Das Bundeswirtschaftsministerium fördert mit dem Forschungsprogramm "Theseus" verschiedene Anwendungsszenarien von IT für die Zukunft. Eines davon trägt den Namen "Medico" und soll dafür sorgen, dass die verstreuten Patienteninformationen innerhalb der Krankenhäuser systematisch miteinander verbunden werden.
"Medico" ist ein Projekt, an dem Forscher von Siemens mit Partnern der Universitätsklinik Erlangen, des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und der Fraunhofer Gesellschaft arbeiten. Das computergestützte Assistenzsystem soll in Zukunft Ärzte und Pflegepersonal bei Diagnose und Therapiefindung unterstützen,
Laut Siemens verknüpft Medico "medizinisches Wissen mit neuen Methoden der Bildverarbeitung, wissensbasierter Informationsverarbeitung und maschinellem Lernen". Vor allem Ärzte könnten so effizienter auf unterschiedlichste Arten medizinischer Informationen zugreifen. Dies ist heutzutage in den meisten Kliniken keineswegs selbstverständlich, denn die wichtigen Patientendaten liegen noch immer "in sehr heterogenen Formaten vor, sind stark verteilt und nicht verknüpft". Oft genug wird zudem noch auf Papier notiert und das Patiententracking geschieht per Laufzetteln – Missverständnisse und Fehler eingeschlossen.
Problem: verstreute Informationen
Besondere Schwierigkeiten und erhöhten Arbeitsaufwand im Klinikalltag verursachen die verstreuten Informationen aus den bildgebenden medizinischen Verfahren. In dieses Datenspektrum gehören Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie und die jeweils zugehörigen Informationen wie Bilder, Berichte oder Labordaten.
Erhoben und gespeichert werden sie in unterschiedlichen medizinischen und IT-Systemen und in diversen Formaten – "historisch gewachsen", wie man so sagt. Ein Durcheinander, das zu den Lieblingsbeschäftigungen der IT-Mannschaft in den Krankenhäusern gehört. Schnittstellen zwischen den verschiedenen Systemen sind in der Regel nicht vorgesehen – das Eigeninteresse der Hersteller will das so.
Medico analysiert die Systeme
Um diese Claims aufzubrechen, soll Medico den Inhalt der Systeme analysieren, die Daten strukturieren und sie mit anderen Informationen verknüpfen. Damit sollen sie vereinfacht und schneller zugänglich gemacht werden. Die geplante Software soll zudem von sich aus Auffälligkeiten in den Bildern erkennen und die Daten automatisch katalogisieren.
Siemens formuliert das Ziel wie folgt: "Medico trägt Vergleichsbilder zusammen und verarbeitet sie, wobei die Software auch Behandlungs- oder Laborberichte aus unterschiedlichen Speichermedien in Kliniken berücksichtigt." So könne zum Beispiel durch Medico "eine anatomische Struktur wie "Lymphknoten" in einem Arztbrief mit der entsprechenden Stelle in den medizinischen Bildern automatisch verknüpft und als Hyperlink im Text angeboten" werden.
Auch zusätzliches Wissen etwa aus einer Online-Wissensdatenbank könne der Arzt mit nur einem weiteren Klick erreichen. IBM verfolgt ebenfalls die Integration bisher angesammelten medizinischen Wissens in seinen Plänen für "Smarter Healthcare".
Wie Siemens mitteilt, will man in Medico zukünftig verschiedene medizinische Anwendungen direkt miteinander koppeln. Prototypisch umgesetzt seien bereits "die semantische Suche, die automatisierte Bildanalyse, Verschlagwortung, Patientenklassifikation und die kontextsensitive Befundunterstützung". Im Gegensatz zu heutigen Systemen werde das Wissen des Arztes mit Logik formalisiert. Und es könne durch Prüfalgorithmen validiert werden.
Prototyp "semantische Suche"
Das Ende des Datenchaos in den Krankenhäusern ist zumindest angekündigt.