Aufgrund der Verbreitung des Coronavirus (COVID-19) und der Anweisungen von Gesundheitsexperten haben Unternehmen in den letzten Wochen weltweit Millionen von Mitarbeitern auf Heimarbeit umgestellt. IT-Chefs sind davon gleich in doppelter Hinsicht gefordert: Zum einen müssen sie dafür Sorge tragen, dass bei ihrer Belegschaft das Remote-Arbeiten möglichst reibungslos und sicher funktioniert. Zum anderen müssen auch sie sich zuhause entsprechend einrichten, um ihren Aufgaben ohne allzu große Reibungsverluste nachkommen zu können.
Wir haben uns bei CIOs erkundigt, wie ihre häusliche Infrastruktur aussieht, wie sie ausgestattet sind, welche Tools zum Einsatz kommen und welche Tipps sie mit anderen teilen können.
Thomas Siekmann, VP IT & Digitalization Senvion Deutschland GmbH
Ich habe einen "doppelten" Zugang zu unseren Ressourcen, wir nutzen VPN-Zugänge und parallel für viele Nutzer VDIs auf der Basis von VMWare. Die Office-365-Landschaft mit Exchange/Outlook, Skype und Teams begleitet das Arbeiten. Wir nutzen dabei Skype intensiver als klassische Telefonie und erfahren die Grenzen des Systems angesichts der globalen neuen Belastung. Dabei nutze ich - natürlich auch für meine privaten Online-Kontakte, die in der Defacto-Isolation ja noch wichtiger sind, neben einem klassischen Notebook mit Windows auch noch ein iPad, Macbook und iPhones.
Als private Kanäle - wenn das denn so scharf zu trennen ist - dienen WhatsApp, Threema, Telegramm, Facebook, Xing und LinkedIn, redundant auf den Geräten und genutzt je nach passender Gelegenheit. Da Home Office ja keine neue Erfahrung ist und der Wert redundanter Zugänge sich immer wieder zeigt, sind alle Geräte neben dem Wifi-Zugang auch LTE-fähig. Vielleicht sehr auf "Nummer sicher" geplant, aber es funktioniert. Ach ja: Netzteile und Wechsel-Headsets nicht vergessen!
Dirk Altgassen, CIO bei der Etex Group
Etex ist komplett auf Microsoft Office 365, wir setzen neben Outlook und Intranet in SharePoint voll auf MS Teams. MS Teams wird zum Chatten, Voice und Video Calls, Collaboration und mehr eingesetzt. Mein Lieblings-Gadget im Home Office ist mein "Jabra" (siehe Foto). Wir haben jetzt 5000 Mitarbeiter im Home Office. Unsere Infrastruktur mit SDWAN, Microsoft Office 365 und insbesondere Microsoft Teams läuft sehr gut und zuverlässig. Wir unterstützen gerade das Business neben den IT-Tools auch bei einem neuen "way of working", wie zum Beispiel dem Aufsetzen "virtueller Kaffeeküchen", in denen man sich zwischendurch trifft.
Thomas Zimmerer, Interim CIO/CDO, derzeit bei einem Konzern im Nahen Osten
Mit Office 365 ist die Zusammenarbeit auch remote gut möglich und da wir schon seit mehreren Jahren komplett umgestellt haben, sind wir alle mit den Funktionen und der Arbeitsweise vertraut. Insbesondere Teams ist aktuell das Tool, das vor allem für Chat, Videokonferenzen, Shared Sessions am PC, Notebook, iPad und iPhone den ganzen Tag im Einsatz ist. Durch die Gigabit-Glasfaseranbindung zu Hause klappt die Anbindung sehr gut, selbst wenn die Familie parallel auch von zu Hause arbeitet.
Auch komplexe Projekte lassen sich aus der Ferne und dem Home Office steuern, selbst wenn vor allem größere Meetings einer noch genaueren und ausführlicheren Vorbereitung bedürfen. Geplante Tages-Workshops splitten wir in mehrere kleinere Videokonferenzen von 1-2 Stunden. Dies ist sogar effektiver, da die Teilnehmer nicht so sehr ermüden und man zwischen den Terminen die Ergebnisse bereits einbauen kann. Das größte Problem stellt jedoch das Change Management dar, da dies zwar mit digitaler Information unterstützt wird, aber die Überzeugung zu Veränderungen immer nicht am besten persönlich klappt.
Christian Ammer, CIO und Head of Digital Transformation bei der Kanzlei Noerr
Am besten bewährt hat sich für mich die Arbeit an zwei Rechnern. Cloud-Tools und Remote-Apps wie Office 365 (vor allem Microsoft Teams), Dokumentenbearbeitung- und -Sharing (via Nextcloud) und den Großteil der Kommunikation (Audio und Video-Konferenzen) kann ich über meinen eigenen Heim-PC durchführen.
Die mobiles Devices (iPad/iPhone) sind natürlich permanente Begleiter, doch zusätzlich dazu habe ich auch mein dienstliches Notebook (entweder per VPN verbunden oder mit einem laufenden Virtual Desktop) im Einsatz, darüber läuft jedoch nur noch ein Teil der Kommunikation via E-Mail/Outlook.
Mein Top-Tipp (neben der 2-Geräte-Strategie): Audio möglichst nur per Freisprechung, natürlich nur wenn ein ruhiger Arbeitsplatz vorhanden. Das macht die Dinge schneller, einfacher und unkomplizierter als mit den Headsets und Kopfhörern zu hantieren. Die Mute-Taste sollte man dann natürlich schon noch kennen und nutzen.