IT-Recycling

So verwenden Sie Ihren PC-Oldie clever

18.02.2011 von Loyd Case
Nur weil Sie sich einen neuen PC gekauft haben, bedeutet es nicht, dass Sie Ihren alten Rechner wegwerfen müssen. So können Sie den Veteranen wiederverwerten.
Der neue Desktop-PC ist bereits da? Wir sagen Ihnen, was sie mit Ihrem alten Rechner machen können.
Foto: rgbspace - Fotolia.com

Sie haben sich einen neuen PC gekauft. Er hat natürlich eine Unmenge an Festplattenspeicher, mehrere Prozessorkerne, ist schnell und besitzt eine moderne Grafikkarte. Nun wurde Ihr alter Computer in die Ecke gestellt. Doch zu Unrecht.

Denn alles in allem ist der PC noch vollkommen funktionstüchtig. Sie können noch einige Dinge mit ihrem alten PC anstellen, statt ihn nur recyceln zu lassen. Im Folgenden stellen wir Ihnen mehrere alternative Einsatzmöglichkeiten für Ihren ausgedienten PC vor.

1. Wandeln Sie den PC in einen Heim-Server um

Wenn Sie zu Hause ein Heim-Netzwerk haben und mehrere Nutzer, Sie, Ihr Partner oder Partnerin und Ihre Kinder, darauf zugreifen, dann könnten Sie den Computer als zusätzlichen Speicher oder sogar als Server verwenden.

Natürlich reicht es nicht aus, den alten PC an das Netzwerk anzuschließen. Die meisten Desktop-Computer sind nicht dafür konzipiert als effektive Speicher oder Server zu fungieren. Zunächst ist der Stromverbrauch der meisten PCs unverhältnismäßig hoch. Deswegen sollten Sie das BIOS Power-Management umschalten und die Kühlung im Minimalmodus laufen lassen, vorausgesetzt es gibt diese Option. Desweiteren sollten Sie das Betriebssystem anpassen, sodass es sich nicht nach einer gewissen Zeit automatisch abschaltet. Trotzdem sollten Sie die Leistungsaufnahme-Optionen so einstellen, dass möglichst wenig Strom vom Alt-PC verpulvert wird.

Behalten Sie im Hinterkopf, dass Sie Ihren Server wahrscheinlich "kopflos" (das heißt ohne Monitor) und ohne Tastatur und Maus laufen lassen werden. Zwar benötigen Sie für die anfänglichen Einstellungen einen Monitor und die Eingabegeräte, aber der PC sollte danach auch ohne diese Geräte fehlerfrei funktionieren. Beispielsweise kommt es bei alten Rechnern häufig vor, dass ein geplanter Neustart hängt, nur weil dem Computer die Tastatur fehlt ist. Das ist dann, gelinde gesagt, nervig.

Desweiteren sind ältere Betriebssysteme nicht sehr gut für Speicheranwendungen, insbesondere für mehrere Nutzer, geeignet. Während Windows XP, Vista oder Windows 7 gut als Speicherablage für mehrere Nutzer genutzt werden können, müssen Sie jedoch Zeit investieren, um mehrere Benutzerkonten einzurichten. Jede Person, die Zugriff haben möchte benötigt dann noch ein eigenes Konto. In manchen Fällen ist es sinnvoll die Speicherkapazität der einzelnen Konten zu limitieren.

Deswegen wäre es besser, wenn Sie direkt ein vernünftiges Netzwerkbetriebssystem, wie beispielsweise Windows Home Server, installieren. Jedoch kostet die Lizenz etwa 100 Euro und das Betriebssystem wird wahrscheinlich auf neuerer Hardware besser laufen. Eine gute Alternative dazu bietet FreeNAS.

Wie der Name es bereits vermuten lässt, handelt es sich bei FreeNAS um eine Open-Source Software, welche einen PC in einen, am Netzwerk angeschlossenen, Speicher umwandelt. Das Programm basiert auf einer UNIX variante namens FreeBSD. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie auf ein Ihnen unbekanntes Betriebssystem umsteigen wollen, so können Sie FreeNAS auch als Live-CD herunterladen. Bei einer Live-CD handelt es sich um eine ISO-Datei, von der aus gebootet werden kann, wenn die ISO-Datei auf CD gebrannt wurde. So ist es möglich das Betriebssystem nur über den Arbeitsspeicher auszuprobieren. Sie können Ihr altes Betriebssystem so lange behalten, bis Sie feststellen, ob FreeNAS Ihren Wünschen entspricht oder nicht.

2. Spenden Sie den PC einer Schule

Wenn Ihr PC nicht zu alt ist, dann können Sie in Erwägung ziehen den Computer einer Schule oder einer anderen Kindertageseinrichtung zu spenden. Im schlimmsten Fall landet der PC in einem Computerlabor und wird als Testobjekt verwendet und von Jugendlichen auseinander- und wieder zusammengeschraubt. Alternativ könnte der PC von einer Computer-AG auseinandergebaut werden, um die alten Teile als Ersatzteile für andere PCs zu verwenden. Dies ist jedoch relativ selten der Fall, da die Leute vor gebrauchten Computerteilen zurückschrecken, da nicht bekannt ist, wie abgenutzt diese sind.

Wenn Sie Ihren PC einer Kindertageseinrichtung schenken, dann ziehen Sie in Erwägung, zusätzlich günstige Lernsoftware zu kaufen und zu installieren, bevor Sie Ihr Gerät übergeben. Zudem sollten Sie, wie auch vor dem Verkauf Ihres PC, bei der Weitergabe Ihre gesamte Software und Dateien vom alten Rechner entfernen. Dadurch verhindern Sie, dass nicht autorisierte Leute Zugriff darauf erhalten. Außerdem müssen Sie sicherstellen, dass Sie die Lizenzinformationen von den zusätzlich installierten Programmen weitergeben.

3. Wandeln Sie den Rechner in eine Experimentierbox

Über Linux haben Sie bereits einiges gehört und Sie würden es gerne mal ausprobieren, aber Sie scheuen sich davor zurück, zwei parallel installierte Betriebssysteme auf Ihrem Haupt-PC laufen zu lassen? Bei dem alten PC können Sie nach Herzenslust mit Linux experimentieren.

Probieren Sie beispielsweise Ubuntu, eine attraktive Linux-Distribution, die von ihren Anwendern hoch gelobt wird. Das Tolle an Linux ist die eingebaute Installationshilfe für ältere Hardware, sodass auch ältere Systeme keine Probleme mit Linux haben sollten. Tatsächlich ist die Installation von Ubuntu einfacher als eine Windowsinstallation. Und es gibt haufenweise Gratis-Software für Linux, die nur darauf wartet von Ihnen ausprobiert zu werden.

Wenn Sie der Meinung sind technisch sehr versiert zu sein und gerne herumbasteln, dann könnten Sie versuchen einen Hackintosh, einen Nicht-Apple-PC auf dem MacOS X läuft, zu kreieren. Diese Eigenvariante ist jedoch mit erheblichem Aufwand verbunden. Die Hauptwebseite von Hackintosh ist ein guter Ausgangspunkt für diesen Versuch. Und ganz nebenbei werden Sie noch ein paar Euro für eine legale Version von MacOS X ausgeben müssen.

Ein weiteres Experimentierfeld bieten ein paar echte UNIX-basierte Betriebssysteme, angefangen von FreeBSD oder PC-BSD (welches auf der Berkeley UNIX-Version basiert) bis zu OpenSolaris, welches auf der Sun Microsystems-Version von UNIX basiert.

4. Verschenken Sie den PC an einen Verwandten

Viele Leute verschenken den Computer an Verwandte. Wenn beispielsweise Ihr Cousin nicht so hohe Computeransprüche hat, so können Sie Ihm den wenige Jahre alten PC guten Gewissens überlassen. Eventuell können Sie eine neuere Mittelklasse-Grafikkarte einbauen, damit der Rechner seinen Ansprüchen gerecht wird.

Üblicherweise sollten Sie den PC nicht an Ihre Kinder weitergeben, denn diese bevorzugen in der Regel einen Computer mit noch mehr Rechenleistung, als Sie es für das Arbeiten benötigen. Der Computer wird von den Kindern zum Computerspielen oder für komplexe Fotobearbeitung verwendet. Somit würden Sie Ihren Kindern mit dem alten Computer keinen großen Gefallen erweisen.

Jedoch gehen Sie mit der Weitergabe Ihres PCs an einen Verwandten das Risiko ein, die Ansprechperson für jegliche Computer-Fragen zu werden. Also seien Sie gewarnt: Geben Sie den PC an Freunde oder Bekannte, so wird Ihr Telefon nicht mehr still stehen.

Bevor Sie den Computer weitergeben, sollten Sie die Festplatte vollständig löschen und das Betriebssystem neu installieren. Wenn es sich bei dem alten PC um Massenware mit vorinstalliertem Betriebssystem handelt, dann können Sie das System in den Auslieferungszustand über eine Wiederherstellungs-Partition oder Wiederherstellungs-CD zurückstellen.

5. Unterstützen Sie dezentralisiertes Rechnen

Sie wollen etwas Gutes für die Menschheit tun? Wie wäre es, wenn Sie mit Ihrem alten PC eines der vielen verschiedenen öffentlichen, dezentralisierten Computerprojekte unterstützen würden?

Das vermutlich bekannteste Programm ist Folding@Home. Dieses Projekt nutzt die in der ganzen Welt zur Verfügung gestellte Rechenleistung um die Protein-Faltung zu erforschen. Mit diesem Projekt wollen Wissenschaftler besser verstehen, wie beispielsweise verschiedene Krankheiten agieren und reagieren. Wenn Ihr alter PC eine halbwegs neue Grafikkarte besitzt und die restliche Hardware auch in Ordnung ist, dann kann Ihr PC zusätzlich die Grafik-Rechenleistung für Folding@Home zur Verfügung stellen. Andere dezentralisierte Projekte sind:

SETI@Home: Sie nehmen an der Suche extraterrestrischer Intelligenz teil.

Die große Internetsuche nach Mersenne'schen Primzahlen hat sich als Ziel gesetzt neue Mersenne Primzahlen zu finden.

Viele weitere Projekte basieren auf "Berkley Open Infrastructure for Network Computing".

6. Nutzen Sie den PC als dezentralen Spiele-Server

Sie haben ein Lieblings-Mehrspielerspiel? Wenn dies der Fall ist, dann sollten Sie überprüfen, ob es möglich ist das Spiel auf einem lokalen Rechner zu hosten. Sie könnten Ihren alten PC in einen dezentralen Spiele-Server verwandeln. Die meisten Online-Mehrspielerspiele, unterstützen dezentrale Server.

Der Vorteil an dezentralen Spiele-Servern ist, dass sie wenig Rechenleistung benötigen, Sie selbst aber Kontrolle über die Server haben. Beispielsweise funktioniert ein Freelancer-Server auf einem alten Pentium 4 Notebook und unterstützt sogar bis zu acht aktive Benutzer ohne jegliche Leistungseinbußen.

7. Nutzen Sie den PC für Spiele-Klassiker

Die nächste Idee hat ein wenig mit der Verwendung des alten PCs als dezentraler Spiele-Server zu tun. Sie können den alten Rechner immer noch für Spiele-Klassiker verwenden. Sie könnten wieder ältere Betriebssysteme, wie beispielsweise Windows 98, darauf installieren, sodass alte Windows 95 und DOS-Spiele darauf laufen. Vorausgesetzt Sie besitzen noch einige dieser Klassiker. Jedoch sollten Sie wissen, dass der Wechsel des Betriebssystems nicht mehr so notwendig ist, wie es früher einmal der Fall war. Onlinevertreiber wie Steam und Impulse bieten ältere Spiele neu-programmierte Spiele an, die auch auf neueren Betriebssystemen problemlos funktionieren. Desweiteren gibt es DOSBox, welches eine DOS-Umgebung emuliert, sodass Ihre alten Spiele laufen.

Die vermutlich vollständigste Webseite für ältere PC-Spiele ist „Good Old Games". GoG, wie der Vertreiber auch häufig genannt wird, bietet eine große Anzahl an älteren Titeln, die alle unter neuen Betriebssystemen laufen. Also wenn Sie schon immer mal „Planescape: Torment" spielen wollten, so ist dies die Gelegenheit.

Wenn Sie es wirklich altmodisch mögen, so sollten Sie „MAME" (Multiple Arcade Machine Emulator) installieren. Mit diesem Programm können Sie ältere Arcade-Spiele und andere Spiele, die für alte Spielekonsolen programmiert wurden, spielen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass Sie Zugang zu ROM- oder vergleichbaren Dateien haben, um diese Spiele zu spielen. MAME kann zu einem echten Zeitfresser werden, wenn auch zu einem sehr spaßigen, also seien Sie gewarnt!

8. Machen Sie aus Ihrem alten PC einen zweiten Rechenserver

Wenn Sie Computergrafiken erstellen und Programme wie 3dsmax, Adobe After Effects oder Sony Vegas verwenden, dann kann ein zweiter Rechner die Dauer für die Vollendung eines komplexen Projektes verkürzen.

Jedes Programm geht ein klein wenig anders mit distributed rendering um, sodass Sie Ihre Anleitung zu Rate ziehen sollten. Typischerweise müssen Sie eine kleine Applikation auf dem zweiten Rendering-System installieren, welches dann Daten und Kommandos des Primärsystems entgegennimmt und zurückgibt. Das Hauptprogramm auf Ihrem Computer oder ein separates Programm überwacht das Rendering über das gesamte Netzwerk.

9. Verwenden Sie Ihren Oldie als "Wohnzimmer-Rechner"

Immer mehr Menschen haben einen kleinen Computer im Wohnzimmer und nutzen diesen um mal eben im Internet zu surfen, oder die E-Mails zu überprüfen. Manchmal nutzen sogar die Kinder den Rechner um darauf die Hausaufgaben zu erledigen, weil sie nicht länger allein in ihrem Zimmer sitzen wollen. Wenn Sie eine Netzwerkfestplatte im Haus installiert haben, so kann jeder aus dem Wohnzimmer auf die Daten zugreifen, die benötigt werden. Dann ist es egal, ob vom eigenen Computer oder dem Gemeinschaftsrechner.

Wenn Sie einen Gemeinschaftsrechner einrichten wollen, dann möchten Sie wahrscheinlich auch mehrere Benutzerkonten einrichten. Meist ist das jedoch eigentlich nicht notwendig. Da der Rechner gemeinschaftlich genutzt wird, kommt in der Regel niemand auf die Idee private Informationen darauf zu speichern.

Der Nachteil dessen ist jedoch, dass Sie sehr gute Sicherheits-Software benötigen. Denn mit mehreren Nutzern an einem Rechner kann es vielleicht irgendwann passieren, dass jemand eine Webseite öffnet, die versucht einen Trojaner oder andere Schadsoftware zu installieren.

10. Retten Sie Ihren alten PC

Falls Sie einen selbst zusammengestellten Computer haben, dann können Sie die Kosten für Ihren neuen Rechner reduzieren, indem Sie ein paar Teile aus dem alten in den neuen Rechner einbauen. Gut geeignet für dieses Unterfangen sind die Laufwerke, die Stromversorgung, und manchmal sogar der Arbeitsspeicher.

Abhängig davon, wie viel Sie wiederverwenden ist die Unterscheidung zwischen neuem Computer und einem Upgrade schwammig. Wenn Sie das Mainboard, die CPU, Arbeitsspeicher und die Festplatte ersetzen, aber das Gehäuse, die Stromversorgung, die Laufwerke und die Grafikkarte behalten, handelt es sich dann um einen neuen Computer oder um ein Upgrade?

Nichtsdestotrotz werden Sie noch ein paar alte Teile übrig haben, was uns zum nächsten Punkt führt.

11. Verkaufen sie ihn

Irgendwo auf eBay gibt es jemanden, der einen Computer oder Computerteile sucht. Es kann sein, dass diese Person sich keinen neuen PC leisten kann, oder sie sucht nach einem Zweitrechner für die Familie. Ihr alter PC, für das richtige Geld angeboten, kann genau das sein, was diese Person sucht. Angenommen alles läuft glatt, dann ist es ein Gewinn für beide Seiten. Sie werden Ihre alte Hardware los und die andere Person kann diese günstig erhalten.

Jedoch ist ein Computerverkauf im Internet nicht so einfach wie bei einem Garagenverkauf. Denn auch auf eBay tummeln sich Betrüger, die versuchen unachtsame Käufer über’s Ohr zu hauen. Beispielsweise werden das Geld und die Ware versendet, dann verschwindet aber auf mysteriösem Weg plötzlich die versendete Hardware und „kommt nicht an". Sie sollten besondere Vorsicht walten lassen, wenn jemand Western Union verwenden will und eine ausländische Adresse angibt.

Für größtmögliche Sicherheit sollten Sie Ihre Ware lokal oder notfalls nur innerhalb ihres Landes verkaufen. Desweiteren können Sie über einen Treuhänder wie Paypal sicherer verkaufen. Leider gibt es sogar dort spezialisierte Betrüger, die ihren Vorteil aus dem Handel über Paypal ziehen.

Wie Sie gesehen haben gibt es für einen alten Computer noch einige Verwendungsmöglichkeiten, insbesondere wenn sich dieser noch in einem guten Zustand befindet. Und nicht alle Computeranwendungen setzen einen Quad-Core mit High-End-Grafikkarte voraus. Also, wenn Ihr alter Rechner irgendwo in der Abstellkammer steht, so können Sie diesen wieder ausgraben und verwenden. Wer weiß? Vielleicht ist es Ihr Rechner, der das erste Signal von intelligentem Leben außerhalb unseres Planeten identifiziert.

Quelle: PC-Welt