LaLiga Tech

So digitalisiert die Primera Divisiòn

25.09.2023 von Thor Olavsrud
Spaniens LaLiga bietet nicht nur den eigenen Fans digitale Plattformen und Services.
Spaniens höchste Fußballliga hat für Rasensportenthusiasten einiges zu bieten - auch im digitalen Bereich.
Foto: Christian Bertrand - shutterstock.com

Auch in Spaniens Fußballwelt spielt Technologie - beziehungsweise IT - inzwischen eine Schlüsselrolle: Künstliche Intellligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) liefern Spielern und Trainern neue Erkenntnisse und verändern die Art und Weise, wie die Fans die LaLiga-Spiele erleben - und verstehen.

Ihre Transformation hat die erste spanische Fußballliga - mit jährlich circa 2,9 Milliarden Zuschauern eine der populärsten weltweit - im Jahr 2016 im Rahmen einer Partnerschaft mit Microsoft angestoßen. Damals entschied sich der spanische Fußballverband dazu, die Tochtergesellschaft LaLiga Tech zu gründen, um die eigenen Innovationen in Form von Technologieplattformen, Services und Beratungsdienstleistungen auch anderen Unternehmen in der Sport- und Unterhaltungsindustrie anzubieten und so neue Geschäftsfelder zu erschließen.

"Im Rahmen unserer ersten Partnerschaft haben wir und zu einem Unternehmen gewandelt, das stark Technologie-, Daten- und Cloud-getrieben arbeitet", resümiert Ana Rosa Victoria, Innovation Lead bei LaLiga.

3,5 Millionen Datenpunkte - pro Spiel

Das Herzstück der digitalen Transformation der Primera Divisiòn ist die Datenanalyseplattform Mediacoach. Sie nutzt die Azure-Infrastruktur, um pro Spiel Millionen von Datenpunkten zu erfassen, zu interpretieren und zu präsentieren. Die Insights sind dabei sowohl für die Teams selbst - Spieler, Trainer, Physiotherapeuten und Ärzte - als auch für Medienvertreter und Fans verfügbar.

Eine ganze Reihe der LaLiga-Initiativen stützt sich auf KI und ML:

Um das umsetzen zu können, wird jedes LaLiga-Spiel von 16 optischen Tracking-Kameras analysiert, die in allen Spielstätten installiert sind. Sie erfassen Echtzeitdaten über die Positionierung der Spieler, des Schiedsrichters und die Bewegung des Balls - pro Spiel kommen rund 3,5 Millionen Datenpunkte zusammen. "Diese riesigen Datenmengen ermöglichen uns, Statistiken und Reportings zu erstellen", kommentiert die LaLiga-Managerin und fügt hinzu: "Bei 42 Vereinen kommt einiges zusammen: Derzeit sind 112.000 Reports im System und insgesamt rund acht Millionen Bits an Informationen."

Diese Daten kombiniert die künstliche Intelligenz mit historischen Tracking-Daten, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Das ermöglicht beispielsweise das neue Torwahrscheinlichkeits-Modell - eine von 21 neuen Statistik-Formen, die LaLiga im Jahr 2022 eingeführt hat.

Das Torwahrscheinlichkeitsmodell wurde von einem multidisziplinären Team entwickelt und nutzt eine ganze Reihe von Variablen (beispielsweise die Sichtlinien der Spieler, die Entfernung zwischen Ball und Tor oder zum nächstgelegenen Verteidiger), um die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Abschluss zu ermitteln. "Eine der Herausforderungen besteht dabei darin, dass wir für die Umwandlung der Rohdaten in Wissen nicht nur Datenwissenschaftler, sondern auch Fußballanalysten, UX-Experten und Trainer benötigen", so Innovationsexpertin Victoria.

Der Aufwand lohnt sich allerdings: Dank ihrer Technologieplattform ist LaLiga in der Lage, die Berechnungen innerhalb von 30 Sekunden nach einem bestimmten Torversuch vorzunehmen. Das resultiert darin, dass die TV-Sender die Statistiken nahezu in Echtzeit einblenden können.

"Daten allein reichen nicht aus"

Die digitale Transformation der ersten spanischen Fußballliga fußt jedoch nicht nur auf Technologie, wie Innovationsmanagerin Victoria erklärt: "Wir sind bei unseren Initiativen dem Design-Thinking-Prozess gefolgt. Zuerst haben wir einige Tests im Labor durchgeführt, dann haben wir mit den Fans getestet. Sie haben uns wertvolles Feedback geliefert und interessante Einblicke in die Art und Weise, wie wir unsere Daten präsentieren können."

Dabei haben die LaLiga-Entscheiderin und ihr Team nach eigener Aussage auch gelernt, dass Daten vor allem verständlich sein müssen: "Wir haben im Rahmen verschiedener Tests mit Fans festgestellt, dass einige unserer Definitionen und Grafiken nicht verständlich genug waren. Daten allein reichen nicht aus - man muss sie auch erklären können. Inzwischen halten wir auch Schulungen für unsere Kommentatoren, um ihnen dabei zu helfen, die Daten zu verstehen und zu interpretieren."

Damit ist die Primera Divisiòn jedoch längst nicht am Ende ihrer digitalen Reise angekommen, wie Victoria etwas kryptisch unterstreicht: "Im nächsten Schritt wollen wir neue Kanäle und Wege finden, den Fans unsere Daten näherzubringen, damit sie sowohl zu Hause als auch im Stadion eine neue Experience erleben können."

Was die Managerin damit konkret meint? Derzeit arbeiten LaLiga und Microsoft unter anderem an:

(fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.