Wenig Klarheit in der Führung, kaum Einblicke für Mitarbeiter und dazu eine Haltung, die auf Abgrenzen statt Einbeziehen basiert. Kaum jemand möchte unter so einem Vorgesetzten arbeiten - geschweige denn, sich einbringen. Immer wieder treffe ich Geschäftsführer oder Vorstände, die sich in einer patriarchischen Rolle sehen. Die gute Nachricht: Viele dieser Chefs wollen einen Wandel der Führungskultur.
Helfen kann die Digitalisierung, die nebenbei auch verborgene Talente an die Oberfläche spülen kann. Grundsteine für die digitale Welt sind Transparenz und Wissensmanagement - und beides hängt zusammen: Werden Informationen richtig gemanagt, dann bringt das für alle mehr Durchblick. Wenn Firmen eine Kultur des sich Zeigens fördern, gestatten sie Mitarbeitern Schwächen und Wissenslücken zu benennen. Das offen gezeigte Bedürfnis sorgt wiederum dafür, dass sich Mitarbeiter gegenseitig helfen. Kollegialität statt Karrierekrieg wird zum Zeitgeist, der obendrein Talente fördert.
Gestaltung fördern statt Gehorsam fordern
Die Arbeitswelt ist im Wandel. Vor allem Jüngere sehnen sich nach Jobs mit Sinn. In der Folge werden Tugenden wie Fleiß, Disziplin, Gehorsam ersetzt durch eigenverantwortlich und selbstbestimmtes Handeln und Gestalten sowie Kreativität. Zudem will die Generation Z "netzwerken" und die Vorzüge der Digitalisierung genießen. Künftig erledigen Algorithmen und Roboter einen großen Teil unserer Arbeit. Pakete bringt ein Lieferroboter an, Krankenhäuser testen Pflegeroboter und Banken setzen bei der Vermögensverwaltung immer mehr auf künstliche Intelligenz.
Zeit also zum Umdenken. Wer kreative und kluge Talente im Unternehmen finden und halten will, dem steht ein Kulturwandel ins Haus. Mitarbeiter erwarten heute Offenheit und einen fairen Umgang. Menschen zeigen gerne ihre Talente. Doch wer Angst hat, in einer Arbeitsgruppe zu enden, weil er Stellung bezieht und zum Beispiel Prozessverbesserungen vorschlägt oder eine Fähigkeit besitzt, die vielen nutzen könnte wie Spanisch sprechen, bleibt womöglich still. Furcht vor mehr Arbeit kann lähmen, wenn es an Wertschätzung fehlt.
Wissen teilen und Transparenz leben
Gut begehbar ist ein Weg der kleinen Schritte. Niederschwellige Angebote seitens der Arbeitgeber an die Arbeitnehmer schaffen Vertrauen. Gut ist, wenn Vorgesetzte
Vorbild sind,
Wissen teilen,
Transparenz leben und
Einblicke in Entscheidungen geben.
Das gibt den Mitarbeitern die Möglichkeit, sich daran zu orientieren.
Ein Beispiel, wie Technologie den Kulturwandel beschleunigen kann, liefern Mitarbeiterprofile im Intranet. Ähnlich den Xing- oder Facebook-Communitys können alle im Unternehmen ihre offensichtlichen und verborgenen Talente beschreiben. Zeigt sich hier das Management vorbildlich, wird es staunen. Mitarbeiter werden sich freiwillig einbringen, aktiv mitgestalten und Spaß haben am Ideenliefern. Schnell wächst so eine Expertenlandschaft heran und vorgeschlagene Verbesserungen fallen auf. Wie ein Katalysator wirkt die neue Offenheit, wenn Chefs Plattformen für Gestaltung und Beteiligung schaffen sowie Engagement loben.
Gelingt dieser Start und entsteht eine kontinuierlich gelebte Verbesserungs- und Fehlerkultur, steht die nächste Baustelle an. Was passiert mit den öffentlichen Beiträgen der Mitarbeiter, wie werden sie gewichtet? Nicht immer sind die lautesten Sprecher die talentiertesten Köpfe. Zum Finden verborgener Potenziale gehört das Fördern von Talenten. Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen sich Mitarbeiter ausprobieren können. Im Einzelhandel gibt es etwa Azubi-Filialen, in denen sich die angehenden Kaufleute ins Zeug legen können. Angstfrei - in einem sicheren Rahmen. Warum nicht ähnliche Bühnen für Nachwuchskräfte in höheren Ebenen inszenieren?
Es geht in Zukunft um den permanenten Austausch und darum, eine Wertekultur mit digitaler Technik zu verbinden. Die klugen Köpfe werden es danken. Mehr noch, wer heute nicht dem Wandel folgt, verliert seine guten Mitarbeiter morgen an den Wettbewerb.
So einfach ist das in einem Angebotsmarkt.