Der IT-Lösungs-Anbieter aus München profitiert von Maßnahmen, mit denen die Politik in Zeiten terroristischer Bedrohungen die gefühlte Sicherheit erhöhen will. Die Projekte in Tschechien und der Schweiz weisen dabei einige Parallelen auf.
In beiden Ländern können die Bürger neuerdings Reisepässe mit elektronisch gespeichertem Gesichtsbild beantragen - auf freiwilliger Basis wohlgemerkt. In beide Länder konnte Siemens IT Solutions and Services dafür die in seiner Grazer Biometrie-Schmiede entwickelte "Siemens Homeland Security Suite" verkaufen.
Den zehn Millionen Tschechen stehen landesweit rund 230 Erfassungs-Zentren mit über 600 Fotoständen samt Ausweis-Lesegeräten, Kameras und Druckern offen. Das Gesamt-System für die Aufnahme der Daten und die Produktion der Pässe liefert die Siemens-Tochter, die es in den kommenden vier Jahren auch betreibt.
In den Zentren können die Bürger auch gleich ihre Fingerabdrücke einlesen lassen - ebenfalls mit Hilfe von Technologie aus dem Hause Siemens. Ab 1. Mai 2008 schreibt eine EU-Richtlinie digitale Fingerabdrücke in Reisepässen vor.
Die Schweiz betreffen EU-Richtlinien bekanntlich nicht; folglich hat das Siemens-Projekt dort auch einen begrenzteren Charakter als in der Tschechischen Republik. In acht Erfassungs-Zentren landesweit sowie in acht Auslands-Vertretungen können die Eidgenossen ihre Daten auf den RFID-Chip in ihrem Pass speichern.
Pilot-Projekt in der Schweiz läuft vorerst bis 2009
Jährlich können rund 100.000 Ausweise ausgegeben werden. In den Zentren sowie an ausgewählten Flughäfen können die Schweizer ihre Daten einsehen und überprüfen.
Das Pilot-Projekt in der Schweiz ist allerdings vorerst bis 2009 beschränkt. Dann entscheiden die Bürger endgültig, ob biometrische Daten zur Pflicht werden sollen.
Im vergangenen Jahr hatte Siemens IT Solutions and Services den Auftrag für Europas erste biometrische Grenz-Kontrolle in Kroatien an Land gezogen. Im Januar nahm der Balkan-Staat sein National Border Management System (NBMIS) in Betrieb. Seitdem erfolgt beispielsweise am Flughafen Zagreb ein automatischer Daten-Abgleich mit nationalen und internationalen Fahndungslisten.
Ebenfalls 2006 wurde bekannt, dass das Unternehmen ein elektronisches Visa-System für Irland liefert. Anträge werden dort nur noch elektronisch erfasst.
Als nächsten Schritt plane man, die Systeme der verschiedenen Länder zu vereinheitlichen, kündigt Siemens an. Über das Volumen der Aufträge schweigt das Unternehmen.