Volkswagen will den Zugang zur E-Mobilität stärker vereinfachen. Dazu werden neue Ladetechniken und -dienste ins Programm genommen sowie der Ausbau des Ladenetzes in den kommenden Jahren nochmals erweitert. Das Unternehmen kündigte am Mittwoch an, dass etwa 2022 alle ID-Modelle statt der teils als umständlich empfundenen Ladekarte allein mit einer verschlüsselten Kommunikation über das Kabel an Schnellladesäulen erkannt und mit Strom "betankt" werden können. Dieses Plug-and-Charge-Verfahren stehe vor dem Start.
Wie es bei einer Veranstaltung in Berlin weiter hieß, sollen Nutzer von E-Autos zudem bald Zugriff auf ein größeres Ladenetz erhalten. Zu den heute gut 270.000 angebundenen öffentlichen Ladepunkten in Europa sollen bis 2025 rund 53.000 mit Partnern und Händlern hinzukommen. Laden ohne Karte werde ab dem neuen Jahr im Netz des Konsortiums Ionity sowie an Stationen von Aral, BP oder Eon möglich sein.
Ladenetz wächst
Die Schaffung weiterer Lademöglichkeiten gilt als zentrale Bedingung, um den Hochlauf der Elektromobilität aufrechterhalten zu können. VW-Konzernchef Herbert Diess sagte jüngst zu Kritik an schleppender Planung mit einzelnen Tankstellenbetreibern: "Ich glaube fast, dass das Ladenetz derzeit schneller wächst als der Absatz der E-Fahrzeuge. Das Laden wird nicht der Engpass bleiben in der Elektrifizierung, die größere Herausforderung wird die Batteriefertigung sein."
Die neue Bundesregierung hat die Kaufprämien für E-Autos gerade verlängert. Für reine Stromer soll es auch 2022 bis zu 9.000 Euro geben, für Plug-in-Hybride bis zu 6.750 Euro. 2023 soll dann eine Reform der staatlichen Zuschüsse greifen.
Das Elektroauto als Pufferspeicher
VW erweitert auch das Geschäft mit Energiedienstleistungen. So sollen E-Autos künftig etwa nicht benötigten Strom ins öffentliche Netz oder ins eigene Haus einspeisen können - umgekehrt werde sich der Wagen gezielt dann laden lassen, wenn gerade besonders viel erneuerbar produzierte Elektrizität aus Wind- oder Solarkraft verfügbar ist. Stromerzeuger müssen ihre Anlagen bei Spitzenlasten teils abregeln, solange es nicht hinreichende Speicherkapazitäten im Netz gibt.
Die Managerin Elke Temme sagte, wenn die Batterien der E-Fahrzeuge selbst als mobile, kleine Speicher angesehen würden, könne die Energie-Effizienz verbessert werden. Das sogenannte bidirektionale Laden ist nach Angaben von Volkswagen kurz vor der Markteinführung.
Laut einer Kundenbefragung nutzt die Mehrheit (67 Prozent) das E-Auto für tägliche Strecken zwischen 11 und 50 Kilometern. Ganze 70 Prozent laden den Wagen zu Hause, ein ebenso großer Anteil nutzt nur Ökostrom. (dpa/rs)