Dass deutsche Manager sich zur Tagespolitik äußern, ist nach wie vor selten. Bei Janina Kugel, die 2015 ihr Amt als Siemens-Personalchefin antrat, ist das jedoch anders. Die 1970 in Stuttgart geborene Volkswirtin hat keine Scheu, ihre Meinung zu politischen Dingen zu sagen. Eine ihrer jüngsten Äußerungen auf Twitter: am 19. Juli ein Dankeschön an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für deren Kritik an US-Präsident Donald Trump.
Sich politisch zu äußern, macht bei Siemens Konzernchef Joe Kaeser vor, der nach dem Eindruck vieler Beobachter gern im Rampenlicht steht. In den vergangenen Jahren hatten Außenstehende den Eindruck, dass es zwischen Kaeser und Kugel zumindest gelegentlich knirscht.
Mit einer kurzen Unterbrechung seit 2001 bei Siemens, ist Kugel eloquent und schlagfertig, sie macht auch bei Podiumsdiskussionen eine gute Figur. Sehr ehrgeizig dürfte sie auch sein: Neben Eloquenz und Charme legte sie als Siemens-Personalchefin Härte an den Tag, als sie mit dem Betriebsrat und der IG Metall ein weltweites Stellenstreichprogramm in der Kraftwerksparte aushandelte, allein in Deutschland fallen 2900 Stellen weg.
Schon kurz nach Kugels Antritt als Siemens-Personalchefin gab es daher mediale Spekulationen, sie habe das Zeug zur Vorstandsvorsitzenden eines Dax-Konzerns. Bei Siemens hat es lange Tradition, dass die Vorstände mit ihrem Unternehmen quasi verheiratet sind. Auch der aktuellen Führungsriege gehören noch mehrere Manager an, die ihr gesamtes Berufsleben bei Siemens verbracht haben, Kaeser eingeschlossen. Kugel weicht in dieser Hinsicht vom althergebrachten Muster ab. (dpa/rs)