Ausblick bis 2025

So schlägt sich SAP im Cloud-Geschäft

24.01.2023
SAP legt an diesem Donnerstag die Zahlen für das vierte Quartal und den Ausblick für das neue Jahr vor.
SAP-Chef Christian Klein hat sich vorgenommen, das Unternehmen mittels des unter seiner Regie ersonnenen Produktbündels "Rise" stärker auf die Cloud-Software zur Nutzung über das Netz auszurichten.
Foto: SAP

Nach einer längeren Durststrecke mit Ergebnisrückgang wegen hoher Investitionen in das Cloud-Angebot - und zuletzt auch wegen des Krieges von Russland gegen die Ukraine - soll sich bei den Walldorfern nun wieder das Blatt wenden. Für das neue Jahr hat das Management um Christian Klein schon eine prozentual zweistellige Steigerung des operativen Ergebnisses in Aussicht gestellt.

Noch-Finanzchef Luka Mucic wollte den Investoren zudem bereits für das Schlussquartal 2022 wieder anziehende Ergebnisse präsentieren. Ob die weltweite Konjunkturschwäche und in der Folge die Sparsamkeit von Kunden bei ihren IT-Budgets die Pläne noch durchkreuzen, dazu erhoffen sich Anleger vom Management zur Zahlenvorlage Antworten.

Seit Klein im Herbst 2020 die damaligen ambitionierten Mittelfristaussichten bei der Marge dem stärkeren Cloud-Wachstum geopfert hat, lief es bei der Profitabilität nicht mehr rund. Im abgelaufenen Jahr stand zuletzt ein währungsbereinigter Rückgang des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern um vier bis acht Prozent zu erwarten. Und das, während der Cloud-Erlös um währungsbereinigt 23 bis 26 Prozent zulegen und der gesamte Produktumsatz um vier bis sechs Prozent wachsen sollten. Beim freien Barmittelzufluss (Free Cashflow) ging das Management von einem Rückgang auf rund 4,5 Milliarden Euro aus (VJ: 5,0).

S/4 Hana

Klein hat sich vorgenommen, das Unternehmen mittels des unter seiner Regie ersonnenen Produktbündels "Rise" stärker auf die Cloud-Software zur Nutzung über das Netz auszurichten - was in der Branche mittlerweile ohnehin Standard ist. Dazu muss die SAP-Kundschaft aber das Kernprodukt S/4 Hana zur Unternehmenssteuerung auch in der Cloud-Version bestellen und nutzen.

Nur so dürfte der Cloud-Umsatz insgesamt bis 2025 wie bisher veranschlagt auf über 22 Milliarden Euro klettern (2021: 9,4 Mrd) - und mit ihm der Gesamterlös auf über 36 Milliarden Euro (2021: 27,8). Das operative Ergebnis soll dann mehr als 11,5 Milliarden Euro betragen (2021: 8,2) - anvisiert ist also eine operative Marge von rund 32 Prozent und damit deutlich mehr als zuletzt. Klein und Mucic haben zudem bereits eine Erhöhung der Umsatz- und Ergebnisziele angekündigt. Ob es nun mit den Jahreszahlen dazu kommt, darf aber bezweifelt werden. Schließlich übernimmt im März Dominik Asam das Finanzressort in Walldorf von Mucic. Plausibel wäre, dass die Formulierung neuer Ziele ihm überlassen wird.

Damit rechnen Analysten

Gemäß dem vom Unternehmen in Auftrag gegebenen Stimmungsbild von Analysten dürfte das bereinigte operative Ergebnis im vierten Quartal um fast vier Prozent auf 2,56 Milliarden Euro gestiegen sein. Im Gesamtjahr rechnen die Experten mit einem Rückgang um knapp drei Prozent. Dabei hat der zeitweise sehr schwache Euro im vergangenen Jahr noch gestützt.

Der Cloud-Umsatz sollte im vierten Quartal laut den 20 befragten Experten um rund ein Drittel auf 3,5 Milliarden Euro gestiegen sein. Das dürfte trotz des schwächelnden Lizenzsoftwaregeschäfts für ein Umsatzplus von insgesamt über sieben Prozent auf 8,56 Milliarden Euro geführt haben. Unter dem Strich blieb mit 845 Millionen Euro Nettogewinn wohl deutlich weniger übrig als die 1,45 Milliarden im Vorjahresquartal.

Für dieses Jahr veranschlagen die Fachleute einen Anstieg des Cloud-Umsatzes um fast ein Viertel auf 15,8 Milliarden Euro. Der Produkterlös könnte demnach um knapp acht Prozent auf 28,7 Milliarden Euro zulegen. Das bereinigte operative Ergebnis würde den Schätzungen zufolge um rund zwölf Prozent auf knapp neun Milliarden Euro wachsen.

Ausblick auf 2025

Für 2025 liegen die Erwartungen am Markt im Schnitt bereits deutlich höher als der bisherige Ausblick von SAP, nämlich bei über 39 Milliarden Euro Gesamtumsatz, davon 23,6 Milliarden aus der Cloud. Das bereinigte Betriebsergebnis würde demnach gut 11,7 Milliarden Euro erreichen.

Für Baader-Bank-Analyst Knut Woller befindet sich die Trendwende bei Umsatz und Ergebnis in Sichtweite, wie er jüngst schrieb. Die Resultate von US-Erzrivale Oracle zum zweiten Quartal deuteten an, dass die Ausgaben für Software zur Unternehmenssteuerung sich trotz der wirtschaftlichen Probleme gut gehalten hätten.

Goldman-Sachs-Experte Mohammed Moawalla erwartet für das abgelaufene vierte Quartal Zahlen im Rahmen der Erwartungen - auch dank des Auskehrens von IT-Budgets seitens der Kunden. 2023 sollte SAP von der Widerstandsfähigkeit der Cloud-Erlöse sowie einer flexiblen Kostenbasis profitieren. Jefferies-Fachmann Charles Brennan hingegen ist skeptischer für das laufende Jahr: Die Markterwartungen an die Gewinne 2023 seien noch zu hoch und dürften fallen. SAP sei damit ein weniger defensiver Wert als von Investoren angenommen. (dpa/rs)