Kristallkugeln sind bekanntlich fehlbar. Dennoch haben wir gemeinsam mit einigen IT-Futuristen eruiert, welche wesentlichen Veränderungen in den nächsten fünf Jahren auf IT-Profis, beziehungsweise ihre Rolle(n) im Unternehmen zukommen werden.
1. Automatisierte IT-Produktivität
Die Experten gehen davon aus, dass IT-Jobs in den kommenden fünf Jahren zunehmend automatisiert werden. Das soll sich dabei nicht nur auf allgemeine Arbeitsplatzoptimierungen beziehen, sondern in allen Bereichen - insbesondere der Softwareentwicklung. Im Ergebnis werden IT-Prozesse rationalisiert, während die Produktivität der IT steigt.
"IT-Manager haben ihre Unternehmen in den letzten drei Jahren durch immense Veränderungen geführt. Das wird in den nächsten fünf Jahren ein noch komplexeres Thema werden", befürchtet Saket Srivastava, CIO bei Asana. "Unternehmen sehen sich mit einem Mangel an Ressourcen und Talenten konfrontiert, daher brauchen wir Automatisierung, um einfache, repetitive Low-Level-Tasks zu automatisieren - und dafür zu sorgen, dass sich die Profis den wirklich wichtigen Projekten widmen können."
Jim Flanagan, CIO bei Hanscom Federal Credit Union, prophezeiht, dass Natural Language Processing (NLP) in Kombination mit Automatisierung den IT'lern das Leben leichter machen wird: "NLP ist in der Lage, Absicht, Kontext und Mehrdeutigkeit in geschriebenem Text und Sprache zu erkennen. Das wird dafür sorgen, dass unsere Kalender Arbeitstage automatisiert auf der Grundlage von Variablen wie Dead- und Timelines planen. Unsere E-Mail-Posteingänge werden die Stimmung des Absenders analysieren, um besonders dringende Nachrichten zu priorisieren und KI-gesteuerte "Nicht stören"-Funktionen werden gewährleisten, dass wir uns konzentrieren können, wenn wir es müssen."
2. IT-Wertsteigerung durch KI
Eine glänzende Zujunft für Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz sieht auch Mike Hendrickson, Vice President of Tech and Dev Products bei Skillsoft, - allerdings nicht ohne menschliche Komponente: "Weil KI immer mehr Aufgaben übernimmt, werden menschliche Skills wichtiger denn je - insbesondere, wenn es um die Fehlersuche in automatisierten Prozessen geht."
Das sieht Kim Huffman, CIO von TripActions, ähnlich - sie geht davon aus, dass Mitarbeiter im IT-Support in Zukunft mehr Zeit für persönliche Interaktionen haben werden: "KI wird zunehmend in der Softwareentwicklung und beim Testing eine Rolle spielen. Dadurch verschiebt sich die Rolle der Support-Mitarbeiter hin zu höherwertigen Aufgaben."
Mike Bechtel, Chief Futurist bei Deloitte Consulting, gibt dabei zu bedenken, dass der Einsatz von KI, um IT Operations und Mitarbeiterproduktivität zu optimieren, ein neues Maß an Vertrauen in die Technologie erfordert: "Um dieses Vertrauen aufzubauen, müssen KI-Algorithmen sichtbar, überprüfbar und erklärbar sein. Das bedeutet, auch die Mitarbeiter bei der KI-Entwicklung einzubeziehen. Nur dann lassen sich Wettbewerbsvorteile erzielen."
Michael Gibbs, CEO und Gründer von Go Cloud Careers, geht davon aus, dass der zunehmende KI-Einsatz IT-Fachleute unter Druck setzen wird, an sich, beziehungsweise an ihren Skills zu arbeiten: "Weil Künstliche Intelligenz viele praktische Tasks im technischen Bereich übernehmen wird, sollten IT-Fachkräfte ihren Geschäftssinn, ihre Führungsqualitäten, ihre Kommunikationsfähigkeiten, ihre emotionale Intelligenz und ihre Architekturkenntnisse verbessern. Die neue IT-Welt braucht Profis mit umfassender Architekturerfahrung, die die neuen Technologien miteinander verknüpfen können, um die Business Performance zu maximieren."
3. Kompetenzbasierte Teams
Wo wir gerade bei Skills sind: Einer aktuellen Deloitte-Studie zufolge werden Unternehmen in den nächsten Jahren vor allem Flexibilität anstreben - und deshalb vor allem nach den richtigen Fähigkeiten Ausschau halten.
Chief Futurist Bechtel verweist an dieser Stelle auf das Beispiel Mercedes-Benz. Der Konzern habe einige seiner IT-Talente in 'Capability Sets' organisiert, um bei der Zuweisung von Mitarbeitern für neue Rollen oder Projekte flexibler zu sein: "Die Ergebnisse sprechen für sich selbst: Unternehmen, die sich an Skills orientieren, können Talente mit einer Wahrscheinlichkeit von einhundert Prozent effektiver einsetzen - und halten mit einer Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent ihre Leistungsträger."
IT-Profis, die dazu neigen, alle paar Jahre den Job zu wechseln, könnten nach Meinung des Deloitte-Managers genau das sein, was Unternehmen in Zukunft suchen: "Wir könnten eine Veränderung der Art und Weise erleben, wie Unternehmen über langfristige Karrieren denken. Diejenigen, die der Zeit voraus sind, nutzen schon jetzt Crowdsourcing-Talente, um Lücken zu füllen und ihre internen Ressourcen für anspruchsvolle und interessante Tasks einzusetzen. Diesem Ansatz werden künftig mehr Unternehmen folgen - gelangweilte IT-Profis gehören dann hoffentlich irgendwann der Vergangenheit an."
4. Next-Level-Remote-Arbeit
Die Pandemie hat die Entwicklung von Remote- und Hybrid-Teams beschleunigt, und dieser Trend wird sich laut Bechtel auch in Zukunft fortsetzen. Davon würden auch die Unternehmen profitieren, denen dank Remote-Arbeit ein weltweiter Talente-Pool offenstünde: "Angesichts des Tempos der digitalen Transformation stellen Unternehmen höhere Anforderungen an ihre Technologie-Teams. Viele Mitarbeiter aus dem Technologiebereich haben sich dafür entschieden, von zu Hause aus zu arbeiten, was zu einer flexibleren Belegschaft führt. In der Tat planen 85 Prozent der IT-Abteilungen, in Zukunft hybrid oder vollständig remote zu arbeiten."
Aref Matin, CTO von Wiley, geht davon aus, dass immer ausgefeiltere Remote-Work-Möglichkeiten die Collaboration in den kommenden Jahren drastisch verbessern wird: "Virtuelles und hybrides Arbeiten werden sich durchsetzen. Aus kultureller Sicht ist der schnellste Weg, ganze Teams zu entmutigen, sie in ein Silo zu stecken. Ich hoffe, dass virtuelle Arbeitsumgebungen den Führungskräften dieser Welt nicht nur den Nutzen, sondern auch die Notwendigkeit einer besseren Verbindung zwischen dem täglichen Doing und den Geschäftsergebnissen aufgezeigt haben."
Auch wenn die Auswirkungen dieser Trends auf die IT-Gehälter schwierig einzuschätzen sind, prophezeiht Skillsoft-Manager Hendrickson, dass die Kombination von Künstlicher Intelligenz und Remote-Arbeit zusätzliches Budget für IT-Fachkräfte freischaufeln wird: "Die Zeiten des physischen Monitorings sind vorbei - fast alles kann heute remote erledigt werden. Und weil Cloud Services die Zukunft der technischen Infrastruktur darstellen, wird es - zumindest aus dieser Perspektive - immer unnötiger, ein Büro aufzusuchen. Statt in Immobilien zu investieren, können Unternehmen ihr Geld in Talenten, F&E und Karriereentwicklung sinnvoller anlegen." (fm)
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.