Deutsche-Bank-Research

Smartphones zwingen Händler zum Umdenken

13.09.2011 von Hartmut  Wiehr
M-Commerce mit Handy, Tablet-PC und Notebook kommt nur langsam voran. Für die Marktforscher der Deutschen Bank überwiegen dennoch die positiven Aspekte.
Für die Marktforscher der Deutschen Bank (DB Research)"wächst die Lust am mobilen Einkauf". Doch erst 16 Prozent der Deutschen nutzen den mobilen Internet-Zugang per Smartphone.
Foto: Ben Chams - Fotolia.com

Bei Deutsche Bank Research (DB Research) ist man sich sicher, dass Smartphones mit ihren technischen Möglichkeiten auch den Umsatz der Retailer fördern. Dies liege vor allem an einer Veränderung der Einkaufsgewohnheiten der Konsumenten. Moderne Handys dienten der Kaufanbahnung, weil sie zum Beispiel überall einen Zugang zum Internet bieten.

Dadurch steigen die Informationsmöglichkeiten bei der Produktsuche. Man kann schnell auch vor Ort in einem Laden Vergleiche mit ähnlichen Angeboten machen, Preise und Sonderangebote studieren. Laut DB Research "erhöht dies Transparenz und Wettbewerb im stationären Handel".

Wie der Bitkom in einer Umfrage ermittelt hat, lieben die Deutschen Smartphones. Demnach werden sie 2011 gut 10 Millionen dieser mobilen Geräte kaufen, was einer Steigerung von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Jedes dritte Handy in Deutschland wird dann der Kategorie der Smartphones angehören. Wie in Nordamerika und in Asien auch hat man es mit einer steigenden Tendenz zu tun. Und der Versand von Coupons direkt auf die Endgeräte der potentiellen Verbraucher setzt bereits in manchen Orten einen wahren Kaufrausch in Gang.

16 Prozent der Deutschen haben mobilen Internet-Zugang

Anfang 2011 nutzten bereits 16 Prozent der Deutschen den mobilen Internet-Zugang: Doch dieser eher geringe Anteil soll die Erwartungen des Handels beflügeln, weil man von einer starken Steigerung für die kommenden Jahre ausgeht. Die Gegenwart sieht anders aus: Laut DB Research verwenden die Menschen heute das Smartphone überwiegend für die bereits aus dem stationären Internet bekannte Anwendungen wie E-Mail oder Social Media, während die Vorbereitung von Einkäufen erst allmählich zunimmt und der direkte M-Commerce noch in den Kinderschuhen steckt.

Doch neue Dienste würden in der Zukunft rasch an Popularität gewinnen: "Überall dort, wo mobiles Internet einen komparativen Nutzen hinsichtlich Echtzeit, Reaktionszeit oder Aufenthaltsort stiften kann, werden sich mobile Dienste durchsetzen." Bei DB Research geht man von der Annahme aus, dass die "permanente und ortsunabhängige Verfügbarkeit von Wissen, Informationen und Diensten" ein klares Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem stationären PC bietet. Dies gilt aber nicht nur für Smartphones, sondern in gleichem Masse für Notebooks und Tablets wie das iPad.

Erfolg von M-Commerce ist eine offene Wette

Die Retailer müssen sich dieser Entwicklung anpassen, raten die Forscher von DB Research. Wer heute als Konsument im stationären Handel und via Internet einkauft, werde morgen mobil via Smartphone surfen und shoppen. Die Kunden würden die einzelnen Vertriebskanäle nicht voneinander trennen, prognostizieren die Marktforscher: "Sie möchten sie während der Kaufentscheidung beliebig kombinieren."

Für 2011 wird ein starkes Wachstum von 36 Prozent bei den Smartphones in Deutschland prognostiziert. Ein automatischer positiver Effekt für den M-Commerce wäre jedoch eine Überinterpretation.
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Damit schiebt DB Research allerdings den Konsumenten eine zukünftige Handlungsweise unter, die jetzt so noch gar nicht zu erkennen ist. Das Motiv für diese etwas gewagte Einschätzung liegt auf der Hand: "Die Handelsunternehmen sind daher gefordert, ihre Multichannel-Strategien um eine mobile Komponente zu ergänzen sowie bestehende Online- und Offline-Kanäle zu synchronisieren."

Ob sich solche Investitionen wirklich lohnen werden, kann derzeit jedoch niemand mit Bestimmtheit sagen. Wie das Beispiel des Herstellers Hewlett-Packard zeigt, sind offenbar die Erwartungen in den Absatz von Smartphones und Tablet-Computern gar nicht so groß. Der Konzern hat bis vor wenigen Wochen noch diese Technologien stark promotet und viel Geld für Akquisitionen und Investitionen in die Hand genommen, dann aber plötzlich die Notbremse gezogen und diese Abteilungen des Konzerns zum Verkauf angeboten.

Zeichen an der Wand auch für die Zukunft des M-Commerce?