Sich vom alten Arbeitgeber im Guten zu trennen, bringt ausnahmslos Vorteile. Wir erklären, was Sie beim Kündigungsgespräch beachten sollten und welche Stolpersteine es sonst zu vermeiden gilt.
Wer sich gerade einmal wieder über den Job, die Kollegen oder den Chef geärgert hat, malt sich bestimmt hin und wieder einmal eine dramatische Kündigungsszene aus. Dann wirft man dem Chef all die Unmöglichkeiten der Stelle an den Kopf und schreit schließlich "Ich kündige!" Was Ihnen vielleicht in Gedanken noch gefällt, ist in der Realität ein unkluger Schachzug.
Wer so einen Abgang plant, verspielt sich damit vielleicht sogar zukünftige Jobchancen. Denn den alten Arbeitgeber wird man dann nie wieder als Referenz angeben können, wenn man sich im Schlechten getrennt hat.
Außerdem trifft man sich immer wieder im Leben. Es kann Ihnen durchaus passieren, dass Sie in ein paar Jahren wieder mit dem ehemaligen Chef oder früheren Kollegen zusammenarbeiten. Damit Sie sich im Guten vom alten Arbeitsplatz verabschieden, kommt es auf das richtige Verhalten in vier Punkten an: Das Gespräch mit dem Vorgesetzten, der Zeitpunkt ihrer Kündigung, das Kündigungsschreiben und der letzte Eindruck müssen stimmen. Unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com zeigt, wie man das macht.
Wie man es dem Chef sagt
Dem Chef die Kündigung beizubringen, kann unangenehm sein. So ein Wechsel ist für den Vorgesetzten schließlich meist mit viel Arbeit verbunden und ruft nur selten Freude hervor. Immer wieder gibt es auch Vorgesetzte, die so eine Kündigung persönlich nehmen.
Mehr Mobilität? Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein.
Keine Katastrophe Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe.
Der Flurfunk Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst.
Absichern? Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint.
Haltung bewahren Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung.
Außen vor Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten.
Präsenz zeigen Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten.
Externe Unterstützung Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist.
Profilieren Sie sich Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten.
Eine gute Bewerbung ... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen.
Eigenwerbung stinkt? Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater.
Bereit sein Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis.
Ups, zu spät ... Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen.
Viele Wege führen zum neuen Job Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online, persönlich.
Hilfreich: ein langer Atem Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde.
Falsche Kompromisse? Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen.
Im Guten trennen Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung.
Es ist soweit Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker.
Neu ankommen Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu.
Los gehts! Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!
Egal wie unwohl sie sich dabei fühlen - ihr Chef sollte die Neuigkeiten von ihnen persönlich erfahren. Wenn es keine Möglichkeit gibt, den Vorgesetzten persönlich anzutreffen, rufen Sie ihn an. Steven Miranda, der Personalchef der Society for Human Resource Management empfiehlt den folgenden Text für das persönliche Gespräch: "Ich habe meine Zeit hier bei xy sehr genossen. Ich konnte viel lernen und habe zahlreiche neue Fähigkeiten entwickelt.
All das war für mich eine unglaubliche Erfahrung. Nun wurde mir eine tolle Position angeboten, bei der ich meine Fähigkeiten noch weiter ausbauen kann und ich habe mich dazu entschlossen, diese Möglichkeit zu nutzen. Jetzt möchte ich mich mit Ihnen darüber unterhalten, wie wir meinen Wechsel am besten bewerkstelligen."
Vorsicht bei einem Bleibe-Angebot
Wer über seinen Job überhaupt nichts Positives sagen kann, könnte zum Beispiel über Herausforderungen sprechen, die er durch diese Stelle meistern konnte. Vielleicht fragt ihr Vorgesetzter, warum sie wechseln. Eine gute Antwort darauf lautet: "Meine Entscheidung hat nichts mit ihren Managementfähigkeiten oder dem Arbeitsumfeld zu tun. Die neue Tätigkeit passt noch besser zu meinen Fähigkeiten/Karrierezielen."
Kündigungsgespräche richtig führen
Kündigungsgespräche richtig führen Wer einem Mitarbeiter die Entlassung mitteilt, sollte darauf achten, dass es ein Gespräch auf Augenhöhe ist. Sechs Tipps zur Gesprächsführung.
Tipp 1 Achten Sie darauf, dass vor dem Gespräch mit dem Mitarbeiter keiner seiner Kollegen von der Kündigung erfährt.
Tipp 2 Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor: Welche Faktoren machen die Kündigung unumgänglich? Wie können Sie auf mögliche Einwände reagieren?
Tipp 3 Seien Sie ehrlich: Beschönigen Sie nicht die Situation, sondern geben Sie Ihrem Mitarbeiter ein konstruktives Feedback.
Tipp 4 Berücksichtigen Sie auf jeden Fall, dass es bei einer Kündigung nicht nur um eine Fach- oder Führungskraft einer bestimmten Abteilung geht, sondern um einen Menschen mit allen seinen sozialen und gesellschaftlichen Bezügen. Das ist gerade dann wichtig, wenn man den Mitarbeiter nicht immer geschätzt hat.
Tipp 5 Geben Sie ihm genügend Zeit für seine Reaktionen wie Wut oder Tränen: Bieten Sie gegebenenfalls ein weiteres Gespräch in ein paar Tagen an, wenn der Mitarbeiter sich wieder gesammelt hat.
Tipp 6 Seien Sie auch in den nächsten Tagen stets offen für weitere Fragen des gekündigten Mitarbeiters.
Macht Ihnen der Chef dann ein Bleibe-Angebot, raten Experten zur Vorsicht. Denn auch wenn Sie dann zu deutlich besseren Konditionen arbeiten als vorher, hat der Vorgesetzte nach ihrer Wechselwilligkeit oft kein Vertrauen mehr darin, dass sie ihren Job wirklich weitermachen möchten. Wenn ihr Chef Sie nur über den neuen Job ausfragen möchte und Sie das nicht wollen, sagen Sie einfach: "Ich erzähle Ihnen gerne mehr von der neuen Position, wenn ich dort angekommen bin."
Gerade in Management-Positionen passiert es immer wieder, dass der Chef ihnen nach so einem Gespräch sagt, dass sie ihren Arbeitsplatz sofort räumen sollen oder dass Sie überhaupt nicht mehr an ihren Arbeitsplatz dürfen. Vor allem wenn Sie Zugang zu sensiblen Unternehmensinformationen haben oder zu einem Wettbewerber wechseln, kann ihnen das passieren. Deshalb seien Sie darauf vorbereitet und löschen Sie alle persönlichen Informationen von ihrem Rechner, bevor Sie mit ihrem Chef sprechen.
Wann sollte man kündigen?
Das kommt ganz darauf an, wie hoch sie in der Unternehmenshierarchie stehen. Je höher Sie stehen, desto früher sollten Sie in der Regel Bescheid geben. Dabei sollten Sie auch ihre Verpflichtungen berücksichtigen. Überlegen Sie sich deshalb vor einer Kündigung, wie lange Sie brauchen, um Aufgaben abzuschließen. Machen Sie sich eine Liste mit Projekten und Verantwortlichkeiten und bringen Sie diese auch in das Gespräch mit ihrem Chef.
Tipps für Kündigung und Trennung
Tipps für Kündigung und Trennung Wenn Mitarbeiter entlassen werden müssen, sollte dies möglichst schmerzfrei erfolgen. Frank Adensam sagt, wie Sie dabei vorgehen sollten.
Sorgfältig vorbereiten Das setzt eine sorgfältige Vorbereitung voraus. Diese gelingt Unternehmen am besten, wenn sie, sobald feststeht, dass Mitarbeiter entlassen werden müssen, ein Drehbuch für den Kündigungs- und Trennungsprozess schreiben.
Ruhig und sachlich bleiben In der Regel sollte der unmittelbare Vorgesetzte die betroffenen Mitarbeiter über ihre Kündigung informieren - selbst wenn diese von der Personalabteilung versandt wird. Auf dieses Gespräch muss er sich vorbereiten. Unter anderem, indem er sich im Vorfeld fragt: Teile ich in dem Gespräch dem Mitarbeiter nur die Kündigung mit und setze ich mich mit ihm anschließend nochmals zusammen, um zu vereinbaren, wie die Trennung gestaltet wird?
Nicht um den heißen Brei reden Oft wollen Führungskräfte das Kündigungsgespräch möglichst schnell hinter sich bringen. Die Folge: Sie stoßen den Mitarbeiter vor den Kopf, indem sie ihm unvermittelt die Nachricht "Sie sind entlassen" entgegenschleudern. Zuweilen scheuen sie sich aber auch, die unangenehme Botschaft auszusprechen und reden um den heißen Brei herum. Beides ist unangebracht.
Emotionen akzeptieren Auf diese Nachricht reagieren Mitarbeiter unterschiedlich - manche geschockt, manche gelassen, manche wütend. Lassen Sie zu, dass Ihr Mitarbeiter Emotionen zeigt. Äußern Sie hierfür Verständnis. Und geben Sie ihm ausreichend Zeit, die Fassung wiederzugewinnen. Gelingt ihm dies nicht, sollten Sie das Regeln der Trennungsmodalitäten vertagen - zum Beispiel, indem Sie vorschlagen: "Herr/Frau Müller, sicher müssen Sie den Schock erst verdauen. Was halten Sie davon, wenn wir uns übermorgen nochmals zusammensetzen und darüber reden ..."
"Sie haben doch gesagt, ..." Ein Vorwurf, mit dem Führungskräfte bei Kündigungen oft konfrontiert werden, ist: "Aber vor einem Monat planten Sie mit mir doch noch ..." Oder: "Bei der Weihnachtsfeier sagten Sie, unsere Arbeitsplätze seien sicher." Dann sollten Sie zu Ihren Worten und Taten stehen. Bedauern Sie Ihren Irrtum. Sagen Sie, dass Sie zum damaligen Zeitpunkt die Situation anders einschätzten, diese sich aber in der Zwischenzeit aufgrund der Faktoren A, B, C geändert hat.
"Warum gerade ich?" Dessen ungeachtet werden die zu kündigenden Mitarbeiter stets fragen: Warum gerade ich? Geben Sie dem Mitarbeiter eine inhaltlich verständliche Erklärung. Auf keinen Fall sollten Sie sich aber auf eine Diskussion über die Auswahlkriterien einlassen. Denn wer die Gründe für die Kündigung diskutiert, diskutiert die Kündigung selbst.
Kündigung begründen, ohne zu kränken Entlässt ein Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern betriebsbedingt eine größere Zahl von Mitarbeitern, dann muss deren Auswahl meist gemäß den gesetzlichen Vorgaben anhand von Kriterien wie Alter, Familienstand und Dauer der Betriebszugehörigkeit erfolgen. Auch dann ist das Begründen vergleichsweise einfach, denn die Auswahl basiert auf objektiven Kriterien. Deshalb kann der Mitarbeiter eine solche Auswahl leichter akzeptieren als eine personenbezogene.
Die Zeit bis zum Ausscheiden regeln Ist die Kündigung ausgesprochen und begründet, geht es darum, die Zeit zwischen der Kündigung und dem Austritt aus dem Unternehmen zu regeln. Hierfür können Sie einen separaten Termin vereinbaren. Im Trennungsgespräch selbst sollten Sie Ihrem Mitarbeiter einen Weg aufzeigen, wie der Trennungsprozess gestaltet werden kann. Außerdem sollten Sie ihm Hilfe beim Suchen einer neuen Stelle anbieten.
Den Blick wieder in Richtung Zukunft wenden Oft ist eine bezahlte Freistellung bis zum Ausscheidetermin für beide Parteien die sinnvollste Lösung. Für die Gekündigten hat dies den Vorteil: Sie können sich voll auf das Entwickeln einer neuen Perspektive konzentrieren.
Wie man eine Kündigung schreibt
Experten sind sich einig, dass man persönlich kündigen sollte, bevor man das offizielle Schreiben abgibt. Deshalb bereiten Sie es entweder vor dem Gespräch mit ihrem Chef vor oder schreiben Sie es direkt im Anschluss. Zum Beispiel so: "Dieses Schreiben bestätigt noch einmal unser heutiges Gespräch. Ich werde meine Tätigkeit zum xy beenden. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich bei xy verbringen durfte. Die Erfahrungen, die ich bei Ihnen sammeln durfte, werde ich stets schätzen." Auch wenn Sie ihren Job gehasst haben, haben diese Gefühle im Kündigungsschreiben nichts zu suchen.
Abgang mit Würde
Bis zu ihrem Abschied sollten Sie sich so verhalten, dass Ihr Arbeitgeber sich wünscht, Sie würden überhaupt nicht gehen. Helfen Sie ihrem Vorgesetzten, ihren Kollegen so gut wie möglich bei ihrem Wechsel, lernen Sie andere an und dokumentieren Sie ihre Arbeitsschritte. Schwärmen Sie nicht groß von ihrem neuen Job, lästern Sie nicht über den alten Arbeitgeber und versprechen Sie Kollegen nicht, Sie zur neuen Firma nachzuholen.
Ihr Auftreten sollte signalisieren, dass der alte Arbeitsplatz - auch wenn Sie ihn bald verlassen - immer noch ein toller Ort zum Arbeiten ist. Zum Abschied schicken Sie ihren Kollegen eine nette "danke für die gemeinsamen Erlebnisse"-Mail und verlassen ihren Arbeitsplatz ordentlich aufgeräumt. So gehen Sie mit Würde und Respekt.