Was können Digitale Experten und wie ticken sie - diese Fragen will die Boston Consulting Group (BCG) in einer Studie klären. Basis sind Angaben von knapp 27.000 Professionals weltweit. Die BCG ordnet sie als Digitale Talente ein, weil sie über folgende acht Fähigkeiten verfügen: Data Mining/Engineering/Analytics, Programmieren und Web-Entwicklung (einschließlich Front- und Backend-Entwicklung), Digitales Marketing (einschließlich Influencer-Marketing und Marketing Analytics), Digital Design (einschließlich User Experience- und Schnittstellen-Design), Entwicklung mobiler Anwendungen, Künstliche Intelligenz (einschließlich Machine Learning) sowie Agiles Arbeiten und Robotics/Automatisierung.
Die BCG skizziert anhand verschiedener Charakteristika ein Bild aus diesen 27.000 Digital Experts. 68 Prozent von ihnen sind männlich, 30 Prozent weiblich. Die verbleibenden zwei Prozent wollen dazu keine Angabe machen. Jeweils 38 Prozent verfügen über einen Bachelor oder einen Master. Vier Prozent sind promoviert. Die Mehrheit trägt eine gewisse Verantwortung als Manager. Im Einzelnen: neun Prozent sind Eigentümer oder Senior Manager. Insgesamt 21 Prozent arbeiten im mittleren, 29 Prozent im unteren Management.
Die Boston Consulting Group vergleicht Ziele und Vorlieben dieser Digital-Experten mit Nonexperts. Diesem Vergleich liegen insgesamt Angaben von mehr als 366.000 Umfrage-Teilnehmern zugrunde. Es zeigt sich, dass Digitale Talente überdurchschnittlich stark bereit sind, für die Karriere umzuziehen. Das gilt insbesondere für Befragte aus Schwellenländern. Am liebsten würden die Studienteilnehmer in den USA, Deutschland und Kanada arbeiten. Wird allerdings nach Städten gefragt, nicht nach Ländern, führt London vor New York, Berlin, Amsterdam und Abu Dhabi. London gilt nach Beobachtung der BCG als "die" Stadt für international tätige Professionals.
Berufliche Selbstständigkeit als Alternative
Ein genauerer Blick auf die Herkunftsländer der Digital Experts zeigt, dass insbesondere Inder und Brasilianer migrationswillig sind. Insgesamt 75 Prozent von ihnen würden in ein anderes Land ziehen. Unter den Chinesen sind es dagegen nur 38 Prozent.
Es sei eine weit verbreitete Vorstellung, dass Digitale Talente vor allem in Startups zu finden sind, schreibt die BCG. Diese Vorstellung ist laut dieser Befragung allerdings falsch. Die Studienteilnehmer wollen vor allem in großen Unternehmen arbeiten. Bevorzugte Alternativen dazu sind die Selbstständigkeit und das Arbeiten in einem kleineren oder mittelständischen Unternehmen, erst danach kommt das Startup in Frage.
Unternehmen, die sich um solche Fachkräfte bemühen, müssen ihnen vor allem eine gute Work-Life-Balance bieten. Weiter legen sie Wert auf die Möglichkeit, zu lernen, und auf gute Entwicklungsperspektiven. Ein guter Draht zu den Kollegen und schließlich das Gehalt runden die fünf wichtigsten Job-Kriterien ab.
Weil Künstliche Intelligenz (oder AI für Englisch Artificial Intelligence) eine besonders stark nachgefragte Kompetenz darstellt, hat sich die BCG die 3.666 KI-Spezialisten unter den Digitalen Talenten gesondert angesehen. Sie weisen einige Besonderheiten auf. Beispielsweise sind sie eher bereit, für ein Startup tätig zu werden, diese Unternehmensform rangiert bei ihnen auf Platz drei (nach Großunternehmen und Selbstständigkeit). Lernmöglichkeiten sind ihnen im Job wichtiger als die gute Work-Life-Balance und sie sind noch stärker bereit, für den Job das Land zu wechseln.
Die Boston Consulting Group sieht nicht nur einzelne Unternehmen, sondern auch die Regierungen der Länder gefordert, die richtigen Bedingungen für Digitale Experten zu schaffen. Diese wissen, dass sie gefragt sind.