Wer heute im World Wide Web unterwegs ist, kümmert sich häufig um eine Vielzahl sozialer Anwendungen. Es wird zunehmend schwieriger, den Überblick über die eigenen Online-Profile und auch die jeweils getätigten Aussagen oder Aktionen zu behalten. Auch Unternehmen wollen wissen, wie sich eine Aktion im Netz (nicht) verbreitet. Schließlich gibt es noch viele andere Gründe und Gelegenheiten die sozialen Netzwerke nach Namen, Themen und Einträgen zu durchforsten - sowohl für professionelle wie auch für private Anwender.
Um die Verwaltung der zahlreichen Angebote zu erleichtern, braucht es Tools zum Monitoring und zum Sammeln von Informationen aus den verschiedenen sozialen Netzen. Die Zahl der verfügbaren Werkzeuge ist schier unendlich - deshalb stellen wir hier nur einen kleinen Auszug vor. Zudem haben wir uns auf Lösungen konzentriert, die "Otto-Normal-Anwender" möglichst kostengünstig direkt von seinem Desktop aus einsetzen kann.
Erwaehnung: Wo taucht wer oder was auf?
Für erste Erfahrungen im Social Media Monitoring bietet sich das Tool "mention" an, das in Deutschland als "Erwaehnung" in der Grundversion zur freien Verfügung steht.
Was kann Erwaehnung leisten?
Freie Lösung, die nach kurzer Anmeldung in der Grundversion darüber Auskunft gibt, wo im Web zuvor definierte Begriffe aufgefunden wurden.
arbeitet in Echtzeit (Benachrichtigung via E-Mail ist ebenfalls möglich) und kann sowohl als Anwendung unter Windows als auch im Browser verwendet werden.
Die sogenannten Alerts können mit Hilfe von Bedingungen wie "keines dieser Worte" oder "mindestens eines dieser Worte" gut differenziert werden. Zudem hilft eine am Verhalten des Nutzers lernende Technik, die von den Entwickler als Anti-Noise bezeichnet wird, sinnvoll dabei, uninteressante Erwähnungen oder Spam zu blockieren.
Fazit: "mention" respektive "Erwaehnung" macht es gerade Einsteigern einfach, einen Überblick darüber zu bekommen, auf welchem Kanal ein bestimmter Suchbegriff erwähnt wurde. Die gut zu verwendenden Einstellmöglichkeiten helfen dabei, schnell zum Ziel zu kommen und für diese ersten Erfahrungen reicht der "Free Plan" mit drei Alerts und 500 Mentions im Monat auch aus.
So sehr wir es jedoch grundsätzlich begrüßen, wenn im von der englischen Sprache geprägten Internet ein solches Tool "eingedeutscht" wird, fragen wir uns doch, was sich die Entwickler hier gedacht haben: Neben der eher unnötigen Übersetzung des Namens in "Erwaehnung" haben sie die "Alerts" (hier wäre Alarm sinnvoll gewesen) ebenso wie die Abfragebedingungen (die ja Einsteigern gerade Probleme machen können) in englischer Sprache beibehalten.
Was weiterhin negativ auffällt: An vielen Stellen wird sehr groß eine Android-App angekündigt und auf der Web-Seite auch auf diese verlinkt. Dabei stört es schon, dass der Text zur App im Playstore in Französisch ist. Wer dann wie wir versucht, die App auf einem Android-Gerät in Deutschland zu installieren, findet die App nicht einmal im deutschen Play Store - sie ist nicht für deutsche Geräte gedacht und lässt sich dort deshalb auch nicht installieren. Hier ist dringend eine Nachbearbeitung seitens des Anbieters gefordert!
TwentyFeet: Übersicht mit der Giraffe
Wie viele andere Lösungen aus diesem Bereich steht auch die Anwendung "TwentyFeet" in ihrer Grundversion zur freien Verfügung. Mit der Giraffe als Wappentier wollen die Anwender ebenso wie mit Namen "TwentyFeet" andeuten, dass es mit ihrem Portal möglich ist, sich einen großen Überblick über die Statistiken der verschiedenen Dienste im sozialen Web zu verschaffen.
Welche Vorteile bietet der Einsatz von TwentyFeet?
Klar strukturiertes Portal, das in deutscher Sprache zur Verfügung steht und auch für Einsteiger leicht zu bedienen ist.
Ein Facebook- und ein Twitter-Konto können kostenlos (mit leicht eingeschränkten Möglichkeiten im Gegensatz zur kostenpflichtigen Version) überwacht und ausgewertet werden.
Während einer Testphase von 30 Tagen kann der Nutzer auch die Statistiken von Google Analytics, Youtube, MySpace, Bit.ly oder Facebook-Gruppen mit einbinden.
Was uns nicht so gefallen hat:
Das Bezahlmodell mit sogenannten "Credits" ist unübersichtlich und unserer Meinung nach unnötig kompliziert - warum nicht einfach Preise angeben?
Wer das kostenlose Konto verwendet, bekommt von der Anwendung jede Woche zwangsweise eine Meldung mittels seines Twitter-Accounts gepostet, die seine Statistik mitteilt (und zugleich zeigt, wie das Portal im Namen des Nutzers Meldungen absetzen kann!).
Mit der Begründung "weil wir kostengünstig" sind, wird beispielsweise nur PayPal als Zahlungsmethode akzeptiert und telefonischer Support oder Kontaktdaten auch für zahlende Anwender nicht angeboten.
Fazit: Uns gefallen die Möglichkeiten, die von TwentyFeet angeboten werden, sehr gut. Gerade für Einsteiger sind sie gut geeignet, und wer eben nur sein Facebook- und Twitter-Konto im Überblick behalten und einmal in der Woche eine Twitter-Nachricht von TwentyFeet in seinem Namen akzeptieren kann, findet hier eine gute Lösung. Für den deutschen Markt sollte sich das Unternehmen noch mehr bemühen, weitere anerkannte Zahlungsmethoden und eine entsprechenden Support zu etablieren - wer zahlt, hat auch das Anrecht auf weitergehende Unterstützung durch seinen Dienstleister.
SproutSocial: Der Schritt zur Profi-Lösung
Das nächste Portal, das wir hier vorstellen möchten, geht mit seinem Angebot noch einen Schritt weiter in Richtung professioneller Anwender. Das bedeutet aber auch, dass es von SproutSocial keine freie Version gibt. Dafür können Anwender alle drei "Pläne" des Anbieters komplett und uneingeschränkt für 30 Tage testen.
Welche Möglichkeiten bietet SproutSocial?
Sehr umfangreiche Portal-Lösung, die nicht nur das Monitoring von Social-Media-Kanälen beinhaltet, sondern auch die Zusammenarbeit als Team mit Hilfe des Tools erleichtert.
Weitere Features wie CRM-Merkmale und ein integrierter Help-Desk, der es ermöglicht, die entsprechenden Nachrichten direkt in ein Support-Ticket zu wandeln, runden die Lösung ab.
Anwendungen für iPad- und iPhone sowie für Android-Telefone und -Tablets stehen ebenfalls bereit.
Fazit: Mit SproutSocial steht eine sehr umfangreiche und professionelle Lösung bereit, die es einem Anwender ermöglicht, Aktivitäten im Netz gut im Überblick zu behalten und dies auch als Teamprojekt zu betreiben. Die Möglichkeit, auch den großen "Deluxe-Plan" mit 50 Profilen und entsprechender Unterstützung durch den Anbieter auszuprobieren, sollte eine Entscheidung erleichtern können. Leider handelt es sich hier um eine rein amerikanische Firma, die in ihrem gesamten Angebot an keiner Stelle erkennen lässt, dass sie jemals Interesse daran hätte, andere Sprachen und Länder nativ zu unterstützen - schade, denn eine deutschsprachige Version würde dieses Portal sehr gut abrunden.
SocialMotus: Für Profis entwickelt
Auch SocialMotus hat den Fokus eindeutig auf die Unterstützung von Firmen gelegt, die sich in den sozialen Netzen bewegen. Dabei bietet das Portal aber nicht nur die Überwachung dieser Online-Kanäle an, sondern kann auch mit entsprechenden Managementfunktionen aufwarten.
Welche Features stellt SocialMotus bereit?
Twitter-, Facebook- und LinkedIn-Accounts können verwaltet aber auch sehr gut "gemessen" werden: Gerade in Hinblick auf einer Twitter-Account bietet das Portal interessante und grafisch gut dargestellte Ergebnisse.
Mittels der sechs unterschiedlichen Bereiche Manage, Publish, Engage, Feeds, Monitor und Measure kann ein Nutzer (auch als Team in der Firma) die entsprechenden Konten überwachen.
Das Portal steht kostenlos für einen 30-Tage-Test zur Verfügung, ohne dass dabei wie bei anderen ähnlichen Portalen schon Kreditkartendaten angegeben werden müssen.
Was uns bei SocialMotus nicht so gut gefallen hat:
Das Portal startet mit einem Dashboard, das relativ unübersichtlich ist und auch nicht auf Anhieb alle verbundenen Konten, sondern standardmäßig zunächst einmal nur die Statistik des verbundenen Twitter-Kontos anzeigt.
Das Portal unterstützt ausschließlich die englische Sprache
Wie viele amerikanische Portale dieser Art legen die Macher viel Wert auf automatische Antworten: So kann nicht nur der Nutzer entsprechend seine Konto automatisieren, sondern SocialMotus folgt dem Nutzer auch automatisch, ungefragt und mit entsprechender Direktnachricht - was wir eher als lästig empfinden.
Fazit: Insgesamtkann SocialMotus eine eindrucksvolle Palette an Möglichkeiten und Features bieten. Leider sind diese Möglichkeiten etwas inkonsistent aufgebaut und für deutsche Verhältnisse setzen die Macher zu sehr auf das automatische "Verfolgen" und Versenden. Weiterhin hat es uns gestört, dass einige Optionen - dazu gehört die Einstellung einer Auto-Responder-Nachricht für Twitter oder die Konfiguration eines Feed-Filters für Facebook - unter keinem unserer Browser funktioniert: Nach einem Klick passiert einfach nichts. Eine interessante Lösung, an der die Anbieter aber im Detail noch nachbessern sollten - vor allem dann, wenn die Nutzer nach einem Monat Testnutzung 15 US-Dollar pro Lizenz und Monat zahlen sollen.
Welche Lösungen bleiben, die einfach und kostengünstig sind?
Wie bereits erwähnt ist das Angebot an Lösungen schwer zu überschauen und so waren einige Portale schon nicht mehr aufzufinden oder eindeutig "out of business", die wir bei einer ersten Recherche vor einem halben Jahr noch als interessant eingestuft hatten. Für einen "normalen" Anwender oder eine kleine Firma beziehungsweise Selbstständige, die ihr Engagement im Social-Web im Griff behalten wollen, rechnen sich unserer Meinung nach die großen, umfangreichen Lösungen kaum.
Unser Tipp dazu: Behalten Sie den Überblick mit einer Software wie dem Tweetdeck, die es Ihnen kostenlos ermöglicht, mehrere Accounts unter einer Oberfläche und von diversen Endgeräten aus zu verwalten. Wem diese Twitter-eigene Lösung nicht gefällt, der findet im Web eine große Zahl von Alternativen wie HootSuite (zu der in der Zwischenzeit auch die bekannte und beliebte Anwendung Seesmic gehört). Auch für die neue Kacheloberfläche von Windows 8 stehen in der Zwischenzeit bereits entsprechende Anwendungen wie MetroTwit for Windows 8 bereit, die auch auf Tablets eine entsprechende Bedienung bieten können.
Wenn Sie diese Anwendung mit Lösung wie der freien Version von TwentyFeet kombinieren, sollten Sie schon einen generellen Überblick bekommen können.
Was uns abschließend bei allen Lösungen etwas gestört hat, ist die Tatsache, dass keine davon die Möglichkeit bot, auch das soziale Netz Google+ mit einzubinden. Das mag an der noch geringen Verbreitung dieser Lösung liegen, kann aber auch mit dem Bestreben vieler Anbieter einhergehen, den Nutzer möglichst nur über die eigenen Werkzeuge einen Zugang zu gewähren. So mussten wir bei einigen Lösungen wie beispielsweise Sobees feststellen, dass die versprochene Verbindung und damit verbundene Auswertung der sozialen Netze wie Facebook einfach nicht funktioniert - weshalb wir dieses Portal hier auch nur erwähnen.
Tipp zum Abschluss: Wer hat denn nun alles Zugriff?
Es liegt im Wesen der sozialen Medien und Netze sowie der darin genutzten Anwendungen, dass möglichst viele Daten und Programme miteinander verknüpft werden. So haben wir wohl noch nie so vielen anderen Apps und/oder Programmen Zugriff auf unsere Social-Media-Accounts gewähren müssen, wie während der Testphase für diesen Bericht.
Deshalb hier zum Abschluss auch unser guter Rat: Bleiben Sie stets wachsam, wer - und damit meinen wir auch welches andere Programm beziehungsweise welche andere Social-Media-Anwendung aus dem Web - Zugriff auf Ihre Konten hat. Gerade wenn ein Nutzer versucht, die Informationen aus den verschiedensten Anwendungen, Blogs und Web-Seiten zu kumulieren, müssen diese Zugriffe gewährt werden. Mindestens ebenso wichtig ist es aber, diese Zugriffe auch wieder zu begrenzen beziehungsweise komplett zu unterbinden, wenn die entsprechende Anwendung oder Seite nicht mehr zum Einsatz kommt.
Deshalb sollten Sie immer wieder ein kritischen Blick auf die Einstellungen Ihres Twitter- oder auch Facebook-Kontos werfen und dort speziell bei den Anwendungen oder Anwendungseinstellungen (beim Facebook-Konto) nachzuschauen, welche Zugriffe nicht mehr gebraucht werden - Sie werden sich wundern, welche "Altlasten" da häufig auftauchen, die dann beispielsweise durchaus das Recht besitzen, im Namen des Nutzers auf der Seite Nachrichten zu posten.