84 Prozent der befragten Städte, Berliner Bezirke, Gemeinden und Landkreise Brandenburgs gehen von einer zunehmenden Bedeutung des Social Web aus. Für 74 Prozent sind Bewertungen, Empfehlungen, Beteiligungsmöglichkeiten und die soziale Vernetzung schon heute ein wichtiges Thema. Das ergab die nach eigenen Angaben erste wissenschaftliche Untersuchung zur Nutzung von Web 2.0-Anwendungen und -Technologien in der öffentlichen Verwaltung von der Universität Potsdam im Auftrag des E-Government-Netzwerks Amt24.
Fast zwei Drittel der online befragten Ämter nutzen demnach heute schon mindestens eine soziale Anwendung. Dabei stehen Möglichkeiten zur Verschlagwortung (Tagging), zur Bewertung und Empfehlung, Beteiligungsportale (zum Beispiel für Eingaben) und Soziale Netzwerke ganz oben auf der Liste. Im Mittelfeld liegen Foren, Dienste für Web- und Videokonferenzen sowie Wikis. Auf den Schlussplätzen landen bei den Verwaltungen in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg RSS-Feeds und Mashups.
Neben dem relativ hohen Wert an aktuellen Nutzern im Web 2.0 auf Seiten der ostdeutschen Verwaltungen planen weitere 11 Prozent den Einsatz derartiger Diensten. Bei den in der Einführungs- oder Testphase befindlichen Projekten stehen Diskussionsforen sowie Beteiligungsportale, soziale Netzwerke und RSS-Dienste besonders hoch im Kurs. Damit gewinnen diese - bislang zum Teil weniger genutzten Anwendungen - eine größere Bedeutung.
Die größten Vorteile sehen die Befragten in der Steigerung der Dienstleistungsqualität und einem damit verbesserten Image ihres Standorts. Größte Hindernisse für die Einführung von Social Media-Anwendungen sind aus Sicht der regionalen Behörden die Finanzierung, fehlendes Know-how sowie die Akzeptanz der Mitarbeiter in den öffentlichen Verwaltungen.
Leuchtturmprojekte zeigen, was in Berlin und Brandenburg möglich ist
Die Universität Potsdam ermittelte im Rahmen der repräsentativen Studie zugleich außergewöhnliche Beispiele für die Nutzung des Web 2.0. Als herausragende Beteiligungsportale bewerteten die Wissenschaftler das Dienstleistungsportal der brandenburgischen Landesverwaltung „Maerker Brandenburg" sowie den Bürgerhaushalt von Berlin-Lichtenberg. Als besonderes Beispiel für verwaltungsinternes Wissensmanagement führen die Wirtschaftswissenschaftler ein Wiki der Stadt Potsdam zur „Fortschreibung der Allgemeinen Dienstordnung" auf.
Der Fachbereich Wirtschaftsinformatik der Universität Potsdam befragte im Auftrag des E-Government-Netzwerks Amt24 e.V. im Zeitraum Oktober bis November 2009 insgesamt 227 Verwaltungen in den Bundesländern Berlin und Brandenburg.
Im Fokus der Online-Befragung stand der Einsatz von Web 2.0-Anwendungen und Technologien für die Kommunikation zwischen Behörden und Bürgern. Die Rücklaufquote lag in Berlin bei 33,3 Prozent, in Brandenburg bei 17,2 Prozent. Bei Ämtern für bis zu 20.000 Einwohner meldeten drei Viertel der Befragten ihre Ergebnisse zurück, bei Behörden für mehr als 100.000 Einwohner lag die Quote bei rund 20 Prozent.
Das E-Government-Netzwerk Amt24 e. V, ein Verbund aus Wirtschaft und Wissenschaft, bezeichnet sich als „das E-Government-Netzwerk aus der deutschen Hauptstadt" und will Ansprechpartner für Verwaltungsprozesse, Fachverfahren, Internetkommunikation, Portale und Softwareentwicklung und IT-Services sein.
Das Netzwerk Amt24 wird unterstützt durch Booz & Company, DResearch Digital Media Systems GmbH, Fraunhofer E-Government Zentrum, Hewlett-Packard , Infopark AG, Infora, init AG für Digitale Kommunikation, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Electronic Government der Universität Potsdam, Lehrstuhl für Systemanalyse und Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität Berlin, Micus Management Consulting , Prisma, Schütze Consulting Informationssysteme und Scopeland Technology.
Mehr Informationen zur Studie gibt es unter: http://www.amt24.de/PM/portal/de/service/web_2_0_studie/index.html