Siemens ist gut in das neue Geschäftsjahr gestartet. Der Konzern hat kurz vor der Jahreshauptversammlung in der Münchner Olympiahalle am 26. Januar Zahlen für das erste Quartal vorgelegt und eine optimistischere Prognose für das gesamte Fiskaljahr veröffentlicht. Demnach erwarten die Verantwortlichen ein Jahresergebnis zwischen sechs und 6,40 Euro je Aktie. Zuvor war man von maximal 6,20 Euro ausgegangen. Damit stellt Siemens seinen Aktionären einen Jahresgewinn von 5,6 Milliarden Euro in Aussicht. Das sind etwa 200 Millionen Euro mehr als bis dato prognostiziert.
Vor allem eine rege Nachfrage im ersten Quartal lässt das Siemens-Management auf ein besseres Gesamtjahr hoffen. Der Auftragseingang in den Monaten Oktober bis Dezember 2015 schnellte im Vergleich zum Vorjahresquartal dank mehrerer Großaufträge um etwa ein Viertel auf 22,8 Milliarden Euro nach oben. Insgesamt verbesserte sich der Umsatz des Konzerns um acht Prozent auf 18,9 Milliarden Euro.
Unter dem Strich erhöhte sich der Profit um über 40 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Mit diesen Zahlen übertraf Siemens die Erwartungen der Analysten. So manche Experten warnen indes, dass sich der Konzern angesichts der derzeitigen Turbulenzen im weltweiten Energiemarkt, einer wichtigen Kundensäule im Siemens-Geschäft, nicht zu sicher fühlen dürfe.
Konzernchef Joe Kaeser sieht sich mit den aktuellen Zahlen dennoch in seiner Strategie bestätigt. "Wir haben ein starkes Quartal geliefert und sind mit der Umsetzung unserer Vision 2020 auf gutem Weg", sagte der Siemens-Chef. "Deshalb heben wir die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2016 an, obwohl die makroökonomischen und geopolitischen Entwicklungen unsere Märkte weiterhin belasten." Der Konzern werde sich weiter auf die Erschließung seiner Märkte sowie die Stärkung seiner Innovationskraft konzentrieren.
Siemens kauft Simulationssoftware zu
Dabei helfen soll unter anderem eine Übernahme. Für rund 970 Millionen Dollar wollen die Münchner den US-amerikanischen Softwarehersteller CD-adapco kaufen. Das Unternehmen mit Sitz in Melville im US-Bundesstaat New York entwickelt Simulationssoftware, die beispielsweise in Windkanaltests bei der Automobilentwicklung zum Einsatz kommt. CD-adapco erwirtschaftete im zurückliegenden Geschäftsjahr mit etwa 900 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 200 Millionen Dollar.
Nach eigenen Angaben wird die Software von großen Automobilherstellern, in der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie in der Energiewirtschaft eingesetzt. "Als Teil der Vision 2020 treibt Siemens mit der Übernahme von CD-adapco das Wachstum im digitalen Geschäft voran", erläuterte Siemens-Vorstandsmitglied Klaus Helmrich die Hintergründe des Deals. Geht es nach dem Willen des deutschen Industriekonzerns, soll die Akquisition in der zweiten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres abgeschlossen werden.
Software wird immer wichtiger für Siemens
Ein Eckpfeiler in der Siemens-Strategie bildet mittlerweile die Software. Unter Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld wurde 2007 für etwa 3,5 Milliarden Dollar die UGS Corp. übernommen, ein Spezialist für Konstruktionsprogramme. Rund um diesen Kern haben die Münchner in den folgenden Jahren ihre Aktivitäten rund um das Product Lifecycle Management (PLM) immer weiter ausgebaut - auch durch weitere Übernahmen von Softwarespezialisten. Ziel dabei ist es, den Kunden aus der Industrie Lösungen für die digitale Fabrik der Zukunft, Stichwort Industrie 4.0, anzubieten.
In diesem Umfeld versucht sich allerdings auch der US-Konkurrent General Electric (GE) in Position zu bringen. Die Amerikaner haben erst vor wenigen Monaten mit "Predix" eine eigene Industrie-4.0-Plattform vorgestellt. Darüber hinaus bemühen sich auch die großen IT-Anbieter wie IBM und SAP eine Fuß in die Tür zu diesem Markt zu bekommen. Beispielsweise arbeiten Siemens und SAP hier gemeinsam an IT-Plattformen für die vernetzte Produktion im kommenden Industriezeitalter.