Über den Wolken scheint zwar öfter mal die Sonne, darunter geht’s aber mitunter recht stürmisch und bei Zeiten auch ziemlich unheilvoll zu. Diese Aussage lässt sich ohne Probleme auch auf Cloud Computing übertragen. Auf der Sonnenseite steht eine Vielzahl von Benefits, wie erhöhte Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit. Die andere, dunkle Seite der Cloud, hat es aber auch in sich: Schon ein einziger Fehler, ein übersehenes Detail, eine Fehlkalkulation, kann zur Business-Katastrophe führen.
Wenn Sie also auf eine Cloud-Transformation Wert legen, die einen Benefit-Regen auf Ihr Unternehmen niederprasseln lässt, statt rote Tinte und gerichtliche Klagen, sollten Sie die folgenden zehn Fehler in Zusammenhang mit der Cloud um jeden Preis vermeiden.
1. Cloud-Migration ohne Plan und Strategie
Es ist kinderleicht in der Cloud Infrastruktur-Ressourcen bereit zu stellen. Genauso leicht ist es aber, durch unbeabsichtigte Policy, Security- und Kostenprobleme den Überblick zu verlieren. Deswegen sind Governance und Planung an dieser Stelle essenziell, wie Chris Hansen vom Beratungsunternehmen SPR Consulting weiß: "Gehen Sie kleine Schritte und lassen Sie sich von Automatisierungs-Tools unterstützen. So können sie die drei kritischen Governance-Bereiche - Monitoring, Security und Finanzen - abdecken und sind bei Problemen in der Lage, schnell und adäquat zu reagieren.
Ein weiterer Fehler, der damit in direktem Zusammenhang steht, ist das Unwissen darüber, wer im Unternehmen eigentlich für spezifische Cloud-Aufgaben zuständig ist - etwa Security, Backups oder Business Continuity. "Wenn etwas schiefgeht und diese Dinge nicht abgeklärt wurden, können für Unternehmen harte Zeiten anbrechen", so Robert Wood, Chief Security Officer beim Security-Anbieter SourceClear.
2. "Alles kann in die Cloud"
Auch wenn im Laufe der letzten Jahre entscheidene Fortschritte erzielt wurden, sind viele Applikationen noch nicht "Cloud-ready".
"Wenn ein Unternehmen Dinge in die Cloud verlagert, die noch nicht ausgereift sind oder deren Integration mit Legacy-Anwendungen sich zu komplex gestaltet, können darunter die Performance, die User Experience und das User Engagement leiden", merkt Joe Grover, Partner bei LiquidHub, an.
Sein Ratschlag: "Nehmen Sie sich die Zeit die nötig ist, um herauszufinden, was Sie mit Ihrer Cloud-Initiative erreichen möchten. Anschließend sollten Sie sicherstellen, dass Sie das was Sie wollen auch bekommen."
3. Die Cloud als On-Premise Data Center betrachten
Viele Unternehmen machen diesen kostspieligen Fehler. Wohin das führt, weiß Dennis Allio von Workstate: "Wenn Sie diesen Weg beschreiten, wird sich Ihre Firma am Ende nur noch mit Dingen wie TCO-Analysen beschäftigen, wenn es um die Entscheidung über die Migration geht. Cloud Services können zwar dramatische Kostenreduzierungen bringen, erfordern aber auch eine ganz andere Art des Ressourcen-Managements. Wenn das nicht der Fall ist, verschwenden Sie eher Geld als zu sparen."
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4. "Der Provider kümmert sich schon"
"Die großen Cloud-Provider eröffnen jedem Kunden, egal wie groß er ist, die betrieblichen Möglichkeiten einer 'Fortune-500-IT-Abteilung'". Das meint Berater und Autor Jon-Michael C. Brook, der derzeit zudem Co-Vorsitzender der CSA Cloud Security Working Group ist.
Basierend auf dem "Modell der gemeinsamen Verantwortung" sind die Cloud-Anbieter nur für das verantwortlich, was auch in ihrer Kontrolle liegt. Und das sind in erster Linie die Infrastruktur-Komponenten. Viele wichtige Aufgaben wie zum Beispiel die Ausrollung, Instandhaltung oder Durchsetzung von Security-Maßnahmen liegen in der Verantwortung des Kunden.
"Nehmen Sie sich vorab die Zeit und beschäftigen Sie sich mit Best Practices für die Cloud, in die Sie migrieren wollen. Beachten Sie dabei, wie die Cloud-Systeme aufgebaut sind und nehmen Sie Ihre Verantwortlichkeiten ernst", lautet daher der Rat von Cloud-Experte Brook.
5. Das "Lift and Shift"-Prinzip propagieren
Wenn sowohl Strategie als auch System-Architektur von schlechten Entscheidungen geprägt sind, lösen sich die Kostenvorteile der Cloud schnell in Dunst auf. Der "Lift and Shift"-Ansatz bezeichnet eine Form der Cloud-Migration, die dadurch vollzogen wird, dass virtualisierte Abbildungen von existierenden On-Premise-Systemen in die Infrastruktur eines Cloud-Providers geladen wird.
Das ist dann zwar relativ einfach zu managen, aber möglicherweise nicht kosteneffizient und noch dazu auf lange Sicht risikobehaftet, wie Brook erklärt: "Dieser Ansatz ignoriert die Skalierbarkeit der Cloud. Es mag Systeme geben, bei denen eine exakte Kopie ausreichend ist - aber eine komplette Enterprise-Architektur in die Cloud zu hieven wäre nicht nur sehr kostenintensiv, sondern auch ineffizient. Investieren Sie die Zeit und bringen Sie Ihre Architektur für die Cloud in Form - es wird sich auszahlen."
6. Auf Performance-Monitoring verzichten
Sie suchen nach einem Weg, möglichst schnell möglichst viel Kapital zu verbrennen? Dann verzichten Sie einfach darauf, zu überprüfen ob Ihre Cloud-Services die Erwartungen in Sachen Performanz erfüllen.
Rhand Leal ist Securit-Analyst beim Beratungsunternehmen Advisera uns weiß, was zu tun ist: "Ein Unternehmen sollte seine KPIs regelmäßig auf den Prüfstand stellen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um existierende oder künftige Abweichungen vom geplanten Ergebnis zu vermeiden."
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7. "Mein IT-Team ist sofort bereit für die Cloud"
Microsoft Azure, Amazon Web Services und alle anderen Cloud-Plattformen haben nichts mehr mit den flachen Inhouse-Netzwerken vergangener Tage gemein, die von "fast Jedem, sogar dem Neffen des CEO" gemanagt werden konnten, wie Chris Vickery, Director beim Cyberrisk-Spezialisten UpGuard, meint. "Wenn kein Budget da ist, um einen Spezialisten für Cloud-Administration zu verpflichten", so Vickery weiter, "dann sollte ein nicht unerheblicher Zeitrahmen für die Weiterbildung der IT-Mitarbeiter eingeplant werden. Und zwar bevor auch nur ein Bit in die Cloud wandert."
8. Blindes Vertrauen in automatisierte Scripts
Ein wesentlicher Vorteil beim Umzug in eine cloud-basierte Umgebung ist die automatisierte Bereitstellung von IT-Ressourcen. "Größtenteils profitieren Unternehmen von jeder Art der Automatisierung", ist sich David R. Lee, COO bei der Beratungsfirma The Kastling Group, sicher. "Automatisierte Prozesse die schlecht aufgesetzt, zu komplex oder nicht ausreichend dokumentiert sind, können zu erheblichen Ausfallzeiten führen, was sich signifikant auf die kritischen Geschäftsprozesse auswirken wird."
Und was tut man dagegen? Auch darauf hat Lee eine Antwort: "Automatisierte Tests für automatisierte Scripts in einer kontrollierten Umgebung und Automation-Recovery-Training helfen, diese Risiken zu umgehen."
9. "Security ist nicht länger mein Problem"
"Cloud-Services bieten ganz allgemein ein großartiges Security-Niveau. Weil sie mit allen möglichen Unternehmen kooperieren, befassen sich die Cloud-Anbieter auch mit Security-Problemen und -Lösungen, die Ihr Unternehmen niemals betreffen werden", meint Dennis Allio.
Dennoch: Cloud Provider nehmen keine Korrekturen an schlechtem System-Management ihrer Kunden vor. Genauso wenig, wie sie fragile Entwicklungsprozesse oder laxe Security-Policies auf Vordermann bringen. "Das ist Ihr Job", appelliert Allio und verweist auf den Fall Equifax. Die veraltete Software eines Webservers war dort der wesentliche Schwachpunkt. "Wenn Equifax seine Applikation auf einen Managed Cloud Service migriert hätte, wären die Patches automatisch aufgespielt worden und der Breach hätte nicht stattgefunden. Wenn Cloud Services fehlerhaft implementiert werden, kann das die Entstehung von Sicherheitslücken begünstigen."
10. Disaster-Recovery-Planning in den Wind schießen
Auch die großen Cloud-Anbieter sind vor Ausfallzeiten nicht hundertprozentig sicher - auch wenn die Zuverlässigkeit der Infrastruktur und Services sich in der Regel auf einem sehr hohen Level bewegt.
"Wenn Sie geschäftskritische Prozesse in der Cloud laufen lassen, sollten Sie auf ‚Downtimes‘ vorbereitet sein", warnt Tim Platt vom IT-Beratungsunternehmen Virtual Operations. "Auch in der Cloud kann es zu Ausfällen kommen. Bei Amazon S3 gab es beispielsweise im Februar 2017 einen größeren Ausfall - verursacht durch einen Tippfehler. Der hatte Auswirkungen auf alle anderen Amazon-Services und auf Provider, die ihre Services dort gehostet hatten."
Viele Provider bieten Funktionalitäten wie automatisierte Backups und Recovery-Optionen an. "Das sollten Sie aber keinesfalls als Garant für absolute Sicherheit sehen", meint Platt. "Was würde passieren, wenn kriminelle Hacker oder ein verärgerter Admin kritische Daten löschen? Wie würden Sie diese wiederherstellen? Gibt es angemessene Backup-Mechanismen? Alle Fragestellungen, die Sie sich bei On-Premise-Systemen vor Augen führen sollten, gelten auch für Cloud-basierte Systeme."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation CIO.