Nach dem verlustreichen Jahr 2020 hofft die Marke der leichten Volkswagen-Nutzfahrzeuge (VWN) auf die Zugkraft von neuen Modellen, E-Mobilität und autonomem Fahren. Die Sparte mit Hauptsitz in Hannover häufte zuletzt ein Minus von 454 Millionen Euro im laufenden Geschäft an - nach 510 Millionen Euro Gewinn im Vorjahr. Dies lag vor allem am Corona-Einbruch, aber auch an hohen Kosten für das Erreichen einer besseren CO2-Bilanz sowie weiteren Investitionen.
Vorstandschef Carsten Intra will die durchwachsenen Zahlen mit Hilfe neuer Projekte möglichst bald abstreifen, wie er am Donnerstag erklärte. Man nehme vorübergehend "bewusst negative Ergebnisse in Kauf". Das habe die Rückdeckung der Konzernzentrale in Wolfsburg.
Elektrische Nachfolger soll bald vom Band rollen
VWN stecke mitten in der Transformation, der Umbau des Angebots sei entsprechend aufwendig. Bald kämen aber neue Modelle heraus: im Juni der T7 Multivan sowie ab dem nächsten Jahr der elektrische VW-Bus ID.Buzz und der mit Ford entwickelte Nachfolger des Pick-ups Amarok.
Vorerst bleibt die Lage angespannt. Im Jahr 2020 brachen die Auslieferungen um knapp ein Fünftel auf 372.000 Fahrzeuge ein, nur in der Vertriebsregion Mittleren Osten mit dem Markt Türkei gab es Zuwächse. Der Gesamtumsatz sank von 11,5 auf 9,4 Milliarden Euro. Es sei "ein Jahr gewesen, das uns einiges abverlangt hat", meinte Intra.
Für 2021 werden über 400.000 Auslieferungen angepeilt. Die Ausgaben für Werke und zusätzliche Modelle dürften im Autogeschäft aber voraussichtlich nochmals ein negatives Betriebsergebnis bringen.
Autonomes Fahren im ID.Buzz
Nach den "Weichenstellungen" 2020 und 2021 solle es dann aufwärts gehen. Im VW-Konzern hat die Marke die Zuständigkeit für das autonome Fahren. Es soll zuerst im ID.Buzz kommen, Tests starten nun. Ab 2025 ist bei VW der Einsatz der Technologie im Straßenverkehr geplant.
Ein Jahr davor soll in Hannover bereits die Auftragsproduktion des elektrischen und mit eigener Software ausgestatteten Oberklasseautos D-SUV anlaufen. Dort führt Audi Regie, Kollegen von Porsche bereiten das Großprojekt ebenfalls mit vor. "Ein mittelgroßes Team wird jetzt aufgestellt", hieß es. Die Entwicklungsphase gehe los.
Auch der Stammsitz von VWN wird schrittweise für die Bau reiner E-Fahrzeuge umgerüstet. Insgesamt pumpt der Konzern dazu Milliarden in sein Netz. Zudem arbeitet er bei einem Klein-Pkw und bei kleinen Nutzfahrzeugen mit Ford zusammen. "Die wesentlichen Verträge sind unter Dach und Fach", sagte Intra. Die Kooperation soll wegen der Ausnutzung gemeinsamer Größenvorteile hohe Einspareffekte haben.
Eine Belastung waren dagegen zuletzt die durchschnittlichen CO2-Werte von VWN. Die Regeln zur neuen Lenkungsabgabe schlugen bei der Marke mit 340 Millionen Euro zu Buche. Man sehe dies aber eher als Sondereffekt - und arbeite daran, künftig einen besseren Flottenwert zu erreichen. Das soll auch dank der geplanten E-Modelle klappen.
Über den Fahrzeugbau hinaus geht es bei VWN stärker als bisher um ergänzende Dienstleistungen. Im Sommer soll etwa das Unternehmen Cito starten. Die digitale Kommunikationsplattform versorgt Zusteller von Kurier- und Paketdiensten mit präziseren Informationen zur Tourenplanung und soll so zum Beispiel Leerfahrten verhindern. (dpa/rs)