der Dax-Konzern erhöhte am Donnerstag seine mittelfristigen Wachstums- und Ergebnisziele für den Geschäftsbereich. Die Siemens-Aktie stand zuletzt leicht im Minus, nachdem sie zur Wochenmitte noch ein neues Rekordhoch erreicht hatte.
Der Vorstand beobachtet zwar eine gewisse Normalisierung des Branchenumfelds. Die Sparte soll in den kommenden drei bis fünf Jahren aber weiterhin stärker wachsen als der Markt, wie das Münchener Unternehmen am Donnerstag anlässlich eines Kapitalmarkttags im schweizerischen Zug mitteilte. Gleichzeitig soll sich die Marge ausgehend von dem im vergangenen Geschäftsjahr erreichten Rekordniveau weiter verbessern - schlechte Marktbedingungen könnten sie aber auch drücken.
Alles für die Energiewende
In dem Geschäftsbereich "Smart Infrastructure" bietet Siemens vor allem Produkte, Dienstleistungen und Software an, die der Energiewende dienen sollen. Dabei geht es etwa um Gebäude- und Anlagen-Management-Systeme, Schalt- und Steuerungsgeräte, aber auch um Programme zur Netzsimulation und Automatisierung sowie dem Schutz von Umspannwerken.
Während Siemens in den kommenden Jahren konzernweit von einem Umsatzplus von 5 bis 7 Prozent ausgeht, rechnet das Management im Geschäft mit intelligenter Infrastruktur in den nächsten 3 bis 5 Jahren mit einem Wachstum auf vergleichbarer Basis von 6 bis 9 Prozent. Nach Aussagen von Sparten-Finanzchef Axel Meier würde das Segment damit stärker zulegen als der Gesamtmarkt, dem künftig ein Wachstum von 5 bis 6 Prozent unterstellt wird.
Akquisitionen möglich
Der Plan enthalte auch "die ein oder andere" mögliche Akquisition, sagte der für den Geschäftsbereich verantwortliche Vorstand Matthias Rebellius in einer Telefonkonferenz mit Journalisten am Nachmittag. Lediglich bei größeren Zukäufen müssten sie die Ziele anpassen.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr schaffte Siemens in seiner Sparte ein vergleichbares Umsatzplus von 9 Prozent. Seit 2020 lag die durchschnittlich jährliche Wachstumsrate gar bei 11 Prozent. Der Trend ist also tendenziell rückläufig. Rebellius erklärte dies mit einer gewissen Normalisierung, nachdem die Energiewende in den vergangenen Jahren die Nachfrage in dem Segment stark begünstigt hatte.
Auftragsbuch gut gefüllt
Trotz der Verlangsamung ist das Auftragsbuch für den Geschäftsbereich nach Unternehmensangaben mit 18,2 Milliarden Euro aber immer noch gut gefüllt und soll das Wachstum stützen. Zudem dürften die Geschäfte nach Ansicht von Siemens grundsätzlich weiterhin von globalen Trends profitieren, wie Elektrifizierung, Dekarbonisierung, Ressourceneffizienz, Daten und Künstlicher Intelligenz.
Derweil hofft Siemens, die Profitabilität in dem Bereich weiter ausbauen zu können. Während seit dem Kapitalmarkttag 2021 im Tagesgeschäft eine Gewinnmarge von 11 bis 16 Prozent das Ziel war, sollen nun in den kommenden drei bis fünf Jahren von den in der Sparte erzielten Erlösen 16 bis 20 Prozent als operatives Ergebnis hängen bleiben.
Im schlechtesten Fall könnte es damit zukünftig allerdings auch etwas schlechter laufen als zuletzt: Im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis Ende September) lag die Marge von Smart Infrastructure bei 17,3 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 erwartet der Vorstand 17 bis 18 Prozent.
Fokus auf Digitalisierung und Service-Geschäft
Finanz-Manager Meier versicherte in einer Gesprächsrunde mit Analysten aber, dass das untere Ende der mittelfristig avisierten Margenspanne lediglich bei ungünstigen Marktbedingungen in Frage käme. Zur Verbesserung der Marge will er das eigene Portfolio weiter schärfen und den Fokus auf Digitalisierung und das Service-Geschäft legen
Nachdem die Siemens-Aktie am Vormittag bereits im Minus notiert hatte, weitete sie die Verluste in Reaktion auf die Neuigkeiten zunächst auf 1 Prozent aus. Sie konnte sich aber fangen und stand zuletzt noch ein halbes Prozent tiefer. Tags zuvor hatte die Aktie ein Rekordhoch erreicht. Seit Jahresbeginn kommt sie momentan auf ein Plus von 15 Prozent und ist damit etwas schlechter gelaufen als der deutsche Leitindex.
RBC-Analyst Mark Fielding wertete die neuen mittelfristigen Spartenziele positiv. Sie wichen nur wenig von den Konsensschätzungen ab und stützten diese, schrieb er. Sein Kollege Philip Buller von der Privatbank Berenberg hält Siemens' Infrastruktur-Sparte am Markt für unterschätzt.
Im Laufe des kommenden Jahres will Siemens auch einen Kapitalmarkttag für den Gesamtkonzern durchführen. (dpa/rs)