Die Düsseldorfer Secusmart ist ein wichtiger Lieferant der Bundesbehörden für hochsichere Kommunikation. Auf der CeBIT 2013 hat das Unternehmen den Abhörschutz Secusuite vorgestellt, eine Weiterentwicklung der abhörsicheren BSI-zertifizierten Secuvoice-Lösung, mit der Kanzlerin Angela Merkel und die deutschen Bundesministerien bereits seit 2009 telefonieren.
Mit Secusuite kann jeder auf nur einem Smartphone, dem neuen Blackberry Z10, zwischen dem privaten und dem geschäftlichen sicheren Bereich hin- und herschalten. Weltweit wird erstmals ein kombinierter Abhör- und Spionageschutz möglich: Gesichert werden Sprache, SMS, E-Mails, gespeicherte persönliche Daten, wie das Adressbuch, der Kalender oder persönliche Notizen (PIM), sowie das Surfen im Internet über einen definierten, sicheren Zugangspunkt. Die CW-Schwesterpublikation CIO.de sprach auf der Cebit mit Firmenchef Hans-Christoph Quelle.
CIO.de: Frau Merkel hat doch schon ein Handy, oder?
Hans-Christoph Quelle: Ja, sie hat sogar mehrere. Das was wir haben, ist aber eine wirkliche Weltneuheit. Bislang mussten die Leute alle drei Telefone mit sich herumtragen: Eines für die sichere Sprache und für sichere SMS, eines für die sichere E-Mail und ein drittes, mit dem man normal ins Internet gehen konnte. Mit einem Telefon, mit dem man sicher sprechen konnte, konnte man bisher auch nur genau dieses tun. Was wir jetzt zum ersten Mal haben, ist ein Gerät, mit dem man sowohl sicher sprechen als auch SMSen und sicher emailen kann – alles was man als Privatmensch mit dem Smartphone macht, geht ebenfalls.
CIO.de: Durch die Trennung zwischen privat und geschäftlich, wie es der neue Blackberry kann?
Quelle: Genau, wir machen das zusammen mit Blackberry. Das Z10 hat mit „Balance" genau diese Trennung. Den geschäftlichen Bereich machen wir dabei so sicher, dass das Gerät für die deutschen Bundesbehörden zugelassen werden kann. Dokumente der Geheimhaltungsstufe VS-NfD (Verschlusssache – nur für den Dienstgebrauch) können darüber gesendet und empfangen werden.
CIO.de: Das BSI macht die Zulassung?
Quelle: Ja. Das geht so: Ein Bedarfsträger meldet beim Beschaffungsamt seinen Bedarf an. Dann schaut sich das BSI an, ob es zugelassen werden kann. Wenn es zugelassen ist, darf es von den Bedarfsträgern gekauft werden. Die Ausschreibung endete am 28. Februar. Wir, das Konsortium Secusmart, Blackberry, Secunet und Sirrix, haben das Los 2 gewonnen. Assoziierter Partner ist unter anderem Vodafone. Wir müssen zum 1. Juli 2013 liefern können. Eine genaue Menge ist nicht festgeschrieben.
Zum Video: So funktioniert das neue "Merkel-Phone"
"Das die deutsche Regierung die erste weltweit ist, ist ein glücklicher Zufall"
CIO.de: Wie kommt es, dass die deutsche Bundesregierung die erste, ist, die so ein Gerät bekommt?
Quelle: Das ist ein glücklicher Zufall. Das deutsche Beschaffungsamt hat es als erstes ausgeschrieben. Und mit dem System Z10 gab zum ersten Mal die Möglichkeit der Trennung zwischen Privatem und Geschäftlichem. Dazu kam mit Thorsten Heins ein deutscher Chef an der Spitze von Blackberry.
CIO.de: Die anderen wollen das dann auch haben?
Quelle: Ja, wir reden derzeit mit sehr vielen Regierungen darüber. Die deutsche wird aber definitiv weltweit die erste sein.
CIO.de: Wer hört denn Frau Merkel ab?
Quelle: Wir wissen nur, dass es heute sehr leicht und Usus geworden ist, Telefongespräche abzuhören. Wie Firmen und Regierung ihre E-Mails schützen, so muss auch die Sprache geschützt werden.
CIO.de: Müssen denn alle Behördenmitarbeiter so ein Handy nutzen?
"Unser Telefon ist nicht nur sicher, sondern auch sexy"
Quelle: In dem Moment, wo das sichere Device nicht nur sicher, sondern auch sexy ist und ein Statussymbol, da werden es ganz viele haben wollen. Nicht unbedingt nur wegen der Sicherheit. Deswegen sagen, wir: Sicherheit darf nicht stören. Sicher machen allein ist relativ einfach. Aber sicher machen und schön, das ist schwierig. Was wir jetzt zeigen, begeistert alle.
CIO.de: Wieso gab es das bisher nicht?
Quelle: Die Herausforderung ist: Die Sicherheitsanforderungen sind ganz andere als beim normalen Handynutzer. Ein Handykonzern plant für 13 Millionen Handynutzer, aber nicht für 5000 Behördenmitarbeiter. Das ist beim Blackberry anders. Die wollen „Sicherheit" als ein Merkmal ihrer Plattform herausstellen.
CIO.de: Was machen Sie technisch?
Quelle: Der Aufwand ist immens, es ist aber alles transparent und stört den Nutzer nicht. Was wir tun: Wir machen die Sprache sicher, was wir seit 2009 machen. In der Datenwelt sichern wir den Zutritt in den dienstlichen Bereich. Wir sichern die Daten, die im dienstlichen Bereich gespeichert werden, und wir sichern den Transport der Daten ins Firmen-Intranet.
CIO.de: Firmen und Privatleute können sich auch so ein sicheres Handy kaufen?
Quelle: Ja, jeder in Deutschland hat ein Recht auf Geheimnisse. Sie bekommen genau die gleiche Technologie wie die Bundesregierung. Wenn wir ein Smartphone sicher machen, nehmen wir üblicherweise alles Smarte weg. Zum ersten Mal bleibt das Smartphone ein Smartphone, und es ist trotzdem sicher.
Neben Secusmart hat auch T-Systems vom Beschaffungsamt den Zuschlag für den „Rahmenvertrag über Lieferung, Installation und Betrieb eines Systems für die sichere mobile Kommunikation" erhalten. Die Telekom nutzt für ihre SimKo3-Lösung („sichere mobile Kommunikation") Samsung-Telefone vom Typ Galaxy S2 und S3.
4 Geheimhaltungsstufen
Für Dokumente sind folgende Geheimhaltungsstufen definiert:
-
Streng geheim
-
Geheim
-
Verschlusssache - Vertraulich (VS-Vertraulich, VS-Vertr.)
-
Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch (VS-nur für den Dienstgebrauch, VS-NfD)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der Schwesterpublikation CIO.de. (mb)