Service-orientierte Architektur macht Integration kinderleicht. Sie wird Prozesse wie Legosteine zusammensetzen. Alles wird billiger. Und Henning Kagermann kann zaubern ... Was Anbieter wie SAP, IBM und andere unter SOA ankündigen, klingt deutlich euphorischer, als Anwender wie Johannes Helbig von der Post über das Schlagwort sagen, das seit rund zwei Jahren den Markt aufmischt (Seite 16 "Kein schnelles Glück"). SOA sei eine gute Vision, sagt CIO Helbig. SOA schaffe auch Flexibilität. Und wenn man SOA in kleinen Schritten einführt, werde es gar nicht so teuer.
Aber billig wird es nicht. Dafür ist der Anspruch einfach zu groß, die eigenen Prozesse kostengünstig in IT zu gießen und obendrein Kunden und Lieferanten einzubeziehen. Ein Drittel der Anfragen zu ESA, dem SOA-Angebot von SAP, kämen aus Vertrieb oder Einkauf, sagt Gerhard Oswald, Vorstand bei SAP. Das Interesse sei groß, die Skepsis allerdings auch. Schnittstellen zu Kunden und Lieferanten sind schließlich nicht erst seit ESA ein Problem. "Was ist denn die Alternative?", fragt Oswald ketzerisch: "Weiter faxen?"
Natürlich hat Oswald nicht Unrecht, wenn er die chronische Skepsis anprangert, mit der vor allem deutsche Unternehmen SOA angehen. "Die Amerikaner stellen nicht den Anspruch, es müsse gleich alles perfekt sein", sagt der SAP-Vorstand. Selbst die Chinesen zeigten weniger Skepsis. Deutsche jedoch möchten lieber erst fertige Abläufe in SOA abgebildet sehen, anstatt womöglich auf ein Hype-Thema hereinzufallen. SAP verspricht, noch in diesem Monat Referenzen für Services in ESA zu präsentieren. Mit neuen Lizenzmodellen für die Services ist man allerdings noch nicht so weit. Wer eine Netweaver-Lizenz hat, den braucht das nicht zu interessieren, ESA ist damit abgedeckt. Wer jedoch nur einen Baustein aus dem schönen, neuen Legokasten haben möchte, für den bleibt die Kostenfrage für dieses Jahr noch offen.
Zum Glück spielt Geld aber auch nicht mehr eine derartig dominante Rolle wie in den vergangenen Jahren (Seite 56 "IT-Ausgaben 2006"). Eine Umfrage von Techconsult liefert erste Indizien dafür, wohin CIOs ihre IT-Budgets für 2006 verschieben. Services steigen demnach am stärksten in der Nachfrage, vor Software und Verbindungsentgelten.
Viel Spaß beim Vergleichen mit dem eigenen Budget!
Ihre CIO-Redaktion